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Auch das Paradies wirft Schatten

Auch das Paradies wirft Schatten

Titel: Auch das Paradies wirft Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verstummte aber, als er den Lenker des Autos erkannte. Nachdem es ihm gelungen war, die Pferde zu beruhigen, fuhr er weiter.
    Vorsichtig suchte sich Pedro von Mathilde zu lösen. In diesem Augenblick wurde die Frage ›Ohnmächtig oder nicht?‹ beantwortet. ›Nicht‹ lautete die Erwiderung. Pedro fühlte sich ergriffen, zwei blutrot geschminkte Lippen strebten den seinen entgegen, ein heißer Atem traf sein Gesicht, ein ganzer schlanker Körper preßte sich bebend an ihn, und dann küßten ihn die blutroten Lippen mit einer Wildheit, die ihn wehrlos machte.
    »Verzeih mir, Pedro«, stammelte Mathilde von Bahrenhof, »ich kann nicht anders. Ich hatte dich abgelenkt, ich wäre schuld an allem gewesen, was hätte passieren können. Das Entsetzen sitzt mir noch in den Gliedern. Den Tod vor Augen, erkannte ich, wie's um mich steht – und um dich. Wir lieben uns. Meine Küsse mischen sich mit den deinen …«
    Mit den meinen? dachte Pedro verwirrt, und Widerspruch regte sich in ihm.
    Rasch legte sie ihm ihre schmale, nach Kölnisch Wasser duftende Hand auf den Mund. »Sei still, ich spüre noch deinen Kuß.«
    Ein Auto hupte hinter ihnen. Ihr Wagen stand schräg auf der Straße und bildete dadurch ein Hindernis, das zu beseitigen Pedro sich angelegen lassen sein mußte. Er ließ den abgewürgten Motor wieder anspringen, legte den Gang ein und gab Gas. Bis Niederstadt sprach er kein Wort mehr, auch Mathilde schwieg. Das Teilstück, das sie weitergekommen war, bereitete ihr verhaltene Triumphgefühle.
    Die Straße wurde wieder besser. Bäume und Felder flogen an ihnen vorbei, die helle Herbstsonne spiegelte sich in Teichen und Tümpeln im Gelände. Am Ziel bat Mathilde, bei ihrer Schneiderin abgesetzt und dort später wieder abgeholt zu werden.
    »Wann?« fragte Pedro knapp.
    »Wenn du fertig bist.«
    »Wann sind Sie's?«
    »Ich richte mich nach dir.«
    »Ich mich nach Ihnen.«
    »Also gut, in zwei Stunden«, beendete sie den unterschiedlichen Dialog, der sie dazu ermahnte, ihre Triumphgefühle noch nicht allzu stark ins Kraut schießen zu lassen.
    Dr. Faber hatte in Boltenberge seinen Wagen schon verlassen und war in sein Geschäft getreten, als Siegurd von Aarfeld noch immer bei Marianne Klett stand und auf sie einredete: »Sie dürfen einfach nicht nein sagen, gnädiges Fräulein. Was soll ich ohne Sie in der Ohio-Bar? Machen Sie mir doch das Vergnügen.«
    »Nachts schlafe ich«, entgegnete Marianne ein wenig unsicher. »Ich muß früh frisch sein im Dienst. Dr. Faber darf das von mir erwarten. Übrigens«, sagte sie und setzte sich ein wenig ab von Siegurd, »muß ich jetzt zu ihm, er will mir sicher gleich ein paar Briefe diktieren.«
    Siegurd ergriff ihren Arm und hielt sie fest. »Ich lasse Sie nicht gehen, bis Sie meine Einladung angenommen haben. Sie wissen, daß Sie entzückend sind. Sicher haben Ihnen das schon viele Männer vor mir gesagt, ich kann es nur wiederholen. Diese Fahrt nach Boltenberge war ein süßes Erlebnis für mich. Nennen Sie mich nicht kindisch. Ich muß Sie heute abend wiedersehen.«
    Es gibt auch unter Schürzenjägern noch Rangstufen. Siegurd von Aarfeld war einer mit Format.
    Als er sah, daß Marianne Klett den Kopf schüttelte und sich freimachen wollte, setzte er beschwörenden Tones hinzu: »Soll ich hier auf offener Straße, vor allen Leuten, vor Ihnen auf die Knie fallen? Ich tue es, wenn Sie mich dazu zwingen.«
    »Sind Sie verrückt?«
    »Natürlich bin ich das! Verrückt nach Ihnen!«
    Welcher Frau hätte das nicht gefallen, vor allem auch deshalb, weil als Substanz hinter diesen Worten ein leibhaftiger Baron steckte?
    Marianne fing an, weich zu werden. Siegurd, der das natürlich sofort merkte, bot seinen ganzen Charme, den er in ein schmelzendes, strahlendes Lächeln hineinlegen konnte, auf und sagte: »Ich sehe, Sie kommen zur Vernunft, Sie willigen also ein?«
    »Vielleicht …«
    »Sagt eine schöne Frau ›vielleicht‹, dann hast du bei ihr viel erreicht«, trällerte Siegurd vergnügt. »Ihr ›vielleicht‹ lasse ich deshalb gelten und werde Punkt acht Uhr abends vor Ihrer Tür stehen. Ihre Adresse, bitte?«
    »Mozartstraße 4 – aber wenn ich komme, nur auf ein Glas Wein, ein Stündchen.«
    »Einverstanden, nur auf ein Glas Wein, ein Stündchen.« Siegurd beugte sich über Mariannes Hand und küßte sie zart. »Eine Stunde Glück. Wie sagt doch Schiller? ›Einen Tag gelebt im Paradiese ist nicht zu teuer mit dem Tod bezahlte.‹ Ich kann das nur

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