Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
Hehl daraus. Die Ökofreaks gelten als ziemlich friedfertig, aber ich befürchtete, dass ein handfester Streit entstehen würde. Ich dachte schon, dass alles scheußlich daneben gehen würde und
wie ich ihn hier rauskriegen sollte, als dieser Amerikaner auftauchte. Das war der Typ, von dem Theo wollte, dass Rob ihn kennenlernte. Er war aus der U S-Army desertiert und von Kanada aus mit einem gefälschten Ausweis hergekommen. Er ist vor dem geflohen, was er für einen ungerechten Krieg hielt. Ich wusste nicht, wie Rob darauf reagieren würde.
Die beiden kamen ins Gespräch, und alle anderen wurden still. Sie sind alle gegen den Krieg – das ist selbstverständlich –, doch niemand von ihnen war tatsächlich einmal in einem Kriegsgebiet und hat das gesehen, was die beiden gesehen haben. Der Amerikaner hatte ihre volle Aufmerksamkeit, als er von den Ereignissen erzählte, die dazu geführt haben, dass er desertiert ist.
»Ich hab mich gefühlt, als ob auch der letzte Tropfen Menschlichkeit aus mir rausgequetscht worden wäre«, sagte er schließlich. »Als hätte ich mich in eine Killermaschine verwandelt. Als sie mich für einen weiteren Zeitraum hinschicken wollten, musste ich da raus. Ich gebe nicht den Taliban die Schuld. Ich konnte sie nicht einmal mehr hassen. Versteht ihr? Auch wenn sie unsere Jungs aufs Korn genommen haben. Sie verteidigen doch nur ihr Land. Ich gebe den Leuten die Schuld, die uns dahin schicken. In dem Punkt sind sie Kriminelle.«
Rob nickte, als würde er dem zustimmen, und dann fing er an, ein paar von seinen Geschichten zu erzählen. Er kann sehr redegewandt sein, wenn er will, mit einem Sinn für kleine Details, die einem den Magen umdrehen oder die Tränen in den Augen prickeln lassen. Er selbst scheint nicht weggucken zu können, und er sorgt dafür, dass man das auch nicht kann. So ist er eben.
Als ihre Geschichten erzählt waren, das Bier zu Ende gegangen und das Feuer nur noch Asche und glühende Holzkohle war, sagte der Amerikaner Gute Nacht und ging über den Strand davon. Ich habe
seinen Namen nie erfahren, weil er ihn nicht gesagt hat und wir ihn nicht wiedergesehen haben.
»Das braucht dicke Eier, das zu tun, was der Kerl gemacht hat«, sagte Rob später. »Der ist in Ordnung. Aber dieser Theo ist ein Arsch und die anderen sind Deppen. Ich möchte sie nicht in die Sache verwickelt haben. Und ich weiß nicht, was du mit Jimbo machen willst, aber das kannst du auch noch später angehen. Er hat das nicht, was man dazu braucht. Ich will ihn nirgendwo mit dabeihaben. Nur du und ich.«
Natürlich hat er recht. Darüber denke ich nach, während ich Jamie zurückfahre. Ich weiß, dass Rob recht hat, aber ich finde einfach nicht die Worte, den richtigen Weg, es zu tun.
26
Sie setzt mich zu Hause ab. Mum ist fort, ihr Auto steht nicht vor der Tür, doch Martha ist zu Hause. Sie hört meinen Schlüssel und passt mich an der Tür ab. Ich drücke mich an ihr vorbei zur Treppe. Ich muss duschen und mich umziehen.
»Alan hat angerufen«, ruft sie hinter mir her. »Er hat gefragt, wo du abgeblieben bist.«
Ich bleibe auf halber Treppe stehen. »Was hast du ihm gesagt?«
»Ich hab ihm gesagt, ich hätte keine Ahnung.«
»Danke, Martha. Vielen Dank. Was hat er dazu gemeint?«
»Er hat gesagt, wenn du diesen Nachmittag nicht doch noch kommst, brauchst du dir gar nicht mehr die Mühe zu machen überhaupt noch aufzukreuzen.«
»Dann gehe ich mal besser hin und bügel das bei ihm aus.«
Es geht auf drei Uhr zu. Ich stürme die Treppe wieder runter.
»Du hast eine klasse Party versäumt«, sagt sie, als ich schon auf die Tür zusteuere. »Lee war da.«
»Dafür hab ich im Moment echt keine Zeit.«
Sie reagiert nicht darauf und fährt mit dem fort, was sie zu sagen hat.
»Sie wollte wissen, ob du schon mit Caro Schluss gemacht hast.«
»Geht sie nichts an. Dich auch nicht. Bitte entschuldige mich jetzt. Durch dich hab ich noch die Chance, meinen Job zu retten.«
»Sie hat noch was gesagt. Dieser Typ. Der aus Caros Haus gekommen ist. Das warst nicht du. Eindeutig nicht. Und weißt du, warum?«
»Nein, Martha, das weiß ich nicht.«
Ich drehe mich um, um sie anzuschauen. Sie sieht aus wie ein Matador, der kurz davor ist, den tödlichen Stich zu setzen.
»Weil dieser Typ hinkt.«
Ich schnappe mir mein Fahrrad und nehme die Nebenstraßen und Seitengassen – den schnellsten Weg zu Rob. Als ich dort ankomme, sind die Vorhänge noch zugezogen. Ich klingele, doch niemand reagiert.
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