Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
Vom Netzwerk:
wollte Fotos von dem alten Kai machen.«
    Charlie Hands sieht mir nun wirklich nicht ähnlich, das ist schon mal sicher, aber ich halte den Mund.
    »Ich bewundere sie«, sagt Caro. »Sie haben sich einer Sache verpflichtet.«
    »Aha. Und welcher?«
    »Sie wollen Veränderungen – große Veränderungen. Weltweite Veränderungen. Und sie sind darauf vorbereitet, in Aktion zu treten, um sie zu erreichen.
    »Jede Menge Leute wollen Veränderungen.«
    »Ja, aber die sind nicht darauf vorbereitet, irgendetwas zu tun. Sind nicht darauf vorbereitet, in Aktion zu treten. Sie sind zu verschreckt. Sie wollen nicht, dass ihr Leben davon betroffen wird. Sie haben zu viel Angst, das zu verlieren, was sie besitzen. Sie sind nicht darauf vorbereitet, Opfer zu bringen, bis zum Äußersten zu gehen.«
    »Und du bist es?«
    »Ja, das bin ich. Ich meine, was hab ich denn zu verlieren?«
    »Eine Menge.«
    »Und was zum Beispiel?«
    »Du siehst toll aus, bist intelligent, jung, das ganze Leben liegt noch vor dir.«
    »Ja? Ach, ja?« Ihre Augen sind dunkel und wild. Sie lassen mich an Rasierklingen denken, an Strichcode-Narben. »Also ich sehe das anders.«
    »Warum machst du nicht bei ihnen mit, wenn du das so stark empfindest?«, frage ich, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass sie auf diese Art lebt, Lebensmittel aus den Abfallbehältern der Supermärkte zu erbetteln.
    »Ich gehe nicht zelten. Das hab ich dir schon mal erzählt. Es gibt sehr viele verschiedene Möglichkeiten für Menschen, sich an der Revolution zu beteiligen.«
    »Revolution?«
    »Ja, Revolution. Wenn es richtig gemacht wird.«
    Wir kommen wieder in die Stadt. Jetzt ist sie voller Menschen, und die salzige Luft ist eine dichte Mischung aus Hotdogs, Zwiebeln, Pommes und dem Geruch nach dem verbrannten Zucker der Zuckerwatten. Niemand denkt an Revolution oder an irgendetwas anderes, als sich zu amüsieren. Das Geländer fühlt sich heiß an unter meiner Hand, während ich mich darüber beuge, um auf den Strand zu blicken, der sich jetzt mit Menschen füllt. Sie stellen ihren Liegestuhl oder ihre Sonnenliege auf, bringen einen Windschutz oder Regenschirm in Stellung und nehmen ihren Teil des Strands in Anspruch.
    Ich kaufe ihr ein Eis. Sie will Vanille. Sie mag keine andere Sorte. Nur Vanille. Wir gehen die Strandpromenade entlang. Die Buden sind Jahr für Jahr gleich: dekoriert mit verblassten Meer- und Strandszenen   – Fischerboote, ein Leuchtturm, Krabben, Hummer, Seesterne, ein großer Tintenfisch, bunte Farben, verblasst vom Winter und dem Salz in der Luft, die langsam abblättern und das Holz durchscheinen lassen. Wir gehen weiter bis zum alten Kai und bleiben bei dem kleinen Rummelplatz stehen. Sie möchte auf dem Karussell fahren. Es ist ein historisches Stück mit großen, sich aufbäumenden Pferden an silbernen Stangen.
    Ich steige wieder ab. Nach einer Reihe von Fahrten ist mir ein bisschen schlecht, aber sie gibt dem Typ noch einen Zehner, um auf den bemalten Pferden noch eine Runde drehen zu können. Und so sehe ich sie. Der Rock ihres Kleides hochgeweht, die langen gebräunten Beine frei, den Kopf hat sie in den Nacken gelegt, die Haare fallen nach hinten, die Augen sind geschlossen, als sie nach der von Malzbonbons klebrigen Stange greift. Die altmodisch klingende Rummelplatzmusik klirrt und keucht, während sie eine Runde nach der anderen dreht, versunken in ihrer eigenen Welt.

25
    »Nicht wir sind nervös, sondern das System.«
    Rote Armee Fraktion
    Mit Jamie zu fahren war weitaus problemloser als mit seinem Bruder. Rob ist unberechenbar, und ich wusste nicht, wie er reagieren würde, doch ich musste Theo sprechen und wollte, dass auch Rob ihn traf. Zuerst sind wir auf den Rummelplatz gegangen, während ich entschied, wie ich weiter vorgehen wollte. Er verbrachte die meiste Zeit bei den Schießbuden. Ich ließ ihn da allein und bin Karussell gefahren. Er hat eine Menge Zeug gewonnen: Teddybären und andere Stofftiere. Ich bringe das alles zu einer Hilfsorganisation. Ich hatte auch ein paar Treffer, nur um ihm zu zeigen, dass ich es kann. Er sagte, ich hätte das Zeug dazu. Ich denke mal, das war ein Kompliment.
    Als wir um das Feuer saßen und Bier und Apfelwein tranken, war mit ihm so weit alles in Ordnung, doch ich merkte, dass er Theo nicht mochte. Er war ihm zu intellektuell. Ein paar der anderen sind Anarchoprimitivisten, gehören zur Front zur Befreiung der Erde. Es war ziemlich klar, was Rob von ihnen hielt, und er machte auch keinen

Weitere Kostenlose Bücher