Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
Flip-Flops herum. Sophie und ihre Freundinnen stolzieren in rosa Gummistiefeln und winzig kleinen Shorts durch die Gegend, oder sie schlendern in wippenden Kleidchen herum. Sie möchten unbedingt, dass der Sommer weitergeht, möchten noch was erleben, bevor die Bräune verblasst, bevor das Wetter umschlägt und suchen nach Möglichkeiten, die Illusion noch ein bisschen länger aufrechtzuerhalten.
Ich war nirgendwo. Ich habe nichts gemacht, außer mir das Herz brechen zu lassen. Ich bin froh, dass sie zurück sind, suche nach Ablenkung – nach allem, was meine Gedanken von Caro fernhält. Ich bin jetzt frei. Ich kann machen, was ich will. »Du siehst verändert aus«, sagen die Mädchen und meinen damit, ich wäre plötzlich attraktiver. Ich bin tief gebräunt von einem ganzen Sommer auf dem Fluss. Vom Rudern und Stochern der Kähne den Fluss rauf und runter habe ich Muskeln bekommen. Der ganz gut aussehende, aber nicht besonders aufregende, der ein bisschen schüchterne, aber gutherzige Typ hat sich grußlos verabschiedet. Mir ist alles relativ egal, und Rücksichtslosigkeit ist anziehend. Je weniger interessiert ich wirke, desto schärfer sind die Mädels auf mich. Ich mache es schon richtig, sage ich mir selbst. Mir geht es gut. Nein. Mir geht es großartig.Es ist Samstagabend, und ich bin auf einer Art Party, zu der ich vorher nie eingeladen worden wäre. Ich brauche Caro nicht in meinem Leben, denke ich, während ich mir ein Bier aus einem Kübel voller Eis nehme. Sie hat mir doch nichts als Ärger gebracht. Mir geht es gut.
»Hallo, Jamie.«
Die Stimme ist leise und ruhig. Einen winzigen Augenblick bin ich wie erstarrt und denke, dass sie es ist, doch dann drehe ich mich um. Lee blickt zu mir hoch.
»Oh, hallo«, sage ich.
»Du brauchst nicht so enttäuscht zu gucken«, sagt sie mit einem ironischen Halblächeln.
»Bin ich nicht. Im Ernst. Hier.« Ich halte die Flasche hoch. »Willst du eins?«
Sie nickt, und ich nehme noch ein Bier. Alle sind draußen im Garten. Auf der Terrasse ist es gedrängt voll und laut. Daher nehme ich ihre Hand und führe sie über den Rasen zu einer Bank zwischen großen Rhododendronbüschen. Es wird allmählich dunkel, und ich lege meinen Arm um sie, bereit für mehr, doch sie rückt etwas ab.
»Du bist nicht mehr mit Caro zusammen?«
»Nein.« Ich nehme einen Schluck. »Ist vorbei. Es hat nicht funktioniert. Zum Teil auch wegen dir. Wegen dem, was du Martha erzählt hast.«
»Das tut mir leid. Das wollte ich nicht.«
Ich zucke mit den Schultern, als wäre nichts passiert, aber sie durchschaut mich.
»Ich hab nicht spioniert oder so, und ich wollte auch keinen Ärger provozieren.«
»Ist schon in Ordnung. Ich glaube dir. Martha hat das für dich erledigt.«
»Ich wohne nicht weit von ihr weg. Ich jogge jeden Morgen. Ich hab jemanden aus dem Haus kommen sehen und hab gedacht, das wärst du. Er sah aus wie du. Ich hab sogar Hallo gesagt, aber es stellte sich heraus, dass … «
» … er nicht ich war. Ja. Hast du ihn seitdem noch mal gesehen?« Ich hasse mich für diese Frage.
»Nein.« Sie zögert. »Aber ich hab dich gesehen.«
Ihre Stimme ist leise und ernsthaft, ohne die harschen Sticheleien, die auf der Terrasse hin und her fliegen. Sie schaut mich an. Ihre dunklen Augen sagen mir, dass sie Bescheid weiß. Sie weiß, dass es noch nicht vorbei ist. Noch lange nicht. Zumindest für mich. Was hat es für einen Sinn, so zu tun?
Ich war da draußen, mitten in der Nacht, in den frühen Morgenstunden, habe alles beobachtet, bis der letzte verbliebene Milchwagen angerattert kam, die ersten Pendlerautos in den Auffahrten angelassen wurden, die Zeitungsausträger kamen, die Postboten, die Müllwagen. Manchmal bis zum Stumpfsinn zugedröhnt, manchmal so besoffen, dass ich kaum noch laufen konnte, manchmal vollkommen nüchtern.
Ich habe mit niemandem über Caro gesprochen und darüber, wie ich mich fühle. Jetzt bin ich plötzlich dabei, mein Herz Lee auszuschütten.
»Sie ist kein schlechter Mensch«, sagt Lee, als ich fertig bin. »Sie ist nur nicht wie alle sonst. Sie spielt nach ihren eigenen Regeln, und sie wird sich auch nicht ändern. Du musst dich entscheiden, ob du bei dem Spiel mitmachst oder aussteigst.«
»Ja, glaube ich auch. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich schonso weit bin.« Es ist das erste Mal, dass ich das zugebe, sogar vor mir selbst. Ich schaue nach unten. Die Flasche in meiner Hand ist leer. Ich stehe auf, um eine neue zu holen. »Willst
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