Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
geprüft, bevor ich zu dem Parkhaus bin.
Das ist der perfekte Ort. Kurz vor dem Abriss und deshalb verbrettert. Da gibt es Überwachungskameras, sind aber alle in die falsche Richtung eingestellt – denen kann man leicht ausweichen. Die Treppen sind versperrt, daher gehe ich die Fahrbahn hoch. Ich überprüfe die Stelle jeden zweiten Tag, sehe nach, ob es Anzeichen gibt, dass mit der Arbeit angefangen wird, halte Ausschau nach Pennern oder Skateboardern – eine Überraschung kann ich nicht brauchen. Mit meinem Bein brauche ich dank Jimbo jetzt länger als sonst, doch wenn ich oben bin, weißich, warum ich den Fleck ausgewählt hab – eine teuflisch gute Position. Da oben hab ich ein Versteck aus Plastikplanen, getarnt mit Zementstaub und ein bisschen Schutt – wenn es dort eine Suche geben sollte, würden sie mich nie finden – sie würden erwarten, dass ich im Freien bin wie irgend so ein Betonmischer – ich krieche unter die Plane und ziehe den Rand über mich wie eine Kapuze. Ich nehme mein Spektiv mit – ein S&B 5 - 25x56 Zielfernrohr – dazu die allermodernste Version x3-x12x50 für Tag und Nacht und jedes Wetter. Spektiv und Zielfernrohr habe ich der Freundlichkeit der Britischen Armee zu verdanken.
Ich liege da oben, und die Stadt breitet sich nach allen vier Seiten vor mir aus – da kann ich stundenlang bleiben.
Bestimmt wird es Sicherheitskräfte geben, aber er ist ja nicht gerade der Präsident der Vereinigten Staaten. Sie werden nicht jeden hoch gelegenen Punkt in der Stadt absuchen – diesen werden sie in jedem Fall für außer Reichweite einschätzen. Gibt massenhaft bessere Orte näher dran als den hier – nicht viele wären in der Lage, von hier aus zuzuschlagen.
Nicht viele. Außer mir.
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31
Heute ist Feiertag, einer der Tage, an denen bei uns am meisten los ist. Es ist sogar noch wärmer geworden. Alle Welt sagt, es müsste bald einen Sturm geben, es könne nicht mehr lange dauern.
Unten am Fluss ist alles wie üblich: spielende Kinder, weinende Babys, Familien beim Picknick. Vom Würstchenstand weht der Geruch von Zwiebeln her. Ich überlege, ob ich hingehen und mir einen Hotdog holen soll und denke ausnahmsweise mal nicht an sie, als sie plötzlich da ist. Alle Geräusche, alle Gefühle treten in den Hintergrund, während ich beobachte, wie sie von der Brücke kommt, die Tasche über die Schulter geworfen. Ihre Haut ist so braun, als hätte sie die Zeit inzwischen mit Sonnenbaden verbracht. Gegen das grelle Licht der Sonne hat sie eine dunkle Brille aufgesetzt. Sie trägt ein kurzes Kleid mit schmalen Trägern und einem kräftig roten Blumenmuster. Der seidige Stoff kräuselt sich in dem leichten Wind, der vom Fluss kommt. Sie sieht wunderbar, geheimnisvoll und bezaubernd aus, doch ich bin noch nicht bereit, ihr zu vergeben, auch wenn sie auftaucht und mich auf die Wange küsst, als wären wir das Paar,das ich gerne mit ihr wäre. Sie legt mir die Hand auf den Arm und flüstert: »Kann man dich anheuern?«
»Nein«, sage ich und versuche, standhaft zu bleiben. Das Boot schaukelt leicht, Wasser klatscht gegen die Mauer der Anlegestelle. »Wenn du wirklich auf den Fluss willst, musst du eines der anderen Boote nehmen.«
Ich lasse die nächsten Fahrgäste einsteigen und stoße ab.
Als ich zurückkomme, ist sie immer noch da und wartet. Sie sitzt auf einer Bank und isst ein Eis. Vanilleeis. Ihre Lieblingssorte. Sie mag andere Sorten nicht. Sie nimmt immer Vanille.
Sie kommt zu mir runter an die Anlegestelle.
»Ich bin als Nächste an der Reihe und habe bezahlt.« Sie steigt in den Stocherkahn. »Was machst du jetzt? Mich rausschmeißen?«
Würde ich gerne. Ich denke darüber nach. Ich sollte es wirklich tun. Aber ich mache es nicht. Wir müssen miteinander reden, und das geht besser dort, wo es ruhig ist. Hier ist es viel zu belebt. Ich stoße vom Ufer ab auf die Flussmitte zu.
»Was willst du, Caro? Was machst du hier? Warum lässt du mich nicht in Ruhe?«
»Weil ich mit dir reden will. Ich möchte nicht, dass auf diese Art mit uns Schluss ist.«
»Von welchem
uns
redest du eigentlich genau? Ich glaube nicht, dass es ein
uns
gegeben hat – das hast du doch deutlich genug gemacht. Du kannst nicht alles haben, was du willst, nur weil du es möchtest, Caro. Wann wirst du das denn lernen?«
»Die Sache mit Rob. Es ist nicht so, wie du glaubst.«
»Ach nein? Es scheint doch ziemlich klar zu sein.«
»Die Sache da in seinem Haus? Das war nur
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