Auch Die Waschmaschine Ist Nur Ein Mensch. Die Besten Technikgeschichten.
begann das Telefon wieder zu läuten und zwar genau 43mal…
»Typisch Weiber«, erklärte Jossele. »Das war Hortensia. Sie hat mir eben mitgeteilt, sie sei gestern nicht zu Simons Party gekommen, weil sie sich mit den Chilibohnen in der Kantine den Magen verdorben hätte. Diesen Mädchen könnte auch einmal eine bessere Ausrede einfallen!«
Und so wurde ich in Josseles Methode eingeweiht, die Ausgaben der öffentlichen Hand zu reduzieren. Das Ganze begann mit einem internen Rundschreiben, das ab sofort den Telefongebrauch für Privatzwecke strikt verbot. Die Angestellten der Telefonzentrale wurden angewiesen, Zuwiderhandelnde zu melden.
»Anfangs war ich wirklich besorgt«, erzählte mir Jossele. »Schließlich war ich daran gewöhnt, täglich ein, zwei Stunden mit Hortensia zu plaudern. Wir mußten uns deshalb ein System ausdenken, um die neue Verordnung zu umgehen. Wir erfanden also einen Code, der aus Klingelsignalen besteht. Und nun können wir uns, ohne dem Steuerzahler zur Last zu fallen, in unserer Klingelsprache genausogut wie in den alten Tagen unterhalten. Einmal läuten zum Beispiel bedeutet >Wie geht es dir heute, was gibt’s Neues<, sechs Klingelzeichen: >Mach keine blöden Witze<, neun: >Wollen wir heute abend ins Kino gehen? Ich habe gehört, daß der neue Woody-Allen-Film recht komisch sein soll.< Zehnmal: >Schon gesehen, mich hat er eher gelangweilt.< Achtzehnmal: >Was hast du gesagt? Sprich ein bißchen deutlicher Mädl, ich kann dich nicht verstehen.< Zweiundzwanzigmal klingeln: >Gib nicht so an!< Fünfundzwanzigmal: >Schon gut, Hortensia, von mir aus, geh mit Simon, mir kann es nur recht sein.< Einunddreißigmal: >Ich? Eifersüchtig? Mach dich nicht lächerlich. < Zweiunddreißigmal: >Merk dir endlich, ich bin schließlich kein Baby mehr!< Siebenundfünfzigmal: >Nein?< Und so weiter bis zum neunzigsten Klingelzeichen, und das bedeutet: >Glaub ja nicht, daß ich auf dich angewiesen bin, hallo, warte einen Moment, häng nicht auf! Zum Teufel, jetzt hat sie aufgehängt!«
»Wirklich nicht schlecht«, mußte ich zugeben. »Aber wie kannst du wissen, daß Hortensia und nicht jemand anderer anruft?«
»Dumme Frage«, lächelte mich Jossele an. »Ich hebe den Hörer erst nach dem neunzigsten Klingelzeichen ab.«
»Hält denn jemand überhaupt solange durch?«
»Aber klar. Schließlich sind wir eine staatliche Institution.«
Ein abwechslungsreiches Telefonat
Vor einigen Tagen suchte ich das Büro einer großen Fluggesellschaft auf, bei der ich einen Flug buchen wollte, und sprach mit einer der Damen am Buchungsschalter. Sie hatte ein sehr junges Gesicht, das einen reizvollen Kontrast zu ihrem grauen, in einen Pferdeschwanz gebundenen Haar ergab. Zum Abschluß unseres Gesprächs bat sie mich, meine Adresse zurückzulassen, worauf ich meiner Brieftasche eine Visitenkarte entnahm und sie ihr übergab. Am nächsten Tag mußte ich feststellen, daß bei dieser Gelegenheit die Notizblätter mit den Telefonnummern herausgefallen waren, kleine, rechteckig geschnittene Blätter, blau liniert, mit einem roten Querstreifen, sehr übersichtlich. Und sehr wichtig. Ich rief sofort im Büro der Fluggesellschaft an. Eine weibliche Stimme sagte: »Guten Morgen.«
»Guten Morgen«, antwortete ich, »Ich war gestern bei Ihnen und habe mit einer Ihrer Beamtinnen gesprochen, ihren Namen weiß ich nicht mehr, sie hat ein sehr junges Gesicht und trägt ihr graues Haar in einem Pferdeschwanz. Sie bat mich, meine Adresse zurückzulassen, und als ich meiner Brieftasche eine Visitenkarte entnahm, müssen einige Papiere herausgefallen sein, mit Telefonnummern, die ich dringend brauche. Bitte würden Sie – «
»Einen Augenblick, mein Herr. Ich bin nur die Telefonistin. Ich verbinde Sie mit dem Sekretariat.«
»Danke.«
»Hallo.« Das war jetzt eine männliche Stimme. »Hier das Sekretariat.«
»Es handelt sich um folgendes«, begann ich. »Ich war gestern bei Ihnen und habe mit einer Ihrer Beamtinnen gesprochen, ihren Namen weiß ich nicht mehr, sie hat ein sehr junges Gesicht und trägt ihr graues Haar in einem Pferdeschwanz. Sie bat mich, meine Adresse zurückzulassen, und ich erinnere mich sehr deutlich, daß ich meine Brieftasche herauszog und ihr eine Visitenkarte entnahm. Zu Hause habe ich festgestellt, daß bei dieser Gelegenheit auch einige Blätter mit wichtigen Notizen herausgefallen waren, und – «
»Bitte warten Sie«, unterbrach mich die männliche Stimme. »Ich gebe Sie zum Buchungsschalter
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