Auch Die Waschmaschine Ist Nur Ein Mensch. Die Besten Technikgeschichten.
sind gleich fertig.«
»Trottel«, sagt der Heisere, »merkst du denn nicht, daß uns der Kerl zum Narren hält?«
»Natürlich merke ich es, Gusti«, antworte ich sorgenvoll. »Laß uns das Gespräch lieber abbrechen, wir sehen uns ja morgen in Haifa. Adieu!«
»Halt!« brüllt der Besorgte. »Leg nicht auf, Gusti! Das war doch wieder dieser Irre! Hören Sie zu, Sie Telefonpirat, wenn ich Sie erwische…«
»Es wird mir ein Vergnügen sein«, erwidere ich, »hier spricht der Zollinspektor von Haifa.«
»Schon gut, ignorier den Kerl«, sagt der Heisere dem Besorgten. »Man muß Birnbaum sagen, daß er als Neueinwanderer Privilegien hat…«
Während ich mir den Hörer zwischen Ohr und Schulter klemme, hole ich die gesammelten Werke meines Kollegen Shakespeare hervor und schlage bei »Macbeth«, V. Akt, letzte Szene nach:
»Schweige, du Höllenhund, schweig still. Von allen Menschen mied ich dich allein«, lege ich meinen Gesprächspartnern meinen Standpunkt dar. »Mit Blut der Deinen ist meine Seele schon zu sehr beladen.«
»Wie bitte?« erkundigen sich die heisere und die besorgte Stimme erschöpft, aber unisono. »Was will denn der Kerl eigentlich von uns?«
In diesem Moment gesellt sich eine vierte Stimme zu unserem Trialog:
»Hallo«, ruft eine Telefonistin. »Hier Zentrale.«
»Scheren Sie sich zum Teufel!« platzt dem Besorgten der Kragen. »Verduften Sie aus der Leitung, Sie Vollidiot!«
Da wirft uns das Fräulein von der Zentrale endlich alle aus der Leitung. Shakespeare hat sich wieder einmal bewährt.
Im Dienst der Völkerverständigung
Gedächtnisprotokoll, erstellt im Auftrag des bundesdeutschen Ministers für das Post- und Fernmeldewesen. Betrifft: Aufnahme des direkten telefonischen Durchwahldienstes zwischen der Bundesrepublik und Israel.
Bonn 10.55 Uhr.
Pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit griff seine Exzellenz der Minister für das Post- und Fernmeldewesen der Bundesrepublik nach dem Telefon, das auf dem Schreibtisch stand. Rundfunk- und Fernsehreporter waren zugegen, die Kameraleute der Tagesschau schalteten ihre Geräte ein, und Seine Exzellenz der Minister wählte unter atemloser Spannung aller Anwesenden auf direktem Weg die Nummer seines Amtskollegen, des israelischen Ministers für Post- und Fernmeldewesen in Jerusalem.
Im Monitor der Kamera erschien in Großaufnahme der Zeigefinger Seiner Exzellenz, und man konnte die von ihm gewählte Nummer genau verfolgen: 009.722/ 3044512307. Doch die Leitung war leider besetzt. Um 11.02 Uhr wählte der Minister erneut die Nummer 009.722/3044512307, doch die Leitung war noch immer besetzt.
Seine Exzellenz lächelte verlegen in die surrenden Kameras und begann wieder die obige Nummer zu wählen. Um Punkt 11.09 Uhr meldete sich Jerusalem.
»In diesem langersehnten Moment, der den guten Willen unserer beiden Völker dokumentieren soll«, sagte der Postminister in deutscher Sprache, »da die erste direkte Fernmeldeverbindung zwischen unseren beiden durch ein weites Mittelmeer getrennten Ländern eröffnet wird, ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen, Exzellenz, zum Ausdruck zu bringen, daß dieses Ereignis von höchst politischer Tragweite dem Verständnis unserer freundlichen Beziehungen für immer…«
»Alle Anschlüsse sind besetzt«, meldete sich über die Direktleitung eine hebräische Stimme. »Bitte warten, bitte warten.«
»Danke«, sagte der Minister. »Ich glaube, im Namen unserer beiden Völker zu sprechen, Exzellenz, daß dieser Moment der Beginn einer immer enger werdenden Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ministerien werden könnte …«
An dieser Stelle meldete sich der Chefdolmetscher des deutschen Postministeriums, Rabbi Fledermaus, zu Wort und lenkte die Aufmerksamkeit seiner Exzellenz des Ministers auf den nebelhaften Charakter des empfangenen hebräischen Textes.
Der Postminister schluckte einmal kurz, lächelte beherzt in die Kameras und wählte wieder mit eigenem Zeigefinger die Nummer 009.722/3044512307. Zum großen Erstaunen aller Umstehenden wurde die direkte Verbindung zum Amtssitz des israelischen Ministers für das Post- und Fernmeldewesen sofort hergestellt.
»In diesem langersehnten Moment, der den guten Willen unserer beiden Völker dokumentieren soll . «, begann der Minister, aber weiter kam er nicht, denn er wurde von einer resoluten Frauenstimme unterbrochen. Im Folgenden wird der genaue Wortlaut der Unterhaltung wiedergegeben, die teils hebräisch, teils in einem mediterranen Gebrauchsenglisch geführt
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