Auch Engel Moegens Heiss
Adresse haben wollte.«
»Da gibt es ein kleines Problem.«
»Nämlich?«
»Der Bürgermeister hat mich angelogen, als er mich gebeten hat, das Kennzeichen zu überprüfen. Vielleicht hat er was mit
der Sache zu tun.« Jack überlegte. » Wahrscheinlich hat er was mit der Sache zu tun.«
»Was machen wir jetzt?«
»Ich habe schon alles veranlasst, um sicherzustellen, dass keiner dich findet. Erzähl niemandem, dass du umgezogen bist; sag deiner Mutter und deiner Tante, sie sollen es ebenfalls für sich behalten - und ruf deine Mutter noch mal an, um ihr zu sagen, sie soll sich überzeugen, dass ihr niemand folgt, wenn sie herfährt.«
Sie sah ihn mit offenem Mund an. »Du sprichst von meiner Mutter, nicht von James Bond!«
»Dann sag ihr, sie soll deine Tante fahren lassen. Ich glaube, die würde selbst James Bond abhängen.«
Letztendlich rief er selbst ihre Mutter an und erklärte ihr ganz ruhig, wie sie sich verhalten sollte. Daisy konzentrierte sich auf das Frühstück, denn mehr brachte sie im Moment nicht zustande. »Noch etwas«, hörte sie ihn sagen. »Haben Sie eine Anruferkennung? Dann schalten Sie sie aus. Ich möchte nicht, dass Daisys Nummer irgendwo auftaucht.«
»Ich muss eine Aussage machen«, stellte sie fest, als er aufgelegt hatte. »Oder?«
»So schnell wie möglich.« Er griff noch mal nach dem Telefon und drückte auf Wahlwiederholung. Als ihre Mutter am Apparat war, sagte er: »Daisy geht heute nicht arbeiten. Rufen Sie -«
Er sah Daisy fragend an, die einwarf: »Kendra.«
»- Kendra an, damit sie für Daisy einspringt. Lassen Sie sich irgendwas einfallen. Erzählen Sie ihr, Daisy hätte Zahnschmerzen.«
Als er wieder aufgelegt hatte, sagte er: »Wenn dieser Typ dich kriegen will, bevor du eine Aussage machen und ihn beschreiben kannst oder ihn sogar auf irgendwelchen Fahndungsfotos wieder erkennst, dann müssen wir so schnell wie möglich dafür sorgen, dass ihm das keinen Vorteil mehr bringt.«
»Muss ich nicht am Leben sein, um vor Gericht auszusagen?«, fragte sie und war stolz, dass sie dabei so ruhig klang. Sie schaufelte die weichen Rühreier in eine Schüssel, holte die perfekt gebräunten Biskuits aus dem Ofen, lud sie in einen Brotkorb um und stellte zum Schluss alles auf den Tisch.
»Das wirst du auch«, sagte er. »Das verspreche ich dir.«
20
Sykes tat etwas, das er noch nie getan hatte: Er rief Temple Nolan zu Hause an, und zwar gleich in aller Frühe. Ganz egal, wo die Blondine arbeitete, er wollte jede Menge Zeit haben, um sie möglichst noch vor Arbeitsbeginn abzufangen oder um sie zu beschatten, wenn sie nach der Arbeit heimfuhr. Es würde wahrscheinlich ein langer Tag werden, aber er war geduldig.
Temple antwortete nach dem dritten Läuten, mit noch schlaftrunkener Stimme. »Ja, hallo?«
»Ich bin’s.«
»Sykes!« Sofort klang Temple wacher. »Bei allen Heiligen, was rufen Sie mich hier an?«
»Die kleine Minor hat sich nicht an der Adresse gezeigt, die Sie mir gegeben haben. Sind Sie sicher, dass sie dort wohnt?«
»Hundertprozentig. Sie hat ihr Leben lang dort gewohnt.«
Das beantwortete schon mal eine Frage, dachte Sykes; der Bürgermeister kannte die Frau persönlich.
»Dann hat sie gestern irgendwo anders übernachtet. Eventuell hat sie ja einen Freund.«
»Daisy Minor? Wohl kaum«, schnaubte Temple.
»Hey, wenn sie in den Buffalo Club geht, dann ist sie jedenfalls nicht Mutter Teresa.«
»Wahrscheinlich nicht«, bestätigte Temple zögerlich. »Außerdem hat sie ihre Haare blondiert. Verflucht!«
»Wenigstens scheint sie nichts zu ahnen.«
»Dann könnten wir die ganze Sache vielleicht vergessen -«
»Nein.« Sykes war nicht umzustimmen. »Ich will, dass alles wasserdicht ist. Die Ladung mit Russinnen trifft in Kürze ein; wollen Sie das Risiko eingehen, dass diese Minor uns alles vermasselt? Ich glaube nicht, dass Philipps es gern sehen würde, wenn er so viel Geld verliert. Die Russinnen sind dreimal so viel wert wie die anderen Lieferungen.«
»Scheiße.«
Sykes nahm das als Zustimmung und fragte: »Wo arbeitet sie? Wenn ich es schaffe, fange ich sie noch heute Morgen ab, sonst in der Mittagspause. Wenn beides nicht klappt, folge ich ihr heute Nachmittag, wenn sie heimgeht, und schnappe sie mir dann.«
»Sie ist die verfluchte Bibliothekarin«, sagte Temple.
»Bibliothekarin?«
»In der öffentlichen Bücherei. Sie hockt praktisch neben dem Rathaus. Um neun schließt sie die Bibliothek auf, und dort arbeitet sie, wenn ich mich
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