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Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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konnte, aber es konnte nicht schaden, der Sache nachzugehen.
    Er hätte Nadine, seine Sekretärin, fragen können, ob sie irgendwelchen Klatsch über Daisy gehört hatte, aber die Angst mahnte ihn mit eisigen Fingern zur Vorsicht. Falls die Frau, die Sykes vor dem Buffalo Club gesehen hatte, tatsächlich Daisy
gewesen war, dann wäre es nicht gut, wenn Nadine sich erinnerte, dass der Bürgermeister sich kurz vor ihrem Tod oder Verschwinden - je nachdem, was Sykes mit ihr vorhatte - nach ihr erkundigt hatte. Darum teilte er Nadine nur mit, dass er kurz mal rausmüsse, und spazierte zur Bücherei hinüber. Er brauchte das Gebäude nicht einmal zu betreten; ein Blick durch die Glastür genügte, und er sah Daisy hinter der Verbuchungstheke sitzen, den Kopf über irgendwelche Papiere gebeugt - den blonden Kopf. Daisy hatte sich die Haare aufhellen lassen.
    Ihm wurde übel.
    Mit gesenktem Kopf kehrte er in sein Büro zurück. Bei seinem Eintritt fragte Nadine erschrocken: »Ist irgendwas, Bürgermeister? Sie sind so blass.«
    »Mir ist was auf den Magen geschlagen«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Ich habe gehofft, dass es an der frischen Luft besser würde.«
    »Eventuell sollten Sie heimgehen«, schlug sie besorgt vor. Nadine hatte ein mütterliches Wesen, hütete fast täglich ihre Enkelkinder und erteilte mehr medizinische Ratschläge als alle Ärzte am Ort zusammen.
    Da er mit dem Bürgermeister von Scottsboro zum Mittagessen verabredet war, schüttelte er den Kopf. »Nein, es ist nur eine leichte Verstimmung. Ich glaube, der Orangensaft heute Morgen war schlecht.«
    »Dann hilft das hier bestimmt«, prophezeite sie, zog eine Schreibtischschublade auf und holte eine Flasche heraus. »Hier, nehmen Sie ein bisschen Malox.«
    Ergeben nahm er zwei Tabletten entgegen und kaute sie. »Danke.« Dann kehrte er in sein Büro zurück. Eines schönen Tages würde Nadine bei jemandem eine Magenverstimmung diagnostizieren, der gerade einen Herzinfarkt erlitt, aber in seinem Fall wusste er wenigstens genau, was ihm so auf den Magen geschlagen hatte.

    Er überzeugte sich, dass die Tür fest geschlossen war, bevor er nach seinem Privattelefon griff und Sykes’ Nummer wählte.
     
    Jack borgte sich von einem seiner Männer einen Pick-up, zog seinen Schlips aus, setzte eine Sonnenbrille und eine Baseballkappe mit der Aufschrift »John Deere« auf und folgte dem Bürgermeister zu seinem Mittagessen mit dessen Kollegen aus Scottsboro. Dass er nichts Verdächtiges bemerkte, entspannte ihn nicht. Wenn es um Daisy ging, konnte er nicht entspannen. Seine Instinkte, während vieler Jahre in einem lebensgefährlichen Job rasierklingenscharf geschliffen, waren in Alarmbereitschaft und hielten Ausschau nach einem verdächtigen Ziel.
    Natürlich ahnte Daisy nicht das Geringste von dem Sturm, der sich allem Anschein nach über ihr zusammenbraute. Zu den Eigenschaften, die er besonders an ihr mochte, gehörte ihre durch und durch positive Einstellung; das bedeutete nicht, dass sie blind gegenüber den dunklen Seiten des Lebens war, aber trotz des Wissens, dass nicht alles so war, wie es sein sollte, war Daisy überzeugt, dass die meisten Dinge ganz in Ordnung waren. Man brauchte sich nur anzusehen, wie sie auf die alte Klatschbase Barbara Clud reagierte: So war Barbara eben, wenn man in ihre Apotheke ging, musste man einfach damit rechnen, dass sie herumerzählte, was man gekauft hatte. Im Moment wäre es ihm allerdings lieber gewesen, wenn Daisy der Welt etwas misstrauischer gegenübergestanden hätte; dann wäre sie möglicherweise ein bisschen vorsichtiger gewesen. Wenigstens legte sie sich jetzt einen Wachhund zu. Auf diese Weise hatte sie, wenn er nachts nicht bei ihr sein konnte, immerhin eine schmerzhaft zubeißende Alarmanlage.
    Nach dem Mittagessen kehrte der Bürgermeister nach Hillsboro zurück. Jack ließ sich kurz bei Eva Fay blicken und fuhr dann weiter nach Huntsville, wo er Todd Lawrences Antiquitätenladen ausfindig machte, der schlicht und schnörkellos Lawrence’s hieß. Als er eintrat, hatte Jack immer noch die Baseballkappe
auf, was ihn, dem kühlen Blick des herbeieilenden Verkäufers nach zu urteilen, als Elefanten im Porzellanladen brandmarkte.
    Der Verkäufer war mittelalt, mittelgroß und ihm unangenehm vertraut. Jack vergaß so gut wie nie ein Gesicht; diese Fähigkeit hatte er sich in vielen Jahren, während der er seine Mitmenschen aufmerksam beobachtet hatte, angeeignet. Der Mann war im Buffalo Club gewesen; er

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