Auch Engel Moegens Heiss
und sind sehr folgsam, und ich habe noch nie gehört, dass einer schwer stubenrein zu bekommen war.«
»Ich bin die Geduld in Person.« Das war die Wahrheit, sonst hätte sie keine vierunddreißig Jahre warten können, bevor sie zu leben anfing. Sie nahm einen der Welpen auf und lachte, als der die kleine rosa Zunge wie wild in Richtung ihres Gesichtes streckte.
Mrs. Park faltete lächelnd die Hände. »Einer kostet vierhundert Dollar.«
»Okay«, stimmte Daisy im selben Moment zu. Mrs. Park hätte auch tausend sagen können, ohne dass sie gezögert hätte.
Sadie kam angetrabt und leckte erst ihr Baby, das Daisy in den Armen hielt, und dann Daisy selbst. Kaum hatte sie sich zu Daisys Füßen niedergelassen, wurde sie von den Welpen umschwärmt, die versuchten, ihre flauschigen Leiber unter den Bauch der Hündin zu schieben, um eine Zitze zu erhaschen, doch Sadie hatte sich zu schützen gelernt, sodass alle Bemühungen fruchtlos blieben.
»Für welchen haben Sie sich entschieden?«
Alle anderen Fragen hatte sie mit Leichtigkeit beantwortet; diese bereitete ihr Seelenqualen. Sie betrachtete ein Hündchen nach dem anderen und versuchte, zu einem Entschluss zu kommen.
»Es sind drei Rüden und zwei Weibchen -«
»Nein, sagen Sie nichts«, fiel Daisy ihr ins Wort. »Ich möchte nach der Persönlichkeit gehen, nicht nach dem Geschlecht.«
Und so wartete sie einfach ab, während die Welpen um sie herum und auf ihr spielten. Schließlich begann eines der hellbeigen Hundebabys zu gähnen, mit weit aufgerissenem Mäulchen, und die dunklen Augen mit den absurd langen blonden Wimpern wurden immer schläfriger. Unbeholfen tapste es über Daisys Bein und drehte sich im Kreis, bis es die ideale Position in ihrem Schoß ausgemacht hatte, dann ließ es sich als kleines Schlummerbällchen dort nieder.
»Tja, da hat sich wohl jemand für mich entschieden.« Sie nahm den Welpen hoch und schmuste mit ihm.
»Das ist einer der Rüden. Passen Sie gut auf ihn auf. Ich werde mich telefonisch melden, um mich nach ihm zu erkundigen, und natürlich können Sie jederzeit mit ihm Sadie besuchen kommen. Ich muss nur die Papiere fertig machen, damit Sie ihn anmelden können.«
»Wie willst du ihn nennen?«, fragte Evelyn, als sie in den Ort zurückfuhren. Jo fuhr, während Daisy mit dem schlafenden Hundekind in den Armen auf der Rückbank saß.
»Das muss ich mir noch überlegen. Falls man nach seinen Pfoten gehen kann, wird er riesig, darum sollte es ein kerniger Macho-Name sein.«
Jo schnaubte. »Na klar, er sieht jetzt schon aus wie ein kerniger Macho. Wuschelchen wäre passend.«
»Er wird nicht immer so wuschelig bleiben.« Schon jetzt betrübte sie die Vorstellung, dass er einmal groß werden würde. Sie streichelte das kleine Köpfchen und begriff schlagartig, was für eine enorme Verantwortung sie sich aufgeladen hatte. »Meine Güte, ich habe noch gar nichts vorbereitet! Wir müssen beim Wal-Mart halten, ich muss ja noch Futter kaufen, Aufbaunahrung und Futternäpfe, Spielzeug, ein Körbchen und außerdem ein paar Einwegvliese, bis er stubenrein ist. Hab ich irgendwas vergessen?«
»Nur dass du alles gleich zweimal kaufen musst«, meinte Evelyn. »Da er tagsüber bei uns bleiben soll, wär’s dumm, das ganze Zeug ständig hin- und herzuschleppen.«
»Ich komme bestimmt zu spät in die Bücherei zurück«, erkannte Daisy, doch zum ersten Mal war ihr das vollkommen egal. Sie hatte einen Liebhaber und einen Hund; konnte das Leben noch schöner sein?
17
Temple Nolan war mehr als perplex, als er hörte, dass das Nummernschild zu Daisy Minors Auto gehörte; er traute seinen Ohren nicht. Sykes hatte ganz eindeutig gesagt, dass die Frau blond gewesen sei, und Daisy war brünett. Zudem bezweifelte der Bürgermeister, dass sie jemals einen Club von innen gesehen hatte; sie war das Abziehbild der typischen alten Jungfer, die ihr ganzes Leben in ihrem Geburtsort verbringt, von den Nachbarkindern geliebt wird, weil sie an Halloween die besten Süßigkeiten spendiert, und dreimal pro Woche in die Kirche rennt.
Doch dann begann eine halb verblasste Erinnerung an ihm zu nagen, ein Halbsatz aus einem Gespräch zwischen zwei städtischen Angestellten, den er auf dem Weg über den Flur aufgeschnappt hatte, nämlich dass Daisy frisch erblüht sei oder sich endlich pflücken lassen wollte, irgendwas mit hortikulturellem Flair. Vielleicht taute die gute Daisy ja auf. Der Gedanke war allerdings so abwegig, dass er ihn nicht wirklich glauben
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