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Auch Frauen wollen nur das eine

Auch Frauen wollen nur das eine

Titel: Auch Frauen wollen nur das eine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerri Sharp
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nutzt (ganz gleich, ob Mann oder Frau), lehnt man die Verletzlichkeit der menschlichen Haut ab und baut eher auf das Gefühl der Schutzhülle während des Geschlechtsaktes; in gewisser Weise versuchen wir, uns in ein Wesen mit besonderen Fähigkeiten zu verwandeln. Schauen Sie sich nur Batman, Spiderman, Superman und Catwoman an: Nie sieht man bei diesen allmächtigen Geschöpfen allzu viel Haut. Sie haben taffe Jobs und müssen geschützt sein, gleichzeitig aber glatt, unüberwindbar und bedrohlich aussehen.
    Schwarz zu tragen, bedeutete immer schon, dass ein Hang zur Grausamkeit oder Bösartigkeit bestand, zumindest wurde der Outlaw-Status betont. Schwarz gilt als Farbe des Todes, ist das Gegenteil zum reinen Weiß. In Western trägt der Schurke, der in die Stadt reitet, immer den schwarzen Hut. Wenn man den Anti-Helden in schwarze Ledersachen steckt, ist gleich klar, dass er der einsame Wolf oder der Außenseiter ist. In dem Film Der Wilde (OT: The Wild One ) trägt Marlon Brando eine schwarze Lederjacke, steigt auf sein Motorrad und prägte dadurch einen Modestil, der bis heute Gültigkeit hat.
    Schwarzes Leder bedeutet immer schnell, dass man auf der bösen Seite steht. Wir wissen, dass die SS schwarzes Leder trug – und dadurch schwarze Uniformkleidung stigmatisiert wurde. Bei den Nazis finden Machtfülle und schneidige Uniform zusammen: Stets waren sie tadellos gekleidet, trugen polierte Stiefel und forderten absoluten Gehorsam. Man kann nicht leugnen, dass der Uniformen-Fetischismus, der bis heute anhält, auf diese berüchtigte Gruppe Fanatiker zurückgeht und nach wie vor eine Faszination auf Menschen ausübt, deren politische Grundeinstellung demokratisch ist. Heutzutage verbieten die meisten Fetisch-Partys das Tragen von Nazi-Klamotten. Dennoch, alle Leute, mit denen ich gesprochen habe und die diesen Uniformstil toll finden, betonten, dass sie tolerante und liberale Individuen seien, die nicht den Wunsch haben, dass der Faschismus Realität wird; ihnen gefällt einfach der Schnitt der Uniformen.
    Diese Insignien verströmen Sexappeal, nur so lässt sich vielleicht erklären, warum so viele illustrierte Bücher über Naziuniformen, Nazi-Abzeichen und Kunst des Dritten Reichs über die Ladentheke gehen, Jahrzehnte nach dem Sieg über Hitlerdeutschland. Welcher Teil unserer sexuellen Psyche ist verantwortlich für diese Faszination? Susan Sontags Analyse von 1972 ist nach wie vor aktuell: »Die SS war als elitäre militärische Gemeinschaft gedacht, die nicht nur extrem gewaltbereit sein sollte, sondern auch extrem schön anzuschauen war.« 20 Eine fesselnde Kombination, die Einfluss hatte auf die Bildsprache der sexuellen Abenteuerwelten der Schwulen: angefangen bei Jean Genets Roman Das Totenfest (OT: Pompes Funèbres ) bis hin zur Dekoration der Lederbars der 80er in San Francisco, ganz zu schweigen vom Fetischismus der Skinheads. Eine starke Ästhetik. »Die Farbe ist Schwarz, das Material ist Leder, die Verführung ist Leder, die Rechtfertigung ist Aufrichtigkeit, das Ziel ist Ekstase, die Fantasie ist der Tod.« 21
    Frauen, so will man uns glauben machen, neigen von Natur aus zu Seide, Satin und Spitze; die »femininen Materialien«: hauchdünne Kleider, die unsere empfindlichen Körper kaum bedecken und unsere Vorzüge betonen. Die unterschwellige Botschaft lautet, dass Frauen – verwundbare, weiche kleine Dinger – überhaupt nicht taff sind. Ein Material mit kontroverser Geschichte ist der Pelz. Ursprünglich trugen beide Geschlechter Pelze, damit man in grauer Vorzeit durch den Winter kam, aber im Verlauf der Zivilisation wurde uns bewusst, wie grausam die Pelzbeschaffung ist. Und seitdem Leopold von Sacher-Masoch die Herrin Wanda in seinem Roman Venus im Pelz in Pelze steckte, stehen Pelze gleichbedeutend für grausame Frauen und Leid. Wenn wir uns Gemälde aus der Epoche der Symbolisten im ausgehenden 19. Jahrhundert anschauen, insbesondere die von Gustave Moreau oder Fernand Khnopff, so findet sich meist ein Pelz, der ein Gebiet markiert, in dem eine Furcht einflößende, allmächtige Herrscherin absolut regiert. Es wäre unklug, eine von Moreaus Frauengestalten zu verärgern; sie würde verlangen, den Kopf desjenigen, der sie verhöhnt hat, auf einem Teller serviert zu bekommen.
    In Khnoppfs Gemälde Die Liebkosung gehört der Pelz zu der Frau. Sie ist eine Misch-Kreatur mit dem Körper einer Leopardin und dem Kopf einer Frau. Ihr Gesichtsausdruck verrät sexuelle Verzückung. Frederick

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