Auch Frauen wollen nur das eine
Sandys, ein Künstler am Rande der Präraffaeliten, malte die berühmte Morgan le Fay, die sich ein Leopardenfell um die Taille legt, als sie ihre magischen Fähigkeiten einsetzt, um das Böse auf ihren Bruder König Artus loszulassen. Erneut wird der Pelz mit bösen Mädchen assoziiert. Mädchen, die halb Tier, halb Raubtier sind. In den 1950ern wird das Leopardenfell das Outfit für jedes Beat Girl, das auf Männerfang geht. Es sendet eine sexuelle Botschaft aus: »Ich bin wie eine Katze und auf Beutefang. Kommst du mir in die Quere, tue ich dir weh; behandelst du mich gut, bekommst du wilde Sachen als Belohnung.« Zum Glück geben sich die meisten Frauen heutzutage damit zufrieden, Kunstpelze zu tragen. Wir können unsere wilde Seite ausleben, ohne schöne Geschöpfe zu gefährden oder ihnen Leid zuzufügen.
Fetisch-Mode scheint attraktiv für Frauen zu sein, weil damit ein Machtgefühl verbunden ist. In einem durchgehenden Body und Stiefeln kommt man sich ziemlich Ehrfurcht gebietend vor; undenkbar, wenn man in einem luftigen Sommerkleid und Sandalen daherkommt. Wie viel bedrohlicher ist die Frau in ihrer schwarzen, glänzenden und undurchdringlichen Haut als die Frau, die die üblichen weiblichen und nicht reißfesten Materialien wie Seide und Satin trägt. Leder und Gummi stehen für einen taffen Auftritt; für den Rebellen, den Außenseiter oder speziell für die Domina. Von Emma Peel in der britischen Serie Mit Schirm, Charme und Melone (OT: The Avengers ) aus den 60ern bis zu der industriellen Cyberfashion der 90er ist das Fehlen von Verletzbarkeit ein wichtiger Faktor bei der weiblichen Fetisch-Kleidung. Dies fand seinen Höhepunkt in den späten 70ern, als der Punk – der »Stil der Revolte« – bestimmte Accessoires wie Hundeleinen, Ketten, Metallhalterungen für Bondage an Hosen und jede Menge Reißverschlüsse verlangte; hinzu kamen Materialien wie Plastik, Lurex und wieder einmal Kunstpelze.
Die Punkerin war ein böses Mädchen; sie trug ihren Latex-Minirock viel zu hoch, ihre Strumpfhosen oder Strümpfe waren gerissen und hatten Laufmaschen, ihr Make-up war viel zu dick aufgetragen, manchmal grenzte es schon ans Absurde. Sie war die pantomimische Parodie der Schönheit; sie stellte sich nicht zur Schau, weil sie von Männern angehimmelt werden wollte. Sie wollte die Antithese zu diesem Standard-Respons: schockieren, den männlichen Blick abwehren, ablenken. In der Jugendkultur wurde zum ersten Mal ein aggressiver Dress-Code für Jungen wie Mädchen akzeptiert. Mode als Anti-Mode, eine explosionsartige Zunahme der gelebten Individualität. Wie Dick Hebdidge in seinem Buch Subculture, The Meaning of Style anmerkt: »[Punkrock Mode holte] die verbotene Bildsprache des sexuellen Fetischismus … aus dem Boudoir, dem Kabinett und dem Pornofilm und brachte sie auf die Straße.« 22 Punkerinnen übernahmen diese äußeren Merkmale (Stilettos, Netzstrumpfhosen, Gummi-Capes und Vinyl mit Nasseffekt) und kehrten die Bedeutung um. Was ursprünglich mit Sklaven und Versklavung in Verbindung gebracht wurde, war nun reif für eine Neubewertung und Neuerfindung. Das verbotenste Symbol von allen, das Hakenkreuz, entwendete man aus den Archiven des schlechten Geschmacks und machte es zum Symbol der Rebellion. Nicht, weil Punker Neofaschisten waren (das Gegenteil war der Fall, und die britische Anti-Nazi-Liga entstand aus der Asche der Punkbewegung), sondern weil sichtbar wurde, dass die Jugend keine Angst vor dem Nihilismus hatte. Die Jugend konnte umgehen mit Konzepten von Tod und Zerstörung und war bereit, Tabus offen anzugehen.
Heutzutage ist es das »Unmodische«, was zum großen Tabu geworden ist. Gott stehe den Kindern bei, die nicht die allerneusten Sportschuhe tragen! Wir werden eher von den Leuten aus unserer Peergroup ermahnt als von Autoritäten, wenn wir uns dem Konzept des akzeptierten Dress-Codes nicht anpassen. In der Innenstadt halten die Modebewussten Ausschau nach der auffälligen Couture, und für diese Leute ist der Gedanke, von Kopf bis Fuß in Gummi zu stecken, nicht halb so schlimm wie die Aussicht, keine Markenhose zu bekommen. Trotzdem bin ich mir noch nicht ganz im Klaren über den blauen Latex-Kaftan in Marys Bericht!
Alison, 22, Studentin/Tänzerin
Ich habe mindestens einmal am Tag Fantasien. Mir gefällt es, mit der Vorstellung einer schüchternen, jungfräulichen Frau zu spielen, die von einem bisexuellen Typen genommen wird. Er weiß, wie er ihr Vergnügen von A bis Z bereiten
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