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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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spürte die Hitze, die von seinen Fingern ausging und mich erfasste.
    In diesem Augenblick wurde mir eines klar: Egal wie sehr ich mich dagegen sträubte, mich in Jesse zu verlieben – besonders gut machte ich meine Sache nicht. Bei seiner Berührung bekam ich totales Herzklopfen, und das war definitiv nicht passiert, als Tad mich auf die gleiche Weise berührt hatte.
    Sofort musste ich daran denken, dass er sich einen blöden Augenblick ausgesucht hatte, um mich zu küssen, weil es mitten in der Nacht war. Es war mehrere Stunden her, seit ich mir die Zähne geputzt hatte, sodass ich bestimmt Mundgeruch hatte. Wie reizvoll konnte das wohl sein?
    Aber leider sollte ich nie herausfinden, ob Jesse von meinem schlechten Atem angewidert wäre oder ob er mich überhaupt wirklich geküsst hätte, denn genau in diesem Moment tauchte die Verrückte unter gellendem Geschrei wieder auf. Die, die darauf bestand, dass Red sie nicht getötet hatte.
    Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt gekriegt. Sie war wirklich der letzte Mensch, mit dem ich jetzt gerechnet hätte.
    »Mein Gott!« Ich hielt mir die Ohren zu, um ihr sirenenartiges Kreischen nicht zu hören. »Was ist denn los?«
    Die Frau hatte die Kapuze ihres grauen Sweatshirts auf, aber jetzt schob sie sie zurück, und ich konnte im Mondlicht die Tränen sehen, die ihr über die knochigen, bleichen Wangen gekullert waren. Unglaublich, dass ich sie mit Mrs Fiske verwechselt hatte. Diese Frau war etliche Jahre jünger und um Längen hübscher.
    »Du hast es ihm nicht gesagt«, brachte sie unter Schluchzen hervor.
    Ich blinzelte. »Doch, hab ich.«
    »Hast du nicht!«
    »Doch, ehrlich, ich hab's ihm gesagt.« Der ungerechte Vorwurf ärgerte mich. »Ich hab's ihm vor ein paar Tagen gesagt. Jesse, sag ihr, dass das stimmt.«
    »Ja, es stimmt«, versicherte Jesse der toten Frau.
    Man sollte meinen, das Wort eines Geistes würde was gelten für einen anderen Geist. Aber nein, sie woll te nicht darauf hören. »Hast du nicht!«, kreischte sie. »Du musst es ihm sagen! Du musst! Es frisst ihn inner lich auf!«
    »Augenblick mal«, sagte ich. »Sie meinen doch Red Beaumont, oder nicht? Das ist doch der, der Sie umgebracht hat, oder nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf so heftig, dass ihr die Haare über die Wangen peitschten und dann von ihren Tränen dort angeklebt blieben. »Nein, ich hab's dir doch gesagt. Red hat mich nicht umgebracht.«
    »Ich meine, Marcus«, verbesserte ich mich hastig. »Ich weiß, dass Red es nicht getan hat. Er gibt sich nur selber die Schuld dafür. Das wollten Sie mir doch sagen, oder nicht? Er ist nicht schuld. Sein Bruder hat Sie umgebracht, Marcus Beaumont, stimmt's?«
    »Nein!« Sie starrte mich an, als wäre ich der letzte Vollidiot. Und so langsam kam ich mir auch so vor. »Nicht Red Beaumont . Red! Red! Du kennst ihn doch.«
    Ich sollte ihn kennen? Einen Typen namens Red? Nie im Leben!
    »Hören Sie«, sagte ich. »Ich brauche ein bisschen mehr Infos, okay? Wie wär's, wenn wir uns erst mal vorstellen? Ich heiße Susannah Simon, okay? Und Sie sind …?«
    Der Blick, den sie mir zuwarf, hätte selbst dem eisigsten Mittler das Herz gebrochen.
    »Du weißt es«, sagte sie mit so waidwundem Ge sichtsausdruck, dass ich wegschauen musste. »Du weißt es …«
    Als ich schließlich wieder einen Blick in ihre Richtung wagte, war sie verschwunden.
    »Ähm …«, sagte ich unbehaglich zu Jesse. »Da hab ich wohl den falschen Red erwischt.«

KAPITEL
    17
    T ja, echt blöd, so was.
    Ich meine, da hatte ich so viel Zeit und Energie in diese Red-Beaumont-Sache gesteckt, und dann stellte sich raus, dass er der Falsche war.
    Offenbar hatte er – oder sein Bruder, was mir viel wahrscheinlicher vorkam – ein paar Leutchen umgelegt, aber dass ich das rausgefunden hatte, war nur Zufall. Sozusagen ein Nebenprodukt meiner Arbeit. Der Geist, der mich um Hilfe gebeten hatte, hatte mit Red Beaumont und seinem Bruder Marcus überhaupt nichts zu tun. Ich konnte die Nachricht der Frau nicht übermitteln, weil ich nicht wusste, wer sie war, obwohl ich sie, ihrer Meinung nach, eigentlich kennen müsste.
    Und in der Zwischenzeit lief Mrs Fiskes Mörder weiter frei herum.
    Als wäre das noch nicht schlimm genug, hatte meine mitternächtliche Besucherin die Stimmung zwischen Jesse und mir komplett ruiniert. Überflüssig zu sagen, dass er mich nach ihrem Auftritt nicht mehr geküsst hatte. Er tat sogar so, als hätte er nie vorgehabt, mich zu küssen, was bei meinem Glück vermutlich

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