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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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auch noch der Wahrheit entsprach. Stattdessen fragte er nur, wie es meinem Giftsumach-Ausschlag ginge.
    Meinem Giftsumach-Ausschlag! Ja, danke, alles bestens.
    Was für eine Versagerin!
    Aber ich tat so, als würde mir das alles nichts ausmachen. Ich stand am nächsten Morgen auf und benahm mich, als wäre überhaupt nichts passiert. Ich zog mein bestes Arschtreter-Outfit an – meinen schwarzen Betsey-Johnson-Minirock zu einer schwarzen Ripp-Strumpfhose, dazu die Batgirl-Stiefel mit seitlichem Reißverschluss und mein violettes Strick-Ensemble von Armani – und stolzierte durchs Zimmer, als würde ich nur noch daran denken, wie ich Marcus Beaumont hinter Gitter bringen konnte. Und als wäre Jesse so ziemlich das Letzte, woran ich jetzt dachte.
    Nicht dass er das überhaupt bemerkt hätte. Er ließ sich nämlich überhaupt nicht blicken.
    Aber dieses ganze Herumstolzieren führte dazu, dass ich spät dran war und Schlafmütz schon unten an der Treppe stand und nach mir rief, sodass es für Jesse kein guter Zeitpunkt zum Auftauchen gewesen wäre, selbst wenn er hätte auftauchen wollen.
    Ich schnappte mir meine Lederjacke und stampfte nach unten, wo Andy schon dabei war, jedem sein Mittagessen-Geld auszuteilen.
    »Meine Güte, Suze«, sagte er, als er mich erblickte.
    »Was ist?«, ging ich sofort in Abwehrhaltung.
    »Nichts, nichts. Hier, dein Geld.«
    Ich nahm den Fünf-Dollar-Schein aus seiner Hand, warf ihm einen letzten neugierigen Blick zu und folgte Schweinchen Schlau dann zum Auto. Hatschi musterte mich von oben bis unten und stieß sofort ein merkwürdiges Geheul aus.
    »Oh mein Gott!«, schrie er und zeigte auf mich. »Rennt um euer Leben!«
    Ich funkelte ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Hast du irgendein Problem?«, fragte ich kühl.
    »Ja, ich wusste gar nicht, dass wir schon Halloween haben«, schnaubte er.
    »Haben wir auch noch nicht, Brad«, ging Schweinchen Schlau dazwischen. »Halloween ist erst in zweihundertneunundsiebzig Tagen.«
    »Sag das der Königin der Untoten«, frotzelte Hatschi.
    Keine Ahnung, warum ich tat, was ich nun tat. Lag wahrscheinlich an meiner schlechten Laune. Irgendwie kam alles, was am vergangenen Abend passiert war, wieder hoch. Angefangen von der Bleistiftdolch-Attacke auf Mr Beaumont, der sich am Ende doch als der falsche Adressat herausgestellt hatte, bis hin zu meiner Erkenntnis, dass Jesses Gefühle für mich nicht derart waren, wie ich sie gern gehabt hätte.
    Im nächsten Augenblick wirbelte ich jedenfalls herum und rammte meine Faust in Hatschis Magengrube.
    Stöhnend kippte er nach vorn und landete, bäuchlings und nach Luft ringend, auf dem Boden.
    Okay, ich geb's zu, das hätte ich nicht tun sollen. Ich fühlte mich mies.
    Aber trotzdem. Was für ein Weichei! Echt – der Typ war doch im Ringer-Team! Was bekamen diese Ringer überhaupt beigebracht? Schläge einstecken jedenfalls ganz eindeutig nicht.
    »Oha«, sagte Schlafmütz, als er Hatschi am Boden liegen sah. »Was ist mit dir denn los?«
    Hatschi zeigte auf mich und versuchte, meinen Namen auszusprechen, brachte aber nur ein trockenes Keuchen heraus.
    »Oh Mann.« Schlafmütz blickte mich angewidert an.
    »Er hat mich die Königin der Untoten genannt«, sagte ich mit all der Würde, die ich aufbringen konnte.
    »Ist doch kein Wunder«, sagte Schlafmütz. »Du siehst aus wie 'ne Nutte. Schwester Ernestine schickt dich postwendend nach Hause, wenn sie dich in dem Rock sieht.«
    Empört sog ich scharf die Luft ein. »Dieser Rock«, entgegnete ich, »ist zufällig von Betsey Johnson.«
    »Mir doch egal, von welcher Freundin du dir deine Fummel leihst. Schwester Ernestine wird's auch nicht kümmern. Steh jetzt auf, Brad. Wir sind eh schon spät dran.«
    Ganz vorsichtig, als würde ihm jede Bewegung höllische Schmerzen bereiten, rappelte Hatschi sich wieder auf. Schlafmütz sah nicht so aus, als würde er ihn übermäßig bemitleiden. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst ihr nicht in die Quere kommen«, sagte er und setzte sich ans Steuer.
    »Die Schlampe hat mich geschlagen, Mann«, winselte Hatschi. »Soll das etwa ungestraft bleiben?«
    »Tja«, sagte Schweinchen Schlau, kletterte auf den Rücksitz und schnallte sich an. »Aufgrund der hohen Dunkelziffer sind Statistiken zum Thema Gewalt in Familien nur ungenau, aber Zwischenfälle, bei denen die Frau den Mann schlägt, werden noch seltener zur Anklage gebracht als umgekehrt. Die Opfer schämen sich in der Regel, der Polizei gegenüber zuzugeben, dass

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