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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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der Kleiderordnung nach Hause geschickt worden war. Ich war an diesem Tag schon oft genug gedemütigt worden.
    »Was hatten Sie denn eigentlich vor?«, fragte ich. »Ich meine, wollten Sie in die Klasse spazieren und mich mit vorgehaltener Waffe entführen, oder wie?«
    »Ganz gewiss nicht«, erwiderte Marcus ruhig.
    Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass irgendjemand mitangesehen hatte, wie Marcus mich verschleppte, und sich das Kennzeichen seines teuren Schlittens aufgeschrieben hatte. Bestimmt würde bald eine Polizeisirene hinter uns zu heulen beginnen. Zumindest die Bullen würden sich ja wohl nicht vor dem bisschen Regen fürchten – obwohl, wenn ich darüber nachdachte … Ich konnte mich nicht erinnern, je eine Folge von ChiPs gesehen zu haben, in der Ponch und Jon bei strömendem Regen unterwegs gewesen wären …
    Du musst ihn in ein Gespräch verwickeln, dachte ich. Solange er redet, kann er dich nicht umbringen.
    »Wie war dann der Plan?«, hakte ich nach.
    »Nun, ich wollte zum Direktor gehen und ihm erzählen, Beaumont Industries schreibe dieses Jahr ein Schülerstipedium aus, und Sie seien eine derjenigen, die in die engere Wahl kämen.« Marcus pickte sich eine unsichtbare Fluse vom Hosenbein. »Natürlich wäre dafür ein persönliches Gespräch notwendig und danach würden wir Sie zum Mittagessen ausführen.«
    Ich verdrehte die Augen. Der Gedanke, dass ich irgendeine Art von Stipendium gewann, war absolut lachhaft. Dieser Typ kannte meine aktuellen Geometrie-Noten nicht.
    »Pater Dominic hätte mich nie mit Ihnen mitgehen lassen«, sagte ich. Vor allem nicht wenn ich ihm erzählt hätte, was am Abend zuvor bei den lieben Beaumonts passiert war, fügte ich in Gedanken hinzu.
    »Oh doch, ich glaube schon«, widersprach Marcus. »Ich hatte vor, seiner Schule eine beträchtliche Spende zukommen zu lassen.«
    Das brachte mich zum Lachen. Da kannte er Pater Dom aber schlecht.
    »Ausgeschlossen«, sagte ich. »Und selbst wenn – meinen Sie nicht, er würde hinterher erwähnen, dass ich zu Ihnen ins Auto gestiegen bin? Für den Fall, dass die Polizei ihn nach meinem Verschwinden befragen sollte, meine ich.«
    »Oh, Sie werden aber nicht verschwinden, Miss Simon«, sagte Marcus.
    Das überraschte mich nun doch. »Nicht?« Was war hier eigentlich los?
    »Aber nein«, versicherte mir Marcus voller Selbstvertrauen. »Es wird nicht den Hauch eines Zweifels daran geben, was mit Ihnen geschehen ist. Ich denke, man wird Ihre Leiche schon sehr bald finden.«

KAPITEL
    18
    D as war jetzt absolut nicht das gewesen, was ich hätte hören wollen.
    »Hören Sie«, sagte ich schnell. »Sie sollten wissen, dass ich bei einer Freundin von mir einen Brief hinterlegt habe. Falls mir irgendetwas zustößt, wird sie damit zur Polizei gehen.«
    Ich lächelte ihn fröhlich an. Das mit dem Brief war eine dicke, fette Lüge, aber das konnte er ja nicht wissen.
    Oder vielleicht doch?
    »Ich glaube Ihnen nicht«, sagte er höflich.
    Ich zuckte mit den Achseln, als wäre mir das egal. »Ist Ihre Beerdigung.«
    »Sie hätten«, sagte Marcus, während ich angestrengt nach Polizeisirenen lauschte, »den Jungen wirklich nicht mit reinziehen sollen. Das war Ihr erster Fehler, wissen Sie.«
    Oh ja, und wie ich das wusste.
    »Na ja, ich fand, er hätte ein Recht darauf zu erfahren, was sein eigener Vater so tut.«
    Marcus sah mich an, als hätte ich ihn enttäuscht. »Das meine ich nicht«, sagte er mit leichter Verachtung.
    »Was meinen Sie dann?« Ich riss die Augen auf, so weit es nur ging. Miss Unschuldslamm persönlich war wieder unterwegs.
    »Ich war mir nicht sicher, ob Sie über meine Person informiert sind«, erklärte Marcus beinahe freundlich. »Darüber hatte ich erst Klarheit, als Sie vor der Schule versucht haben wegzulaufen. Was natürlich Ihr zweiter Fehler war. Ihre offensichtliche Angst vor mir hat Sie verraten. Ab da gab es keinen Zweifel mehr darüber, dass Sie mehr wissen, als Ihnen guttut.«
    »Aber wie sagten Sie gestern Abend doch so treffend?«, argumentierte ich. »Wem würde man wohl mehr glauben: einer sechzehnjährigen Straftäterin wie mir oder einem wichtigen Geschäftsmann wie Ihnen? Ich bitte Sie. Sie sind doch sogar mit dem Gouverneur befreundet.«
    »Und Ihre Mutter arbeitet für WCAL, wie Sie betont haben«, gab Marcus zurück.
    Ich und meine große Klappe.
    Das Auto, das seine Geschwindigkeit bisher um keinen Deut verringert hatte, bog auf einmal um eine Kurve, und mir wurde klar, dass wir uns auf dem

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