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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Seventeen Mile Drive befanden.
    Ohne auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, packte ich den Türgriff, und als Nächstes hatte ich eine Leitplanke vor der Nase und eine Flut aus Regenwasser und Kies klatschte mir ins Gesicht.
    Aber statt aus dem Wagen zu kullern und gegen die Leitplanke zu knallen – unter der ich die trüben Meereswogen gegen die Felsen am Fuß der Klippen donnern sah –, blieb ich, wo ich war. Und zwar weil Marcus mich hinten an der Lederjacke gepackt hatte und nicht loszulassen gedachte.
    »Nicht so hastig«, sagte er und versuchte, mich wieder auf den Sitz zurückzuziehen.
    Aber so leicht würde ich nicht aufgeben. Ich fuhr herum – Lycra-Röckchen machen wendig – und bemühte mich, ihm meinen Stiefelabsatz ins Gesicht zu rammen. Leider schienen Marcus' Reflexe genauso gut zu sein wie meine, denn er griff nach meinem Fuß und verdrehte ihn aufs Schmerzhafteste.
    »Hey!«, schrie ich. »Das hat wehgetan!«
    Aber Marcus lachte nur und verpasste mir eine.
    Was sich ehrlich gesagt alles andere als super anfühlte. In der nächsten Minute konnte ich nur verschwommen sehen. Und diese Minute nutzte Marcus dazu, die Autotür zu schließen, mich wieder auf meinen Sitz zu zerren und mit dem Sicherheitsgurt zu verschnüren. Als meine Augäpfel endlich nicht mehr rotierten, schaute ich an mir hinunter: Marcus hatte mich – beziehungsweise mein Strick-Ensemble – fest im Griff.
    »Hey«, sagte ich schwach. »Das ist Kaschmir, okay?«
    »Wenn Sie versprechen, von jetzt an vernünftig zu sein, lasse ich Sie wieder los«, sagte Marcus.
    »Ich finde es vollkommen vernünftig, einem Typen wie Ihnen entkommen zu wollen«, erwiderte ich.
    Marcus schien von meiner Logik nicht sonderlich beeindruckt zu sein.
    »Sie können doch unmöglich annehmen, ich würde Sie laufen lassen«, sagte er. »Ich muss Schadensbegrenzung betreiben. Ich kann doch nicht zulassen, dass Sie überall herumlaufen und den Leuten von … ähm … meinen einzigartigen Problemlösungsmethoden erzählen.«
    »Mord hat nichts Einzigartiges an sich«, gab ich zurück.
    »Es hat in der Geschichte«, fuhr Marcus fort, als hätte ich nichts gesagt, »immer wieder Ignoranten gegeben, die darauf beharrten, sich dem Fortschritt in den Weg zu stellen. Also war ich gezwungen, diese Leute … umzusiedeln.«
    »Ja, ins Grab«, sagte ich.
    Marcus zuckte mit den Schultern. »Traurig, aber unumgänglich. Damit unsere Zivilisation weiterbesteht, müssen einige wenige ausgesuchte Opfer leider …«
    »Ich bezweifle, dass Mrs Fiske damit einverstanden ist, wen Sie als Opfer ausgesucht haben«, ging ich dazwischen.
    »Was der eine als Verbesserungsmaßnahme sieht, kann dem anderen durchaus mal wie mutwillige Zerstörung erscheinen …«
    »Zum Beispiel die Zerstörung der natürlichen Küstenlinie durch geldgierige Schmarotzer wie Sie?«
    Er hatte doch ohnehin schon angekündigt, mich umbringen zu wollen. Deswegen spielte es keine Rolle mehr, ob ich höflich war oder nicht.
    »Und so müssen einige Leute im Dienste des Fortschrittes, des echten Fortschrittes … eben verzichten«, schwadronierte er weiter, als hätte er mich nicht gehört.
    »Auf ihr Leben verzichten?« Ich starrte ihn an. »Jetzt werde ich Ihnen mal was sagen, Sie Arschloch. Sie sind keinen Deut besser als Ihr Bruder, dieser beknackte Möchtegern-Vampir, wissen Sie das?«
    Genau in diesem Augenblick bog der Wagen in die Auffahrt zu Mr Beaumonts Anwesen. Der Wachmann winkte uns zu, als wir das Tor passierten. Dabei konnte er mich durch die getönten Scheiben nicht sehen. Er hatte wahrscheinlich keine Ahnung, dass sich im Auto von seinem Boss ein weiblicher Teenager befand, der demnächst hingerichtet werden sollte. Niemand - nie mand - hatte einen Schimmer, wo ich gerade war. Weder meine Mutter noch Pater Dominic noch Jesse, noch nicht einmal mein Vater. Ich wusste zwar nicht, was genau Marcus mit mir vorhatte, aber gefallen würde es mir sicher nicht. Vor allem wenn ich danach dort landen würde, wo Mrs Fiske auch gelandet war. Was ich mittlerweile für immer wahrscheinlicher hielt.
    Das Auto hielt an und Marcus' Finger bohrten sich in meinen Oberarm.
    »Kommen Sie.« Er zerrte mich hinter sich her zum geöffneten Wagenschlag.
    »Warten Sie mal kurz«, sagte ich in einem letzten verzweifelten Versuch, ihm zu beweisen, dass ich durchaus vernünftig sein konnte, wenn er mir nur den richtigen Anreiz bot, wie zum Beispiel die Aussicht auf meinen Tod. »Was, wenn ich verspreche, niemandem

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