Auch Geister haben huebsche Soehne
etwas davon zu erzählen?«
»Sie haben schon jemandem davon erzählt«, sagte Marcus. »Meinem Neffen Tad, schon vergessen?«
»Aber der wird es niemandem weitererzählen. Das kann er gar nicht, schließlich ist er mit Ihnen verwandt. Er darf vor Gericht gar nicht gegen seine Familie aussagen.« Ich war noch immer ziemlich benommen von dem Schlag, den Marcus mir verpasst hatte, sodass ich verstandesmäßig bestimmt nicht ganz auf der Höhe war. Aber ich gab mir trotzdem Mühe, die Diskussion am Laufen zu halten. »Bei Tad sind Geheimnisse wirklich gut aufgehoben.«
»Ja, das sind sie bei Toten eigentlich immer.«
Wenn ich vorher schon verängstigt gewesen war, so war ich jetzt zu Tode erschrocken. Was meinte er denn damit? Sollte das heißen … dass Tad nichts mehr ausplaudern würde, weil er bald tot war? Hatte dieser Typ allen Ernstes vor, seinen eigenen Neffen umzulegen? Wegen dem, was ich ihm verraten hatte?
Das konnte ich nicht zulassen. Ich hatte zwar keine Ahnung, was Marcus mit mir vorhatte, aber eines wusste ich mit Sicherheit: Er würde meinem Freund kein Härchen krümmen.
Auch wenn ich in dem Moment nicht mal ansatzweise wusste, wie ich ihn davon abhalten sollte.
Während Marcus weiter an mir zerrte, wandte ich mich an seine Gorillas: »Ich wollte mich bei Ihnen für Ihre Hilfe bedanken. Ich meine, wo ich doch ein wehrloses junges Mädchen bin und dieser Typ ein kaltblütiger Mörder. Wirklich, Sie waren mir eine große …«
Marcus zog so heftig an mir, dass ich aus dem Auto flog.
»Hoho«, sagte ich, als ich wieder auf den Füßen stand. »Was sind Sie denn so grob?«
»Ich möchte nur kein Risiko eingehen«, antwortete er und zerrte mich im eisernen Griff hinter sich her zum Haus. »Sie haben mir bisher schon mehr Ärger gemacht, als ich gedacht hätte.«
Noch bevor ich dieses Kompliment verdauen konnte, hatte er mich schon ins Haus verfrachtet. Seine beiden Fiffis waren inzwischen auch aus dem Wagen gestiegen und folgten uns. Wahrscheinlich für den Fall, dass ich mich doch noch losreißen und eine spionagethrillerreife Flucht hinlegen sollte.
Soweit ich das sehen konnte bei der Geschwindigkeit, mit der Marcus mich hinter sich herschleifte, war im Haus der Beaumonts alles unverändert. Von Red Beaumont keine Spur – wahrscheinlich lag er im Bett und erholte sich noch von meinem brutalen Angriff am Abend zuvor. Armer Kerl. Hätte ich damals schon gewusst, dass Marcus der Blutsauger war und nicht er, hätte ich ihm wirklich mehr Mitgefühl entgegengebracht.
Da fiel mir plötzlich etwas ein.
»Was ist mit Tad?«, fragte ich, während Marcus mich durch den Innenhof zerrte, wo der pladdernde Regen das Poolwasser aufspritzen ließ. »Wo haben Sie ihn eingesperrt?«
»Das werden Sie gleich sehen.« Marcus zog mich in den kleinen Flur, in dem sich der Aufzug zu Mr Beaumonts Büro befand.
Dann riss er die Aufzugtür auf, stopfte mich hinein und stieg dazu. Seine Gorillas, die mit ihrer aufgepumpten Wampe keinen Platz mehr darin gehabt hätten, bauten sich rechts und links im Flur auf. Was mir ganz recht war, denn die Wolljacke von Strolchi 1 roch mittlerweile etwas streng.
Wieder hatte ich das Gefühl, dass der Aufzug sich bewegte, aber wieder hätte ich nicht sagen können, ob wir nach unten oder nach oben fuhren. Wenigstens konnte ich mir Marcus jetzt mal live und aus der Nähe anschauen. Komisch, aber er sah wirklich total normal und unauffällig aus. Er hätte alles sein können, Reiseleiter, Anwalt, Arzt, was auch immer.
War er aber nicht. Er war ein Mörder.
Seine Mutter musste furchtbar stolz auf ihn sein.
»Wissen Sie«, sagte ich, »wenn meine Mutter das alles erfährt, wird es mit Beaumont Industries schlagartig bergab gehen. Extrem bergab.«
»Sie wird zwischen Ihrem Tod und Beaumont Industries keinerlei Verbindung feststellen können«, erwiderte Marcus.
»Ach ja? Dann will ich Ihnen mal was sagen. Sobald meine entstellte Leiche gefunden wird, verwandelt sich meine Mutter auf der Stelle in dieses Monster aus Ali ens 2 , okay? Sie wissen schon, wo Sigourney Weaver in dieses Gabelstaplerroboterding reinsteigt. Und dann …«
»Es wird keine entstellte Leiche geben«, unterbrach mich Marcus, der offenbar kein Kinofan war. Er stieß die Aufzugtür auf – und wir waren wieder da, wo alles angefangen hatte. In Mr Beaumonts gruseligem Büro.
»Sie werden nämlich ertrinken«, sagte Marcus mit einem zufriedenen Grinsen.
KAPITEL
19
H ier.«
Marcus hatte mich durch steten
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