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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Natürlich sollen Sie sich in aller Ruhe umziehen dürfen, ohne fremden Blicken ausgesetzt zu sein. Ist schon lange her, dass ich in Gesellschaft einer solch be scheidenen jungen Frau war.« Sein Blick wanderte zu meinem Minirock hinunter.
    Der Drang, ihm meine Daumen in die Augenhöhlen zu rammen, war stärker denn je. Aber ich spekulierte darauf, dass er mich tatsächlich mal eine Minute allein ließ. Und dieser Versuchung konnte ich nicht widerstehen. Also stand ich nur da und tat so, als würde ich erröten.
    »Na, dann will ich Ihnen mal fünf Minuten Ruhe gönnen«, sagte er mit einem Seufzen und ging in Richtung Fahrstuhl. »Vergessen Sie nur nicht, Miss Simon, dass ich Sie in diesen Badeanzug reinbekommen werde, so oder so. Für welche Methode sich der arme Tad entschieden hat, sehen Sie ja.« Er deutete mit dem Kopf auf meinen bewusstlosen Freund. »Es wäre wirklich einfacher – und auf lange Sicht auch weniger schmerzvoll –, wenn Sie sich selbst umziehen und mir die Mühe ersparen würden.«
    Damit zog er die Aufzugtür hinter sich zu.
    Mit dem Typen konnte wirklich was nicht stimmen. Ich meine, er hatte sich gerade die Chance entgehen lassen, so eine heiße Sahneschnitte wie mich nackig zu sehen. Wo sein Gehirn hätte sein sollen, hatte er eindeutig einen Nacho-Teller.
    So oder so ähnlich waren meine Gedanken, als ich allein in Mr Beaumonts Büro stand. Na ja, allein bis auf Tad und die Fische, die im Moment allesamt nicht besonders kommunikativ waren. Wie sollte ich hier bloß rauskommen? Die Fenster boten, wie ich wusste, keine Chance. Aber auf Mr Beaumonts Schreibtisch stand ein Telefon. Ich fing an zu wählen.
    »Miss Simon.« Marcus' Stimme tönte mir belustigt aus dem Hörer entgegen. »Das ist nur ein Hausapparat. Sie glauben doch nicht, dass wir Tads Vater in seinem Zustand Auswärtsgespräche erlauben würden, oder? Bitte beeilen Sie sich jetzt. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Er legte auf. Ich auch.
    Eine halbe Minute vergeudet.
    Die Tür zum Fahrstuhl war abgeschlossen. Genau wie die Tür auf der anderen Seite des Raumes. Ich trat dagegen, aber sie schien aus dickem, hartem Holz gemacht zu sein und gab keinen Millimeter nach.
    Also beschloss ich, mich doch wieder den Fenstern zuzuwenden. Ich wickelte einen der Samtvorhänge um meine Faust, boxte einige der Glasscheiben heraus und rammte meinen Fuß gegen die hölzernen Fensterläden.
    Sinnlos. Sie waren anscheinend wirklich zugenagelt.
    Noch drei Minuten.
    Ich sah mich nach einer Waffe um. Da eine Flucht unmöglich war, wollte ich nun auf das Bücherregal klettern, das hinter der Fahrstuhltür stand. Wenn Marcus aus dem Fahrstuhl ins Zimmer kam, wollte ich mich von oben auf ihn stürzen und ihm einen spitzen Gegenstand an die Kehle halten. Mit ihm als Geisel konnte ich dann den Weg nach draußen freibekommen.
    Okay, okay, ich hatte mich in die Rolle von Xena, der Kriegerprinzessin, hineinfantasiert. Aber es war immerhin ein Plan – wenn auch kein guter. Einen besseren hatte ich unter den gegebenen Umständen nun mal nicht. Ich meine, die Chancen, dass jemand kommen und mich retten würde, standen verdammt schlecht. Wie denn auch? Bis auf Jesse konnte keiner meiner Bekannten durch dicke Mauern hindurchschweben.
    Und Jesse wusste nicht, dass ich ihn brauchte. Er hatte keine Ahnung, dass ich in Schwierigkeiten steckte. Er wusste nicht mal, wo ich gerade war.
    Und ich hatte keine Möglichkeit, es ihm mitzuteilen.
    Eine spitze Glasscherbe würde eine hübsche Waffe abgeben. Ich suchte in dem Scherbenhaufen, den ich vor Mr Beaumonts Fenstern produziert hatte, nach einem besonders bedrohlichen Exemplar.
    Noch zwei Minuten.
    Die Scherbe in der Hand – und den Wunsch im Kopf, ich hätte meine Geisterjäger-Handschuhe dabei, um mir nicht die Hände aufzuschlitzen –, kraxelte ich am Bücherregal hoch. Das war mit den hohen Absätzen keine Kleinigkeit.
    Noch anderthalb Minuten.
    Ich spähte zu Tad hinüber. Immer noch lag er reglos und schlaff da wie eine Stoffpuppe. Sein Brustkorb hob und senkte sich langsam und rhythmisch. Einen echt ansehnlichen Brustkorb hatte er da. Nicht so ansehnlich wie der von Jesse, aber immerhin. Und obwohl sein Onkel ein Mörder war und sein Vater in jeder Klapsmühle sofortige Aufnahme gefunden hätte – von diesem Basketball-Tick ganz zu schweigen –, hätte ich nichts dagegen gehabt, meinen Kopf draufzulegen. Auf Tads Brustkorb, meine ich. Also, unter anderen Voraussetzungen natürlich. Vor allem unter der

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