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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Dabei griff er nach einem weiteren Bauteil.
    »Nein, diesmal kein gebogenes«, rief Moul. »Ein gerades. Das stützt den Turm dort drüben besser.«
    Matthew studierte sein wachsendes Meisterwerk kurz. Moul hatte selten unrecht. »Ich denke, du hast recht.« Er brachte das Bauteil an und sah zu, wie es mit den anderen verschmolz. Ihr Gebäude war jetzt über einen Meter hoch und wuchs immer noch. Die zwei Jungen hatten schon ein paar Tage daran gearbeitet. Die Erwachsenen fanden es höchst interessant.
    Er wählte ein Ellipsoid aus und machte sich daran, es zu befestigen.
    »Auch oben, meinst du nicht?« fragte Moul.
    Diesmal war Matthew nicht einverstanden. Er hielt es über die Fensterscheiben in zwei Drittel Höhe des linken Turmes. »Meinst du nicht, es würde hier besser aussehen?« »Besser aussehen?« Moul überlegte. Er beneidete seinen Freund um die Fähigkeit, Farben zu sehen, mehr, als er ihn um seine Gliedmaßen beneidete. »Ja. Ja, ich denke, du hast recht, Matthew. Eine höchst interessante Komposition.«
    »Wir können zwei davon nehmen.« Der Junge wählte ein zweites, dazu passendes Ellipsoid aus. »Eines hier und eines oben, wo du vorgeschlagen hast.«
    »Ein ausgezeichneter Vorschlag, Matthew. Dann sollten wir, glaube ich, wirklich wieder an der anderen Seite zu arbeiten anfangen, sonst kommen die Türme aus dem Gleichgewicht.«
    »Ja, das stimmt.« Dann runzelte er die Stirn und legte die zwei Einheiten in die Schachtel zurück.
    »Stimmt was nicht?«
    »Ich langweile mich«, verkündete Matthew und seufzte tief. »Ich wünschte, die würden uns alleine ins Freie lassen. Langsam bin ich es müde, dauernd Erwachsene um mich herum zu haben.«
    »Ich auch«, sagte Moul. »Außerdem weißt du ja, dass ich nicht mit dir hinaus könnte.«
    »Warum nicht? O ja, weil deine Haut brennen würde.«
    »Untertags würde sie das«, gab die Larve traurig zu. »Jedenfalls glaube ich nicht, dass die Erwachsenen gern sehen, wenn wir viel hinausgehen.«
    »Sicher nicht. Ich möchte nur gern wissen, warum.«
    »Ich weiß nicht«, meinte Moul nachdenklich. »Ich habe natürlich Respekt vor Erwachsenen, aber manchmal scheint mir, dass sie zu Fehlern fähig sind, die ebenso offensichtlich wie die unseren sind.«
    »Ja, die sind nicht so schlau, wie sie denken. Ich wette, ich könnte dich nachts hinausschmuggeln.« Seine Stimme senkte sich zu einem verschwörerischen Flüstern. »Wir könnten die täuschen. Deine Haut würde nachts überhaupt nicht brennen.«
    »Nein, würde sie nicht«, pflichtete Moul ihm bei. »Aber ich kann mich allein nicht besonders gut bewegen.«
    »Ach, wir lassen uns was einfallen. Ich helf dir schon.«
    »Und ich dir. Ich kann nachts fast genauso gut sehen wie untertags«, erklärte die Larve. »Man hat mich informiert, dass du das nicht kannst.«
    »Du kannst im Dunkeln sehen?« Matthews Augen weiteten sich.
    »Recht gut. Nicht so gut wie meine Vorfahren, aber gut genug.«
    »Mann!« Matthew konnte seine Ehrfurcht nicht verhehlen. »Ich wünschte, ich könnte das auch. Manchmal wache ich zu Hause mitten in der Nacht auf und kann die Lichtschalter im Boden nicht finden. Und dann tappe ich im Dunkeln herum und versuche das Badezimmer zu finden.«
    »Badezimmer?« wiederholte Moul, worauf das Gespräch von ästhetischen Fragen der Architektur und Plänen zu nächtlichen Ausflügen auf ein neues Thema überwechselte.
    Wochen verstrichen. Die Erwachsenen waren über die Fortschritte der Kinder entzückt, die größtenteils von den Versuchspersonen selbst ausgingen.
    »Möchtest du mit mir Cowboy und Indianer spielen?« fragte Matthew seinen Freund. Außerhalb des Interaktionsraumes regnete es kräftig. Der bloße Gedanke, hinauszugehen, auch alleine, war im Augenblick unsinnig.
    »Ich weiß nicht«, sagte Moul neugierig. »Was sind ›Cowboys und Indianer‹?«
    »Nun, vor langer Zeit hat es auf der Erde einmal eine edle, intelligente, gutaussehende Art von Leuten gegeben, die man Indianer nannte.« Matthew genoss es, zur Abwechslung einmal derjenige zu sein, der etwas erklärte. Er zweifelte keinen Augenblick daran, dass Moul schlauer als er war. Aber irgendwie störte ihn das bei der Larve nicht. Schließlich hatte Moul schon viel mehr Erziehung genossen und war vielleicht ein Terra-Jahr älter als er.
    »Jedenfalls kam es eines Tages zu einer Invasion in ihr Land, von Leuten, die sich Cowboys nannten. Die Cowboys waren wirklich hässlich. Sie haben verbrannt und gestohlen und gelogen und alles

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