Auch keine Tränen aus Kristall
Paszex andere Schwesterstädte trugen bei, was sie konnten. Als erstes trafen reichliche Arznei- und Lebensmittelvorräte ein, dann aus Ciccikalk Techniker, Baumaterial und komplizierte Ersatzteile.
Die verwüsteten Felder wurden bald für die Neubepflanzung vorbereitet, neue Ventilations- und Abluftschlote wurden gebaut und in Betrieb genommen.
Die größten Beschädigungen hatte der Transportterminal davongetragen. Ryo begab sich eines Tages dorthin, um zu sehen, welche Fortschritte die Reparaturarbeiten machten.
Der Terminal war für die Company wichtig, weil die meisten Ackerbauprodukte Inmots per Modul zur weiteren Verarbeitung nach Zirenba versandt wurden.
Die Leitschienen, auf denen die Magnetmoduln dahinzogen, wurden gerade gegossen. Das dicke, grauweiße Plastikmaterial würde schnell zu einer fast unzerbrechlichen, flexiblen Leitung verhärten. Neue Spulen wurden angebracht. Unter den kritischen Blicken zahlreicher Ortsansässiger und eingeflogener Techniker wurde die Station im modernsten Stil wiederaufgebaut, und große Mengen teuren Sonnenkristalls wurden zur Außenverkleidung eingesetzt.
Die neue Station würde größer und leistungsfähiger und auch attraktiver als die vorangegangene sein, obwohl die Bürger von Paszex sie gerne gegen die alte eingetauscht hätten, hätte man damit das Vorgefallene ungeschehen machen können. Ryo fragte sich, ob der prunkvolle neue Terminal vielleicht eine subtile Entschuldigung der Regierung für die narbenübersäten Bewohner sein sollte.
Als die ersten Moduln über die neue Schiene aus Jupiq eintrafen, fand eine große Feier statt. Aber Ryo konnte daran nicht teilnehmen, weil er sich zu der Zeit im tiefsten Dschungel befand. Er sah sich die Feierlichkeiten später am Abend am Bildschirm an, sah, wie das Dutzend rechteckiger Passagiermoduln außerhalb Jupiqs zusammengekoppelt wurde und einen zusammenhängenden silbernen Segmentzug bildete und sich dann außerhalb Paszex wieder auflöste, um darauf in gemessener Prozession einzeln dort einzutreffen. Wenigstens funktionierte das System wieder. Waren und Individuen konnten aufs neue unbehindert zwischen Paszex und dem Rest von Willow-wane reisen. Dem Terminal fehlten jetzt nur noch einige schmückende Details. Weitere Regierungsgelder. Weitere Entschuldigungen.
Am Abend sollte ein formelles Clan-Dinner abgehalten werden. Es würde in der Clanhalle stattfinden, und es war zwei Zeitteile später als üblich angesetzt, damit jeder sich angemessen kleiden konnte. Juwelen und Einlagen wurden für den Anlass herausgeholt. Es gab Halstaschen und Körperwesten aus orange- und silberfarbenem Gewebe mit so hauchdünnen rosafarbenen Fäden, dass niemand sich vorstellen konnte, wie so feines Gewebe von Hand oder Maschine hergestellt werden konnte. Männer und Frauen trugen Einlagen aus Karneol, Obsidian und Chalzedon, geschliffene Edelsteine, feinste Keramiken und Emaileinlagen in Schnörkeln, Dreiecken und Streifen. Die meisten dieser Schmuckstücke funkelten aus Höhlungen zwischen Kiefern und Augen, obwohl auf ein paar Schultern und Hälsen auch offiziellere Einsätze blitzten.
Nach dem Essen wurde Ryo sein Karminstern in einer formellen Zeremonie verliehen. Der vierzackige Orden wurde von einem niedrigen Regierungsfunktionär präsentiert, der dafür aus Zirenbya angereist war.
Der Beamte reichte das kleine, durchsichtige Etui der ehrenwerten Ilvenzuteck, Ryos Clanmutter, die es voll Stolz der Einlegerin weiterreichte. Die Spezialistin machte sich mit Meißeln und Klingen ans Werk und legte schmerzlos eine Spalte im Chiton an Ryos linker Schulter frei, während der Rest des Clans voll Stolz zusah.
Der Stern wurde mit Permakitt bestrichen und anschließend sorgfältig implantiert, so dass das Metall glatt mit Ryos Exoskelett abschloss. Die Einlegerin, eine alte Thranx, war sehr stolz, dass der Orden gleich beim ersten Versuch so perfekt saß und aus den Schnitträndern kein Kitt hervorquoll. Sie hatte das schon oft getan, wenn auch vorwiegend mit billigen Keramiken und noch sehr selten vor einer größeren Versammlung. Sie rieb den Stern mit etwas Speichel ab, um ihn zum Glänzen zu bringen, ganz nach der alten Tradition ihres Handwerks.
Fortan würde der Orden ein fester Bestandteil von Ryos Körper sein, den alle sehen und bewundern konnten. Falls er je reisen würde, würde es amüsant sein, wenn Fremde ihn fragten, bei welchem Feldzug oder bei welchem Forschungsauftrag er den Orden verliehen bekommen hatte. Er
Weitere Kostenlose Bücher