Auch keine Tränen aus Kristall
radikal anderes - Antriebssystem.
Inzwischen war der wissenschaftliche Ältestenrat auf der Brücke erschienen; die Ankündigung der bevorstehenden Sublichtbegegnung hatte sie angelockt. Sie drängten sich jetzt neben den Kapitän und starrten auf den Bildschirm. Sie waren zu dritt, alle wesentlich älter als Broh. Trotzdem warteten sie darauf, dass er die angemessenen Erkundigungen anstellte.
Broh war sich in seiner ganzen kurzen und vergleichsweise ereignisarmen Laufbahn noch nie so wie jetzt seiner mangelnden Erfahrung bewusst gewesen. Freilich hätte er nie zugelassen, dass dies irgendwie zutage trat. In mancher Hinsicht war der Wissenschaftsratsrang höher als seiner. Dafür war er dankbar, denn das würde ihm die Möglichkeit geben, offenkundig Fragen zu stellen, ohne naiv zu erscheinen.
»AAnn oder verwandte Konstruktion?« fragte er scharf.
»Nein«, erwiderte die Erste Beobachterin und blickte scharf auf den Bildschirm. »Zumindest keine AAnn-Konstruktion, die ich je gesehen habe. Die Projektionskegel - denn wir müssen annehmen, dass es sich um solche handelt - sind völlig unterschiedlich von den unseren oder denen der AAnn, wenn auch denen der AAnn ähnlicher.«
»Auch die Anzahl der Projektionseinheiten - drei - entspricht der der AAnn.« Der Zweite Beobachter wies auf das Bild und zeichnete Silhouetten in die Luft. »Aber sehen Sie hier, sie sind wesentlich flacher als die unseren oder die der AAnn. Ich frage mich, welche Auswirkung das auf das Feld hat, das das Schiff im Plusraum einhüllt.« Er murmelte etwas von der Verdrängung von Realität und anderen wesentlichen Dingen, die ebenso solipsistisch und metaphysisch wie wissenschaftlich waren.
Natürlich gab es keine festgefügte Grenze zwischen Realität und Unrealität, wenn man mit Konzepten wie Plusraum und Minusraum zu hin hatte. Wenn brillante Generalisten wie die drei Beobachter zusammenkamen, dann bekam manchmal selbst die Theologie den Aspekt einer harten Wissenschaft.
Das fremde Schiff wurde immer größer, und die Vergrößerung wurde demgemäss reduziert, bis sie sich schließlich einem Bild in realer Größe gegenübersahen.
»Versuchen Sie zu signalisieren«, schlug der Dritte Beobachter vor.
»Welche Frequenz?« fragte Kommunikation.
»Alle«, sagte Broh. »Versuchen Sie es zuerst mit den StandardWabenkanälen und dann mit den AAnn-Frequenzen.«
»Aber die Erste Beobachterin hat doch bereits gesagt, dass es sich um keinen erkennbaren AAnn-Typ handelt, Sir.«
Broh ignorierte die Insubordination. »Vielleicht ist es ein neuer Typ«, erwiderte er. »Oder ein Verbündeter der AAnn, von dem wir nichts wissen.«
»Wenn es ein Verbündeter ist«, meinte der Scanner, »hat man ihm ziemlich übel mitgespielt.« Auf Schirm zwei, der rechts von der Sichtluke angeordnet war, erschien plötzlich eine Nahaufnahme des Vorderteils des Fremden. Zwei der drei kegelförmigen Einheiten waren schwer beschädigt worden. Broh verlangte eine Analyse und eine Beurteilung des Schadens.
»Es könnte sich um einen Meteoreinschlag handeln, aber das glaube ich nicht«, sagte der Analysator. »Sehen Sie doch, wie das Metall an den Vorderkanten verformt ist! Und da, an den Trägern - das ist ganz sicher die Spur einer schweren Energiewaffe.«
»Könnte sein«, murmelte die Erste Beobachterin. Ihr Interesse konzentrierte sich jetzt auf den Heckbereich des Schiffes.
»Keine Reaktion auf unsere Fragen, Sir«, verkündete Kommunikation. Broh überlegte. Im Verein mit den schweren Beschädigungen deutete alles darauf hin, dass sie es mit einem toten Schiff zu tun hatten, einem treibenden Wrack. Er legte den Gedanken dem Rat vor.
»Das könnte eine raffinierte Falle sein«, meinte der Zweite Beobachter. »Die Schäden könnten vorgetäuscht sein, um uns nahe genug heranzulocken und dann überfallen zu können, ehe wir eine Chance zum Signalisieren bekommen. Eine solche List wäre typisch für die AAnn.«
»Wenn das der Fall ist«, sagte Broh, »wissen wir das in weniger als einem Zeitteil.«
Wenn der Fremde ein Thangner war, der sich in seiner seidigen Furche versteckte, war es ein höchst geduldiger. Während sie sich näherten, trieb er nämlich weiter mit offenbar toten Maschinen dahin. Nicht das geringste Fünkchen Energie kam aus den drei Kegelprojektoren.
»Wenn es ein Täuschungsmanöver ist, dann hat es bei mir gewirkt«, murmelte Kommunikation.
Broh missbilligte innerlich diesen Kommentar. Es war nicht Aufgabe des Kommunikators, solche
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