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Auch sonntags Sprechstunde

Auch sonntags Sprechstunde

Titel: Auch sonntags Sprechstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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ihn, ob er die Gebrauchsanweisung auf der Rolle nicht studiert habe, und er sagte: »Ja, schon, aber ich möchte doch sichergehen.« Ehe ich die erste Seite der Zeitung hatte zu Ende lesen können, rief Mrs. Adams an und fragte, was sie ihrer Au-pair-Hilfe gegen die Periodeschmerzen geben solle, da diese sich weigerte, aufzustehen und zu helfen, und die Gäste bald zu einem Barbecue-Essen kämen. Anschließend war Mrs. Woral am Telefon, die mir zu berichten wünschte, daß sie Heuschnupfen habe und fünfundzwanzig Mal hintereinander niesen mußte.
    »Wer hat nur dieses verdammte Telefon erfunden?« rief ich und warf den Hörer auf.
    »Vati!« sagte Penny.
    »Herr Telefonglocke«, sagte Peter, »möchtest du, daß ich den Stöpsel herausziehe?«
    »Nein, ich bin im Dienst.« Es läutete. »Ich halte das nicht mehr aus. Was ist nur heute los?« Ich bellte: »Wer da?« Es war die nette Mrs. Payne, die mich sonst nie belästigte.
    »Es tut mir so leid, Herr Doktor«, flüsterte sie, »ich weiß, es ist Sonntag und Sie sollten Ihre Ruhe haben, aber es handelt sich um meinen Mieter, Mr. Pierce. Ich glaube, er ist tot.«
    »Tot?«
    »Ja. Gestorben. Ich brachte ihm eben seinen Tee hinauf, den er jeden Sonntag bekommt. Ich bin zu Tode erschrocken, als ich ihn liegen sah. Und ich bin hier ganz allein. Da bin ich gleich ans Telefon gelaufen... «
    Ich nahm die Zeitung hoch und erhob mich aus dem Liegestuhl. »Es dauert nicht lange«, sagte ich zu Sylvia, die in Ambre Solaire briet. »Nimm du inzwischen die Anrufe entgegen, bitte.«
    Ich zog mich an, der Sonntag schien für mich zu Ende zu sein, und machte mich auf den Weg zu Mrs. Payne.
    »Ich bin völlig außer mir«, sagte Mrs. Payne, die mich in Hauskleid und Pantoffeln am Tor empfing. »Ich bringe es nicht über mich, wieder hinaufzugehen.«
    »Keine Aufregung, Mrs. Payne. Ich weiß, was wir tun: Sie bleiben hier unten, ich gehe allein.«
    Mr. Pierce, der Untermieter, lag tatsächlich tot im Bett, die Decke war ordentlich hochgezogen. Ich seufzte. Ich würde die Polizei anrufen müssen, da ich den Patienten in den letzten vierzehn Tagen nicht untersucht hatte; tatsächlich hatte ich ihn überhaupt nur zweimal gesehen. Mr. Pierce war, soviel ich wußte, Kellner in einem miesen Soho-Nachtklub gewesen. Er hatte Soho zum letztenmal gesehen. Er war ein jüngerer Mann, nicht älter als Mitte Dreißig, schätzte ich. Woran mochte er gestorben sein? Ich hatte nicht den Wunsch, noch länger im Zimmer zu bleiben, denn es roch nicht sehr angenehm. Weder Mrs. Payne noch Mr. Pierce waren allzu sauber. Als ich bereits im Begriff war, hinauszugehen, trat ich aus einem mir selbst nicht erklärlichen Grunde nochmals ans Bett und zog die Bettdecke zurück. Vor Entsetzen über den Anblick, der sich mir bot, schloß ich die Augen. Mr. Pierce lag splitternackt da, seine Kehle war von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt.
    »Möchten Sie eine Tasse Tee, Herr Doktor?« fragte mich Mrs. Payne, als ich mich so weit erholt hatte, um hinuntergehen zu können. Ich nickte ungeachtet der schmutzig aussehenden Tassen. »Und dann muß ich leider die Polizei anrufen.«
    Man entdeckte nie, wer den unglückseligen Mr. Pierce »erledigt« hatte. Mir fuhr noch nachträglich ein Schreck durch die Glieder bei dem Gedanken, daß ich den Toten beinahe ohne nähere Untersuchung verlassen hätte...
    Der Sonntag verlief weiter so, wie er angefangen hatte: Anrufe und Anfragen den ganzen Tag, abgesehen von der Polizei, Mr. Pierce betreffend. Ich zog gar nicht erst meine Badehose an, sondern blieb angezogen und schlechtgelaunt am Telefon, das ununterbrochen in den hellen Sonnenschein läutete.
    »Ich hätte doch nicht Arzt werden sollen«, sagte ich, als Sylvia den Tee in den Garten brachte.
    »Was denn sonst? Laß bitte die Sandwiches liegen, sie sind für die Kinder.«
    »Ich hätte Maler werden sollen. Schön ruhig, draußen im Freien, und sonntags keine Arbeit.«
    »Aber du bist nicht fähig, nur einen Apfel zu malen.«
    »Anstreicher vielleicht! Und wenn ich Lust auf Sandwiches habe, dann nehme ich mir welche. Ich arbeite schließlich hart genug, um auch essen zu dürfen.«
    »Sei doch froh, daß wir zu den Trillings gehen. Wenigstens kannst du um sieben aufhören und Robin das Telefon überlassen.«
    »Nein, ganz und gar nicht. Ich bin müde. Ich bin wie ein Zirkusfloh den ganzen Tag hin und her gesprungen.«
    »Mach dir nichts daraus, Liebling«, sagte Sylvia. »Dafür wird es heute abend um so schöner. Du

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