Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Kanaken«, das sind die Quoten-Alis, die gerne mal als ausländischer Freund herhalten müssen, die mit niemandem ein Problem haben und die deswegen mit allen chillen können. So geht es halt auch nicht. So kann man nicht sein. Sei vernünftig, aber du musst auch ein bisschen »Kanake« bleiben, wenn du »Kanake« bist. Ich habe das in einem sehr guten Gleichgewicht gehalten und wirkte deshalb interessant und gefährlich für die einen, intelligent und höflich für die anderen. Ich habe diesen Spagat hinbekommen und habe mit dem gespielt, was ich habe. Das ging eine ganze Zeit lang nur in eine Richtung und war vielleicht auch viel zu übertrieben mit: »Ich ficke alle. Jede Mutter von jedem«, aber so war ich halt drauf. Das habe ich mir auch nicht antrainieren müssen, ich habe dem asozialen »Kanaken« in mir einfach nur freien Lauf gelassen und der Deutsche in mir hatte den Daumen drauf und hat das dosiert. Wie ein geiles schnelles Auto mit einem supersicheren Fahrer ... und manchmal freue ich mich darüber, wenn ich aus dem Stegreif so druckreif formulieren kann.
    Doch im Ernst. Mich selbst hat das durchaus überrascht, dass ich mit dieser Unverschämtheit so weit gekommen bin. Ich habe immer damit gerechnet, dass irgendeiner kommt und sagt: »Stopp jetzt!« Ich habe erwartet, dass die Leute irgendwann sagen, dass sie darauf keinen Bock haben, und mich einfach nicht mehr beachten. Aber was ich jetzt beobachte, ist das genaue Gegenteil. Heute, da ich probiere, ein bisschen vernünftiger und weniger hart zu werden, heute sagen alle: »Was ist denn mit Bushido los? Bushido wird weich. Bushido, der Spießer.« – Alles klar, denke ich mir dann, das nächste Mal ziehe ich meine Schuhe eben wieder nicht vor der Tür aus. Dann rotze ich euch weiterhin in die Fresse. Anscheinend wollen die Leute ja schlecht behandelt werden. Oder passt ein vernünftiger »Kanake« einfach nicht in euer Weltbild? Das finde ich schon ein wenig paradox. Die Leute stehen drauf, Angst zu haben, und instinktiv habe ich das gemerkt. Heute müsste ich mich aber richtig dazu zwingen, so asozial zu sein. Das würde komplett aufgesetzt wirken und es würde mir auch selbst nicht mehr gefallen. Ich habe immer noch Lust auf Auseinandersetzungen, aber ich will niemanden mehr beleidigen. Ich streite mich gern, aber ich will lieber argumentieren und diskutieren. Deshalb hatte ich auch die Idee, in die Politik zu gehen. Die Piraten waren ja für eine kurze Zeit relativ erfolgreich, und wenn man das vielleicht mal richtig und ein bisschen nachhaltiger macht als die Piraten, dann macht das vielleicht auch Sinn. Anscheinend suchen die Leute ja nach Alternativen, ansonsten wären sie auf so was wie die Piraten gar nicht so angesprungen.

Teil 2
Ausländer in Staat und Gesellschaft   …   – Ich schwöre, ich ficke ihn!

Die Polizei, dein Freund und Helfer
    Am späten Vormittag des 4. November 2011 umzingelt die Polizei in Eisenach ein Wohnmobil, in dem sie die mutmaßlichen Täter im Fall eines Überfalls auf die örtliche Sparkasse vom selben Morgen vermutet. Als sich die Polizisten dem Wohnmobil nähern, hören sie zwei knallähnliche Geräusche, woraufhin sich die Beamten in Sicherheit bringen. Kurz danach steht das Wohnmobil in Flammen, und nachdem die Feuerwehr den Brand gelöscht hat, finden die Beamten in den Trümmern des Fahrzeugs die Leichen zweier Männer mittleren Alters, die später als Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt identifiziert werden.
    Am Nachmittag desselben Tages, gegen 15 Uhr, explodiert im nahe gelegenen Zwickau eine Bombe, die das Wohnhaus in der Frühlingsstraße 26 zur Hälfte zerstört. Vier Tage später stellt sich auf einer Polizeiwache in Jena Beate Zschäpe, eine junge Frau, die jahrelang mit Mundlos und Böhnhardt in ebenjenem Haus in Zwickau zusammengelebt hat und seit 1998 abgetaucht war. Die Polizei verdächtigt das Trio, in den Jahren 1999 bis zu ihrer Entdeckung 2011 für zahlreiche Morde an Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund, mindestens einen Bombenanschlag auf ausländische Mitbürger, einen Mord an einer Polizistin und mehrere Banküberfälle verantwortlich gewesen zu sein. Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt werden bekannt unter dem Namen Zwickauer Terrorzelle und unter der Bezeichnung Nationalsozialistischer Untergrund, abgekürzt NSU.
    Jahrelang hatte die Polizei einen rechtsradikalen Hintergrund der Mordserie sowie des Bombenattentats in der vornehmlich türkisch bewohnten Kölner Keupstraße