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Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Titel: Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anis Mohamed Youssef Ferchichi , Marcus Staiger
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Gettorapper.
    Gezwungenermaßen war die Art, wie wir Rap gemacht haben, ein Angriff auf die etablierte Szene, und das war kein Ergebnis einer eingehenden Analyse. Wir haben uns nicht hingesetzt und uns Gedanken gemacht und dann aufgrund des Ergebnisses diesen Weg eingeschlagen. Nein. Das war eher so: »Ah, wir kommen nicht rein. Dann machen wir Stein durch Fenster.« Auf der anderen Seite war es mir aber auch nie wichtig, von dieser bestehenden Szene akzeptiert zu werden, und eigentlich wollte ich das auch nie. Diese Jungs waren mir viel zu uncool und wir haben ihnen ja noch nicht einmal die Chance gelassen, Nein zu uns zu sagen. Wir haben von Anfang an vorausgesetzt, dass die uns hassen, ob zu Recht oder zu Unrecht, und haben gleich mit einem Nein gestartet. Wir haben uns gedacht, dass die uns nicht wollen, und bevor wir uns eine Schelle abholen und zurückgewiesen werden, haben wir lieber gleich selbst Schellen verteilt. Wahrscheinlich hätten 98 von 100 tatsächlich Nein gesagt, aber mit unserer Art haben wir einige Personen und Künstler vor den Kopf gestoßen, die sonst vielleicht gesagt hätten: »Hey, find ich cool. Find ich interessant, dass ihr das macht.« Wir aber waren erst mal »anti«. Anti alles. Erst mal alle beleidigen und dann können wir vielleicht noch mal darüber reden.
    Auf dem splash!-Festival waren wir dementsprechend nicht gern gesehen. Nur durch den größten öffentlichen Druck und über 50 000 Connections hat es dann geklappt, aber dafür war der Auftritt genial. Das Publikum fand es geil, doch hinter den Kulissen rumorte es. Die Organisatoren waren so megaupgefuckt von uns, was man schon daran gemerkt hat, dass die uns nach zwei sehr guten Auftritten dort gesagt haben, dass ich erst mal ein Top-Ten-Album herausbringen müsse, bevor ich da noch mal spielen dürfe. Allerdings kann ich das teilweise nachvollziehen. Wir haben da schon ein wenig die Sau rausgelassen, und wenn ich mit der Bibel in der Hand dort angekommen wäre und gesagt hätte: »Darf ich bitte für euch alle mal kurz Liebe verbreiten – umsonst?« und die mir dann in den Arsch getreten hätten, dann hätte man sagen können: unkorrekt. So ging das aber in Ordnung, auch wenn es nicht sehr integrativ war.
    Ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Ich war nicht der arme Gastarbeiterjunge, der 14 Stunden am Tag arbeiten musste, sich hinten angestellt hat und dem dann gesagt wurde: »Du Scheißkanake, raus hier!« Ich war der Typ, der illegale Dinge gemacht hat, der Scheiße gebaut hat, der Drogen genommen und verkauft hat, der sich geprügelt und in Liedern gerappt hat, dass er jede Mutter von jedem in Deutschland fickt. Ich bin der Typ, der in seinen Texten gerappt hat: »Das ist mir zu deutsch« und in seinen Texten gesagt hat: »Ihr seid alle zu deutsch.« Wenn man so auftritt, darf man sich nicht beschweren, und ich finde, dafür hat man sich trotzdem immer noch sehr gut mit mir arrangiert. Die Leute reagieren in der Regel sehr offen auf mich und zurzeit werde ich eher positiv überrascht als negativ. Wobei die Leute mich natürlich trotzdem blöd angucken, weil ich der bin, der ich bin, und das mache, was ich mache, und weil ich Geld habe und Geld ja bekanntlich so einiges möglich macht, aber im Großen und Ganzen ist es okay für mich. Natürlich gucken die Leute blöd, wenn ich mit einem »Crime Pays«-Pullover beim Elternabend sitze und aus einem Bündel von Geldscheinen fünfzig Euro statt zwanzig Euro in die Klassenkasse packe. Natürlich schauen die Leute auf mich, wenn ich eine Frau habe, die Schönheitsoperationen hat machen lassen und das geil findet. Natürlich gibt es Leute, die diesen Lifestyle, dieses Offensiv-mit-allem-Umgehen, dieses Einfach-mal-auf-alles-Scheißen ablehnen, aber diese Leute würden mich sicher auch angucken, wenn ich mit einem Blaumann und arabischem Schnauzbart nach der Arbeit zum Elternabend kommen würde und nur zehn Euro in die Klassenkasse einzahlen könnte. So einer würde auch nicht besser behandelt werden als ich, dann lieber so. Offensiv und unverschämt.
    Deshalb gefallen mir die Rap-Kollegen, die sich zu sehr assimilieren, auch nicht unbedingt. Die »Kanakenrapper«, die nett zu jedem sind und sich mit allen gut verstehen, sind mir zu deutsch. Meiner Meinung nach passt das nicht, wenn man vom Äußeren her ganz »kanakig« wirkt, mit Boxerhaarschnitt und konturiertem Bart, im Inneren aber deutscher Mittelstand ist. Das beißt sich. Diese Leute präsentieren dann die »netten

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