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Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Titel: Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anis Mohamed Youssef Ferchichi , Marcus Staiger
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Zukunft doch zurückhalten und etwas angepasster sein solle. Ich habe diesen Brief auch beantwortet, die Antwort aber nie abgeschickt. Vielleicht ist dafür jetzt der richtige Zeitpunkt, denn sie beschreibt ganz gut, worum es in dieser ganzen Diskussion eigentlich auch immer ging.
    »Lieber Peter«, schrieb ich also, »vielen Dank für deinen Brief, den ich gestern erhalten habe. Das Tabaluga-Briefpapier hat mir gut gefallen, das hätte ich auch gerne. Vielleicht kannst du mir bei Gelegenheit ein paar Bögen davon zukommen lassen.
    In deinem Schreiben forderst du mich auf, dass ich meine Songs und Videos, die diskriminierende Inhalte haben oder gewaltverherrlichend sind, vom Markt nehme und nichts mehr dergleichen initiiere.
    Das ist sehr nett von dir und kommt mir ein bisschen so vor, als würdest du gerne mein Vater sein, dem ich versprechen muss, dass ich nie wieder etwas Böses machen werde: ›Ja, Papi, ich versprech’s.‹ Leider bist du nicht mein Vater und leider kann ich auf deine Forderungen nicht eingehen.
    Die Texte, die gerade wieder einmal zur Diskussion stehen, sind zehn Jahre alt oder noch älter. Auch wenn ich heute weiß, dass man die Wörter ›schwul‹, ›Jude‹, ›Weib‹, ›Tunte‹, ›behindert‹ nicht als Schimpfwörter gebrauchen sollte, weil sie sich in einer diskriminierenden Form gegen gewisse Bevölkerungsgruppen richten, möchte ich darauf hinweisen, dass ich diese Texte damals geschrieben habe, weil die Leute, mit denen ich zusammen abhänge, einfach so reden. Anders ausgedrückt, ich komme aus einer Bevölkerungsschicht, in der die Leute so denken und genau so quatschen. Dass meine und Sidos Musik so erfolgreich geworden sind, hängt ein bisschen damit zusammen, dass viele Leute sich dachten: ›Geil, die reden genau wie wir. Das ist Rap von der Straße. Das muss ich kaufen.‹
    Das tut mir natürlich alles sehr leid. Erstens tut mir leid, dass ich diese Worte gebraucht habe, zweitens tut mir leid, dass ich aus dieser Schicht komme, drittens tut mir leid, dass die Leute auch noch so dumm waren und dieses Zeug gekauft haben, und viertens tut mir leid, dass ich überhaupt diese harte Rap-Musik gemacht habe und keine Geschichten aus dem Universitäts-Fantasyland erzählt habe.
    Weißt du, Peter, das regt mich dann ein bisschen auf. Die Leute, die in irgendwelchen Redaktionen sitzen und irgendwelche Sachen schreiben, wissen A) nicht darüber Bescheid, worum es bei Rap und speziell bei Battle Rap überhaupt geht, und B) wissen sie nicht, wie sich Bauarbeiter morgens um neun Uhr auf der Baustelle unterhalten, weil sie um diese Zeit gerade mal aufstehen und ihren Latte Macchiato mit laktosefreier Sojamilch schlürfen. Das ist alles in Ordnung und ich will auch nicht mehr um sieben Uhr auf der Baustelle stehen, aber ein bisschen über den Tellerrand schauen wäre doch ganz hilfreich.
    Nochmals bedanken möchte ich mich allerdings bei dir, dass du überhaupt den Mut gefunden hast, mit uns zusammenzuarbeiten, und auch dein Angebot, gemeinnützig mit mir zusammenzuarbeiten und etwas zu bewegen, freut mich. Aber schau mal, Peter, ich will erreichen, dass sich Schüler in Berliner Schulen nicht mehr grundlos auf die Fresse hauen. Ich will erreichen, dass vollkommen desorientierte und motivationslose Leute Bock haben, sich für sich und die Gesellschaft zu engagieren. Das sind ganz kleine und ganz konkrete Projekte, und das hat nichts mit irgendwelchen Auftritten bei irgendwelchen Spendengalas zu tun, und ob die Bild -Zeitung oder sonst jemand dabei ist, ist mir auch scheißegal. Du machst dein Tabaluga-Foundation-Ding und wir machen unser Ding. Jetzt haben wir festgestellt, dass das nicht zusammenpasst. Das ist schade, aber es ist so. Ich habe eine Vergangenheit und zu dieser Vergangenheit stehe ich, auch wenn ich mich persönlich weiterentwickelt habe und heute vieles anders sehe. Trotzdem werde ich nicht vor der heuchlerischen und ach so politisch korrekten Mainstream-Presse einknicken, höchstens an dem Tag, an dem die Bild -Zeitung wirklich die Wahrheit schreibt. Dann überlege ich es mir vielleicht noch mal.
    Bis dahin wünsche ich dir alles Liebe und Gute
    Dein Bushido
    PS: Außerdem habe ich die ganze Zeit das Gefühl, dass es bei dieser Diskussion immer auch ein bisschen darum geht, dass ich als Schwarzkopf ganz einfach zu frech bin. Wenn du nach oben willst, dann bitte die Fresse halten. Dann bitte nicht anecken. Dann hübsch brav und nett sein. Könnt ihr vergessen.«
    Manchmal

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