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Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Titel: Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anis Mohamed Youssef Ferchichi , Marcus Staiger
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ehrlich. Die Leute oben wollen uns gar nicht. Soziale Aufsteiger sind ihnen suspekt. Selbst wenn ich diese andere Berufsschule gemacht hätte, wo wäre ich dann gelandet? Ganz oben ja trotzdem nicht. Da wäre ich vielleicht Malermeister statt Malergeselle geworden und dann? Ich wäre immer noch ein Handwerker gewesen, und Ärzte, Anwälte oder Steuerberater hätte ich nur getroffen, wenn ich ihre Häuser angemalt hätte. Ansonsten bleibt jeder lieber unter sich, die Maurer im Fußballverein und die anderen im Golfclub. Ausnahmen bestätigen die Regel.
    Die Menschen erkennen sich am Stallgeruch, egal, wie aufgeklärt und liberal sie tun. Ein Personalchef aus einer gehobeneren Gesellschaftsschicht wird immer denjenigen einstellen, der ihm nähersteht, und nicht denjenigen, der von unten kommt. Auch wenn er immer wieder das Gegenteil beteuert und schwört, dass er nicht auf die Herkunft, sondern nur auf die Skills achtet, wird er unterbewusst doch denjenigen erkennen und eher fördern, der ihm ähnlicher ist. Das kann an den Umgangsformen liegen, an der Art des Auftretens, der Begrüßung, der Selbstsicherheit oder einfach daran, wie der andere nach dem Essen sein Besteck hinlegt und wo er seine Serviette platziert hat. Das ist noch nicht einmal böswillig und die meisten liberalen Leute aus der Oberschicht würden das sogar abstreiten, trotz allem ist es Fakt. Wie ist es sonst zu erklären, dass wiederum nur zehn Prozent der Menschen aus der Unterschicht, die einen akademischen Abschluss geschafft haben, eine leitende Position einnehmen? Die restlichen neunzig Prozent werden aus der Oberschicht rekrutiert, wenn diese Posten nicht sogar von Generation zu Generation vererbt werden. Deutschland hat seine Eliten, und wenn man mit einem gewissen Namen geboren wurde, dann stehen einem auch gewisse Dinge zu. Ein Herr zu Guttenberg hat sicherlich von seinem Adelstitel profitiert, als er in der Politik auftauchte. Zumindest aber hat ihn dieser gleich mal attraktiv für die Boulevardzeitungen gemacht und ihm im Volk einen gewissen Vertrauensvorsprung eingeräumt. »Der ist doch Graf, der kann das.« Was kann er? Forstwirtschaft?
    In einer amerikanischen Studie der Duke-Universität in North Carolina fanden Forscher heraus, dass sich Rhesusaffen viel lieber die Bilder höhergestellter Affen anschauten als die Bilder von Affen, die unter ihnen standen. Dabei kam es noch nicht einmal darauf an, dass sie diesen Affen jemals persönlich begegnet waren, sie erkannten lediglich am Gesichtsausdruck, ob der abgebildete Affe »prominent« war oder nicht. Prominente Affen wiederum hatten ebenfalls ein Interesse an anderen VIPs, was laut Studie darauf zurückzuführen ist, dass sich die Rangfolge in der Hierarchie sehr schnell ändern kann und der heutige Promi-Affe schon am nächsten Tag abserviert sein könnte. – Manchmal glaube ich, dass wir gar nicht so weit vom Tierreich entfernt sind, wie wir immer meinen.
    Meine Lektion in puncto dazugehören oder nicht habe ich bei der Gala zur Bambi-Verleihung, als ich meinen Medienpreis für Integration bekommen habe, gelernt. Auch wenn ich glaube, dass Geld Türen öffnet und mir ein anderes Leben ermöglicht, die Wahrheit ist: Ich gehöre nicht dazu. Sie wollen mich nicht. Sie finden mich schmuddelig und unangenehm. Manchen von ihnen erscheint es vielleicht interessant, sich mit mir zu unterhalten, sich mit mir zu umgeben. Ein Hauch von Gefährlichkeit. Aber dazugehören? Wo kämen wir denn da hin.
    Natürlich wäre es schaffbar. Natürlich wäre es machbar, sich in den höheren Gesellschaftsschichten zu etablieren als der kleine Quotenausländer, der die Mächtigen unterhält. Der nette Ausländer von nebenan mit dem lustigen Akzent, so wie Roberto Blanco oder Peter Maffay, der mir und Sido zur Albumproduktion von »23« die Freundschaft angetragen hatte und nach der Diskussion um meine anscheinend schwulenfeindlichen Liedtexte infolge der Bambi-Verleihung einen Rückzieher machte.
    Peter stammt aus Rumänien, galt eine kurze Zeit lang als rebellisch und rockig, bevor er dann ganz im exotischen Schlagerhimmel neben anderen exotischen Schlagerstars wie Nana Mouskouri und Mireille Mathieu aufging. Der liebe Freund aus Siebenbürgen. Der nette rumänische Peter, der es in Deutschland geschafft hat.
    Unter diesen Vorzeichen schrieb er mir nach unserem missglückten gemeinsamen Fernsehauftritt bei Markus Lanz auch einen ermahnenden Brief, in dem er mich im Grunde aufforderte, dass ich mich in

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