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Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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von Loni und Lorenz, unsere Großmütter waren Schwestern. Aber du bist schon fort, Joanne. Gegangen auf eine andere Ebene, in eine andere Welt. Sie begrüßte den Rechtsmediziner. Er nahm ihre Hand in seine große Hand, die sich ebenfalls warm anfühlte.
    » Ich bin Gordon. Und ich habe von Mike schon erfahren, warum Sie hier sind. Tut mir leid, dass wir uns unter solchen Umständen kennenlernen. Es ist nie leicht, wenn man persönlich betroffen ist.«
    Lene fü hlte sich getröstet. Gordon schlug das Tuch zurück und Lene musste nun doch Luft holen. Es sah schrecklich aus. Nicht denken, nicht fühlen, befahl sie sich. Du willst die Wahrheit herausfinden. Joanne lag da, nackt auf der Bahre. Obwohl Lene sich auf die Kopfverletzung eingestellt hatte, verstand sie jetzt ihre Tante. Wie schrecklich muss es für Sam gewesen sein, ihre Tochter so zu sehen. Die offene Stelle des Kopfes war grausam. Die unversehrte Hälfte ihres Gesichts jedoch zeigte noch immer Joannes Schönheit. Ihr schlanker Körper mit den kleinen Brüsten wirkte so unschuldig, so verletzlich.
    Lenes Hand legte sich auf Joannes Hand.
    Leb wohl, kleine Cousine. Es war so schön, dass es dich gegeben hat. Hoffentlich geht es dir gut, da, wo du jetzt bist.
    Lene setzte ihr professionelles Gesicht wie einen Schutz auf und straffte sich innerlich.
    » Wir können«, sagte sie zu den beiden Männern. Und wagte es nicht sie anzusehen. Sie musste sich jetzt nur auf das konzentrieren, was sie fanden.
    Gordon begann zu diktieren.
    »Der Körper einer jungen Frau, ca. 25 bis 28 Jahre alt. Weiße. Gepflegt, gut genährt. Noch keine Schwangerschaft, soweit äußerlich feststellbar. Hände gepflegt, ich nehme Proben von der Unterseite der Fingernägel. Soweit erkennbar gibt es keine äußeren Spuren eines Kampfes. Todesursache offenbar die klaffende Kopfverletzung an der linken Schädel-Stirn-Seite. Schusswunde, mittelgroßes Kaliber. Wahrscheinlich Pistole oder Revolver.
    Ich drehe die Leiche um. Neben Hä matomen, die wohl kurz vor dem Tod entstanden sind – wahrscheinlich bei dem Sturz, das erläutere ich in meinem Bericht - dunkle Leichenflecke; offenbar wurde sie erst mehr als eine Stunde nach dem Tod bewegt. Wahrscheinlich erst 90 Minuten später.«
    Lene sah Mike an. Er machte ein fragendes Gesicht. Hatte die zeitl iche Diskrepanz also auch bemerkt. Sie waren doch gleich nach der Tat geholt worden. Auch Gordon war stutzig geworden. Schaltete das Mikro aus.
    » Seid ihr erst so spät benachrichtigt worden? Ich dachte, sofort, aber das kann nicht sein. Außer ihr habt fast eineinhalb Stunden gebraucht.«
    Mike stö hnte auf. »Ich hab es doch im Gefühl. Da stimmt was nicht. Was erzählt dieser Masters uns eigentlich? Na, den werden wir uns vorknöpfen.«
    Gordon sah Lene besorgt an. »Sie wissen ja, was jetzt kommt. Sie können sich auch da drüben hinstellen und brauchen nicht zuzusehen. Sie hören ja meine Stimme, die auf Band spricht.«
    Dankbar ging sie ein wenig nach hinten, und wandte sich zum Fenster.
    Sie lauschte den Gerä uschen, an die sich ein Kriminalbeamter nie gewöhnt und die er doch oft hören muss. Sie wusste, dass nun Joannes Brustkorb geöffnet wurde. Es musste sein. Aber sie versuchte jetzt doch alles auszublenden, auch Gordons Stimme. Sie würde alles Wichtige von Mike erfahren. Wieso nur waren ein bis eineinhalb Stunden vergangen, bevor die Polizei gerufen wurde? Es hieß doch, Fred Masters war während der Tatzeit dort und hätte sofort die Polizei gerufen. Sie musste unbedingt erfahren, was er ausgesagt hatte. Wieder sah sie Joanne vor sich. Als Tote und plötzlich darüber als Lebende. Lachend, sprühend. Sie spürte, dass sie zitterte. Kanalisierte ihre Gedanken. Nur jetzt keine Schwäche. Keine Angst, Joanne, ich werde herausfinden, was geschehen ist. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. »Geht es?«, fragte Mike.
    Der Klang seiner Stimme trö stete sie und gab ihr gleichzeitig wieder Zuversicht. Sie würden zusammen arbeiten und zusammenhalten, das spürte sie. Ob er seinem Vorgesetzten von ihr erzählt hatte? Wer war das in Amerika? Der Commissioner?
    Sie wandten sich jetzt wieder Gordon zu, der zu m zweiten Tisch hinübergegangen war. Er deckte das Tuch auf. Lene sah einen jungen Mann, der ihr auf Anhieb gefallen hätte. Eine dunkelbraune Haarmähne, darunter ein durch und durch sympathisches Gesicht. Die geschlossenen Augen ließen es jung und entspannt wirken. Kein Grauen lag in diesen Zügen, sondern irgendwie Frieden. Der

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