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Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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Körper war durchtrainiert, sportlich. Wann empfinden wir den anderen als sympathisch, fragte sich Lene. Wenn er unseren eigenen Erwartungen entspricht oder ist es eine Art chemischer Prozess? Wieso funktioniert es dann sogar bei einem nackten Toten? Sind wir auf einen bestimmten Typ programmiert? Nein, dazu waren die ihr sympathischen Menschen zu unterschiedlich vom Typ, der Hautfarbe, der Gesellschaftsschicht. Das wäre wohl auch zu simpel. Tauschen wir geheime Codes aus oder tragen wir das Bild der Menschen, die wir mögen, als eine Art Blaupause in uns? Wie oft erkennen wir einen Fremden als völlig vertraut und lehnen jemanden anderen genauso spontan ab?
    Egal, diesen jungen Mann moch te sie spontan und er war tot. Sie sah das Loch in seiner Seite in der Nähe des Herzens. Das sollte Selbstmord sein? Eine komische Art, die Waffe anzusetzen. Wenn es denn so war. Es wäre dann sehr ungelenk aus ihrer Sicht. Aber vielleicht hatte er einfach Angst beim Abdrücken. Und den Schuss dadurch verzogen. Sie hörte Gordon wieder sprechen. »… männlich, Weißer, ca. 27 – 29 Jahre alt. Gesund, soviel ich sehe. Sportlich durchtrainiert. Gut ernährt. … «
    Und so ging es weiter.
    »Auch hier die Todesursache der Schuss, der das Herz durchschlagen hatte. Kaliber etwa 9mm.«
    Dabei war jedoch ein Zö gern in Gordons Stimme. Er nahm einen Stift, führte ihn in das Einschussloch, sah sie beide an.
    » Das war nie und nimmer ein Selbstmord. Seht mal den Einschusskanal.«
    Er kam mit einem kurzen Lineal herüber zu Lene und bat sie das Lineal als imaginäre Waffe so zu halten, wie der Stift in Marcs Körper steckte. Sie versuchte, eine Pistole aus dem Lineal zu visualisieren und probierte konzentriert die Stellung der rechten Hand. Es ging nicht. Die Waffe hätte immer in Richtung Rücken geschossen, niemals in diesen seltsamen Kanal, von ganz leicht schräg unten nach vorn rechts gerichtet. Auch Mike probierte die Schießhaltung mit ebenso wenig Erfolg.
    » Vielleicht war er Linkshänder«, schlug Lene vor. Das war zwar etwas besser möglich, überzeugte jedoch keinen von ihnen.
    » Ich bin überzeugt, dass das kein Selbstmord war. Kein Selbstmörder würde die Waffe so verrenkt halten. Das gibt gar keinen Sinn und geht hier nicht. Das ist ein Fall für dich, Mike!«, sagte Gordon.
    Die Autopsie nahm dann ihren Verlauf, brachte jedoch nur noch he rvor, wo das Herz getroffen worden war. Wie bei Joanne keine Spuren eines Kampfes, keine Partikel eines anderen Menschen.
    » Er war fast sofort tot, hat nichts mehr gefühlt. Genau wie seine Freundin hier.«
    » Verlobte«, murmelte Lene spontan. Seine Freundin, das war einfach zu wenig, so kurz vor der Hochzeit. Früher hätte man Braut gesagt, dachte sie wehmütig.
    » Sie war auch sofort tot?« fragte sie noch einmal nach.
    » Sofort.«
    Lene atmete auf. Sie merkte erst jetzt, wie sehr sie den Geda nken an Joannes Begreifen ihrer Situation mit dem Bewusstsein sterben zu müssen, verdrängt hatte. Sie atmete auf. Wenigstens Leiden war ihr erspart geblieben.
    Mike atmete hö rbar ein. »Dann ist das alles anders als gedacht. Wir müssen von vorn anfangen. Und Fred Masters wird zum Hauptverdächtigen. Ich werde nachher einen Haftantrag stellen. Danke, Gordon, du hast uns sehr geholfen mit dieser zeitlich so schnellen Autopsie.«
    » Ich kann euch nur Erfolg wünschen auf der Jagd nach dem Mörder. Auch wenn es blöd und flach klingt. Wisst ihr, zwei so junge und gesunde und sympathische Menschen – «
    Da waren sie wieder, diese Worte, die eine ganze Gefü hlsskala beschrieben, dachte Lene, und Gordon fuhr fort:
    » – das ist auch mir zu viel. Normalerweise sind es Junkies oder kranke Menschen, oft Verlorene in dieser Gesellschaft. Oder Kriminelle, dann auch öfters Prostituierte, die sich oft in Situationen befinden, wo sie sich nicht wehren können. Aber diesmal – erst vor drei Tagen das junge Mädchen, vergewaltigt, ermordet und weggeworfen – gerade mal sechzehn Jahre alt. Ein Kind. Und jetzt dies hier. Manchmal ist auch mein Beruf alles andere als leicht. So eine Verschwendung an Leben.«
    Sie gingen zum A usgang. Lene spürte plötzlich einen Heißhunger auf frische Luft, sehnte sich nach Sonnenstrahlen. Und die Sonne empfing sie, leuchtend von einem blauen Himmel, als sie aus der grünen Tür traten.
    Farben, Leben.
    »Es ist ein Uhr, jetzt haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder wir essen schnell etwas – vielleicht in Fisherman’s Wharf, damit Sie wenigstens auch

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