Auf & Davon
wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Es tut mir nicht Leid“, brummte er und fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes Haar.
Ty ließ den Kopf nach hinten an die Betonmauer sinken und schloss die Augen. „Mir schon“, flüsterte er
Zanes Gefühle malten sich unverhohlen auf seinem Gesicht. Er versuchte nicht einmal, sie zu verbergen. Er war verletzt, er war verwirrt und er hatte Angst. „Was tut dir Leid?“, fragte er mit schmerzerfüllter Stimme. Er konnte sich nicht dazu bringen, sich zu bewegen, die vier Schritte Abstand zwischen sich und Ty zu überwinden.
„Dass ich weggegangen bin“, antwortete Ty und öffnete die Augen wieder.
Frust und Zorn verschwanden, als Zane ihn sich genauer ansah. Er sah schrecklich aus. So sonnengebräunt wie er war musste er sich an irgendeinem exotischen Ort aufgehalten haben, aber die Mühsal der vergangenen fünf Monate schien ihm doch ziemlich nachzuhängen. Sein Blick war leblos und müde, er hatte Bartstoppeln im Gesicht, und obwohl er geschlafen hatte, sah er immer noch abgehärmt aus. Drei Finger seiner rechten Hand waren schlimm gebrochen und bandagiert. Er roch so aufdringlich nach seinen teuren Zigarren, dass Zane den Rauch ohne Mühe an ihm riechen konnte.
Zane hätte ihn am liebsten angebrüllt, weil er nicht auf sich geachtet hatte, aber er brachte es nicht übers Herz. Nach der langen Trennung wollte er Ty nicht noch mehr wehtun. Seine Füße setzten sich langsam wie von selbst in Bewegung, trugen ihn bis auf Armeslänge an Ty heran. Zane konnte einen Seufzer nicht unterdrücken, aber er widerstand dem Drang, die Hand nach Ty auszustrecken und ihn zu berühren. „Ich dachte, ein Genesungsurlaub ist zum Erholen da“, murmelte er.
„Vielleicht hatte ich aber erst noch ein paar Dinge zu Ende zu bringen“, erwiderte Ty trocken. Seine Stimme war leise und heiser.
„Herrgott“, sagte Zane. „Was sind wir doch am Arsch, wir beide.“
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht“, gab Ty zu.
Zane seufzte und senkte den Kopf, sah Ty unter zusammengezogenen Augenbrauen hervor an. Die Nähe allein linderte seinen Schmerz besser als alles andere. „Ich konnte nicht aufhören, an dich zu denken.“
„Warum zum Teufel, bist du nicht nach Hause gekommen?“, fragte Ty, ließ seine Besorgnis in den Worten mitklingen.
„Aus demselben Grund, warum du weggegangen bist“, flüsterte Zane.
„Weil du dich nicht mit Schwarzmarkt-Orchideen auskennst?“, scherzte Ty schwach.
Zanes Lachen klang erstickt, aber es war immerhin ein Lachen. „Allergien?“gab er zurück und neigte den Kopf, um Ty in die Augen sehen zu können.
Ty hob das Kinn und sah ihm fest in die Augen. „Ich trinke immer noch“, platzte her heraus. „Und ich rauche immer noch geschmuggelte kubanische Zigarren. Und ich nehme immer noch Barfrauen mit nach Hause und ficke sie, wenn ich anfange, zu oft an dich zu denken.“
Zanes humorvoller Blick wich einer zurückhaltenden Vorsicht. Er hatte keinen Tropfen Alkohol angerührt, keine Pille, nicht einmal eine Zigarette, weil Ty das so gewollt hatte. Und er konnte es nicht über sich bringen, irgendjemand anderen anzufassen. Das war seine einzige verbleibende Verbindung zu Ty gewesen, so hatte er sich immer einreden können, dass Ty ihn vielleicht immer noch wollte, wenn sie sich endlich wiedersehen würden. „Soll mich das vielleicht abschrecken?“, fragte er.
„Ich wollte, dass du es weißt“, antwortete Ty still.
Zane nickte langsam. „Und was willst du von mir wissen?“
„Willst du mich immer noch um dich haben?“, fragte Ty nach einem Moment der Überlegung.
„Ja“, sagte Zane leise. Er berührte ihn immer noch nicht, obwohl er es gern getan hätte. „Willst du mich immer noch?“
„Ja“, hauchte Ty mit kaum hörbarer Stimme.
Zane stieß den Atem aus, den er angehalten hatte, und schaute weg. „Verschwinden wir hier“, schlug er vor und streckte die Hand nach Ty aus. Das Geräusch einer sich öffnenden Aufzugstür ließ Ty kaum wahrnehmbar zusammenfahren. Zane riss seine Hand zurück und blickte sich um; er hatte ganz vergessen, dass sie in der verdammten Tiefgarage waren. „Du wirst dir in der Fahrbereitschaft ein Auto holen oder ein Taxi rufen müssen“, sagte er entschuldigend. „Ich bin mit dem Motorrad da.“
„Ich bin mit meinem eigenen Auto hergefahren“, murmelte Ty. „Ich hatte nicht angenommen, dass mein neuer Partner mich gleich mit nach Hause nehmen will“, sagte er mit einem leicht
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