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Auf dem Jakobsweg

Auf dem Jakobsweg

Titel: Auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Coelho
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erinnern, die spontan auftauchen.
Der Tanz ist eins der vollkommensten Kommunikationsmittel mit der Unendlichen Weisheit. Dauer: fünfzehn Minuten.
    verteilt und tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen am Anfang dieses Jahrtausends hervorgerufen. Während der größte Teil des Adels jener Zeit nur darauf bedacht war, seinen Reichtum auf Kosten der im Feudalsystem üblichen Knechtschaftsarbeit zu vermehren, weihten die Tempelritter ihr Leben, ihre Güter und ihre Schwerter einer einzigen Sache: dem Schutz der Pilger nach Jerusalem, wobei sie eine Form des spirituellen Lebens entwickelten, die ihnen auf der Suche nach Weisheit und Erkenntnis helfen sollte.
1118 versammelten sich Hugues de Payns und noch acht weitere Ritter im Innenhof einer alten Burg und taten einen Schwur der Liebe zur Menschheit. Zwei Jahrhunderte später gab es in der damals bekannten Welt bereits fünftausend Komtureien, die zwei Arten der Lebensgestaltung miteinander verbanden, die bislang unvereinbar erschienen: das Mönchtum und das Rittertum. Die Schenkungen und Spenden der Komturen und Tausender dankbarer Pilger führten dazu, daß der Templerorden in kurzer Zeit unermeßlichen Reichtum anhäufen konnte, der mehr als einmal dazu diente, bedeutende Persönlichkeiten der Christenheit zu befreien, die von den Muselmanen als Geiseln genommen worden waren. Die Rechtschaffenheit der Ritter war so unbestritten, daß Könige und Adlige den Templern ihre Güter anvertrauten und nur noch mit Dokumenten reisten, die das Vorhandensein dieser Güter nachwiesen. So ein Dokument konnte in irgendeiner der Burgen des Ordens gegen die entsprechende Summe eingelöst werden und war die Vorstufe unserer heutigen Wechsel.
    Die Frömmigkeit der Templer führte dazu, daß sie die Wahrheit dessen begriffen, was Petrus am Vorabend gesagt hatte: Das Haus des Vaters hat viele Wohnungen. Denn sie trachteten danach, die Glaubenskämpfe aufzugeben und die wichtigsten monotheistischen Religionen jener Zeit zu vereinen, das Christentum, den Judaismus und den Islam. Ihre Kapellen erhielten daher die runde Kuppel des jüdischen Tempels Salomos, den achteckigen Grundriß arabischer Moscheen und die für die christlichen Kirchen typischen Kirchenschiffe. Doch wie alle, die ihrer Zeit voraus sind, wurden die Templer mit Skepsis bedacht. Ihre große wirtschaftliche Macht erweckte den Neid der Könige und ihre religiöse Offenheit den Argwohn der Kirche. Am Freitag, den 13, Oktober 1307, entfesselten der Vatikan und die wichtigsten Staaten Europas eine der größten Polizeiaktionen des Mittelalters. In einer einzigen Nacht wurden die Vorsteher in ihren Burgen festgenommen und ins Gefängnis geworfen. Sie wurden angeklagt, geheime Zeremonien durchzuführen, bei denen sie den Dämon anbeteten und Jesus Christus lästerten.
Weiter warf man ihnen vor, orgiastische Rituale vollführt und mit den Novizen Sodomie betrieben zu haben. Den Rittern wurden durch Folter Geständnisse abgepreßt, nicht wenige schworen dem Orden ab. Und so verschwand der Templerorden von der historischen Landkarte des Mittelalters. Die Schätze wurden konfisziert und die Mitglieder über die ganze Welt verstreut. Der letzte Großmeister des Ordens, Jacques de Molay, wurde in Paris zusammen mit einem Gefährten bei lebendigem Leibe verbrannt. Sein letzter Wunsch war es gewesen, im Anblick der Kathedrale Notre-Dame zu sterben.
    Die spanischen Könige, die damals in die Kämpfe der Reconquista verwickelt waren, nahmen die verfolgten Ritter aus ganz Europa auf, um sich ihre Unterstützung im Kampf gegen die Mauren zu sichern. Diese Ritter gingen in spanischen Orden, beispielsweise dem Orden des heiligen Jacobus vom Schwert, auf, der für den Schutz des Jakobsweges zuständig war.
Dies alles ging mir durch den Kopf, als ich um Punkt sieben Uhr abends durch das Haupttor der alten Templerburg von Ponferrada ging, wo mein Zusammentreffen mit der >Tradition< stattfinden sollte.
Niemand außer mir war dort. Ich wartete, eine Zigarette nach der ändern rauchend, und fürchtete schon, ich hätte mich geirrt und das Ritual hatte schon um sieben Uhr morgens stattgefunden. Doch als ich schon gehen wollte, kamen zwei junge Frauen herein, auf deren Kleidern die niederländische Fahne und die Kammuschel, das Symbol des Jakobsweges, genäht waren. Sie gesellten sich zu mir, wir wechselten ein paar Worte und stellten fest, daß wir alle drei aus demselben Grund hier waren.
Jede Viertelstunde stieß jemand Neues dazu: ein

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