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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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ist, darf ich vielleicht fragen, wer gestorben ist?«
    Jazzy blickte verwirrt drein. »Was meinen Sie damit?«, fragte sie und tat sich noch einmal Süßkartoffeln auf. »Niemand ist gestorben.«
    »Ich meine wegen der Trauergruppe in der Volkshochschule. Warum haben Sie sich angemeldet?«
    Jazzy räusperte sich und sagte: »Es ist nicht wirklich meinetwegen. Ich komme nur oft mit Leuten in Kontakt, die geliebte Menschen verloren haben. Ich wollte lernen, wie ich mich ihnen gegenüber einfühlsam verhalten kann.«
    »Oh.« Das ergab Sinn. Warum sah Jazzy dann so aus, als hätte Marnie sie bei einer Lüge ertappt? Merkwürdig.
    »Ich bin genau genommen gar nicht für den Kurs angemeldet«, erklärte Jazzy und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ich dachte, ich schaue ihn mir erstmal an.«
    »Ich wusste gar nicht, dass das geht«, meinte Marnie.
    Jazzy zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir nicht sicher, ob es erlaubt ist. Ich bin gewissermaßen auf eigene Faust dort reingestürmt.« Sie wechselte das Thema. »Warum haben Sie sich denn eingeschrieben? Wer ist gestorben?«
    »Ich habe mit jemandem zusammengelebt«, berichtete Marnie mit einem Seufzer. »Mit einem Mann. Er war mein Verlobter,aber wir standen nie dicht davor zu heiraten. Wahrscheinlich wäre es auch nie dazu gekommen«, fügte sie aufrichtig hinzu. Brian hatte von der Ehe geredet, ihr aber nie einen Ring geschenkt und auch nie mit ihr über einen Termin gesprochen. Im Laufe der Jahre hatte sie gemerkt, dass sie ihn immer weniger liebte, aber sie hatte nie mit dem Gedanken gespielt, die Beziehung zu beenden und auszuziehen, kein einziges Mal. Denn während ihre Gefühle für Brian erkalteten, wuchs ihre Liebe zu seinem Sohn Troy, bis sie größer war als alles, was Marnie je erlebt hatte. Manchmal, wenn er schlecht geträumt hatte, hatte er aus seinem Zimmer nach ihr gerufen, und sein ›Marnie‹ war dann so verzweifelt gewesen, dass es wie ›Mommy‹ geklungen hatte. Als es das erste Mal passiert war, hatte sie eine Aufwallung tiefer Liebe für den Jungen empfunden. Brian zu verlassen hätte bedeutet, Troy zu verlassen, und das war undenkbar. Seit seinem vierten Lebensjahr war sie seine Ersatzmutter und er war auf sie angewiesen. »Er war erst fünfundvierzig und ist unerwartet gestorben. Wir waren fast zehn Jahre zusammen. Ich habe sehr an seinem Sohn gehangen. Für mich war er wie mein eigenes Kind.«
    »Es war bestimmt ein schwerer Verlust für Sie.« Jazzy lächelte ihr zu und etwas an ihrem Gesichtsausdruck, der mitfühlende Blick ihrer klaren blauen Augen, machte, dass Marnie am liebsten geweint hätte. Brians Tod war so schnell gekommen: Sie war im Keller gewesen und hatte sich um die Wäsche gekümmert, als es geschah. Als erstes hatte sie etwas laut rumsen gehört. Das war, wie sich herausstellte, Brian, der nach einem Herzanfall tot zu Boden fiel. Dann hatte Troy verzweifelt nach ihr gerufen. »Marnie, Marnie, komm schnell!« Sie war die Treppe hinaufgestürzt und hatte ihn zitternd und weinendüber seinem Dad knien gesehen. Das restliche Geschehen – der telefonische Notruf und das Eintreffen des Krankenwagens – war in ihrer Erinnerung verschwommen. Eingegraben hatte sich dagegen, dass Troy sie fester und länger umarmt hatte als seit Jahren. Nachdem Brian abtransportiert worden war, blieben nur noch sie beide zurück.
    Und dann kam Kimberly, Troys Mutter, und übernahm alles. Kimberly war in der Besitzurkunde des Hauses noch immer als Mitbesitzerin aufgeführt, was für Marnie ein Schock war. Brian hatte sie auch als Begünstigte seiner Lebensversicherung eingetragen. Kimberly kümmerte sich um die Formalitäten, organisierte die Beerdigung und begrüßte die Trauergäste im Trauerhaus. Es war ihre Show.
    Kimberly. Marnie schauderte schon beim Gedanken an diesen Namen. Um die Dinge noch schlimmer zu machen, war Kimberly eine Augenweide – schlank und blond. Eine dieser Frauen, die sich nicht anstrengen mussten und trotzdem wie ein Star aussahen. Alle mochten Kimberly. Sie war sogar nett zu Marnie, was es unter anderen Umständen schwer gemacht hätte, sie zu hassen, aber in diesem Fall machte Marnie eine Ausnahme.
    Als Kimberly die Stadt verließ, nahm sie Troy mit, und Marnie konnte nicht das Geringste dagegen tun. Es war, als wären die letzten zehn Jahre ihres Lebens Buchstaben auf einer Schiefertafel, und Kimberly hätte sie ausgewischt.
    Marnie blickte durch einen Tränenschleier auf Jazzy. »Es war hart«, sagte sie

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