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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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schaltete das Licht ein, zog die Jalousien hoch und stellte die Klappstühle im Kreis auf. Sie fand farbige Kreide in der Kreideschale der Tafel und zeichnete einen Wald einschließlich eines Einhorns und mehrerer Eichhörnchen. Schon in der Grundschule hatte man sie für ihre Eichhörnchen gelobt und so zeichnete sie begeistertund warf ihre Schwänze mit schwungvoller Geste hin. Über das Gemälde schrieb sie: ›Tun Sie das, wonach Sie sich sehnen, und erfüllen Sie Ihre Bestimmung.‹ Als sie fertig war, blickte sie sich im Raum um, war aber noch nicht ganz zufrieden. Irgendetwas fehlte.
    Plötzlich fiel ihr ein, was es war, und sie kramte in ihrer Tasche, bis sie ihren iPod und das tragbare Lautsprechersystem fand, das Dylan ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Als die Geräte miteinander verbunden waren, wählte sie einige schmissige Songs, den Altersdurchschnitt der Gruppe vor Augen, in der die Frauen mittleren Alters schon die jüngeren waren. Sie begann mit Frank Sinatras »The Sunny Side of the Street« und »The Best is Yet to Come«, George Harrisons »Here Comes the Sun« und »Walking on Sunshine« von den Bangles. Nichts konnte aufmunternder wirken als Musik.
    Die Frauen trudelten eine nach der anderen ein und beim Anblick der Veränderungen im Raum hellte sich jedes Gesicht merklich auf. »Ein hübsches Bild!«, sagte eine von ihnen und Jazzy antwortete mit einem Lächeln.
    Als Rita eintraf, steuerte sie direkt auf Jazzy zu und setzte sich neben sie. »Ich habe Fotos von meiner Tochter mitgebracht«, sagte sie und brachte ein kleines Fotoalbum zum Vorschein. Jazzy drehte sich zu ihr, um es sich anzusehen. Auf allen Bildern sah man Ritas Tochter mit einem fröhlichen Lächeln, das strahlend weiße Zähne enthüllte. Auf manchen Fotos hatte sie den Arm um die Schultern ihrer Mutter gelegt. Sie schienen sich gut zu verstehen, dachte Jazzy. Was für ein hübsches Mädchen. Ihr Tod war ein schrecklicher Verlust für die Welt.
    »Sie hat vor Leben gesprüht«, meinte Rita mit einem wehmütigen Lächeln.
    »Das sehe ich. Es tut mir leid.«
    »Ich denke jeden Tag an sie.«
    »Wie könnte es anders sein?«, meinte Jazzy.
    Rita drückte Jazzys Unterarm. »Und ich bin nicht die einzige. Jeder hat sie geliebt. Bei der Beerdigung haben sich ihre Freunde und Freundinnen in der Kirche gedrängt und jeder wusste eine Geschichte zu erzählen, wie meine Tochter ihr Leben berührt hat. Ihr Tod war ein schrecklicher Verlust.« Sie schüttelte den Kopf. »Und der Mensch, der sie auf dem Gewissen hat, läuft noch immer frei herum. Ich mache mir Sorgen, dass er dasselbe auch noch der Tochter einer anderen Frau antun könnte.«
    »Sie glauben, dass es ihr Freund war?«, fragte Jazzy.
    Rita nickte nachdrücklich. »Oh ja. Er war sehr charmant und hat es verstanden, seine dunkle Seite zu verbergen. Melinda hat angedeutet, dass es Probleme gab, aber ich dachte, das wären die üblichen Schwierigkeiten, die alle Paare durchmachen.« Sie seufzte. »Ich wusste ja nicht, wie schlimm es stand. Irgendetwas schien nicht zu stimmen, aber ich habe die Zeichen einfach nicht erkannt. Nach dem Tod meiner Tochter hat eine ihrer Freundinnen uns einiges erzählt, das uns zu der Überzeugung gebracht hat, dass er sie ermordet hat. Er war jähzornig, sie hatten sich gestritten und sein Alibi war faul.« Sie seufzte. »Aber wenn man etwas weiß, heißt das noch lange nicht, dass man es auch beweisen kann.«
    »Die Polizei konnte ihn nicht überführen?«
    Rita seufzte. »Nein.«
    Jazzy nickte und wartete ab, da sie spürte, dass da noch mehr war.
    »Wir waren an diesem Tag zum Mittagessen in einem Restaurant verabredet«, erzählte Rita. »Als sie nicht kam, habeich mir Sorgen gemacht. Und als sie dann nicht an ihr Handy ging, wusste ich, dass etwas schrecklich schiefgelaufen war.« Sie blickte nach unten und senkte die Stimme. »Die Polizei hat sie in ihrem geparkten Wagen gefunden. Sie war mit ihrem eigenen Schal erwürgt worden, den ich ihr gehäkelt und zu Weihnachten geschenkt hatte. Glenn und ich mussten sie identifizieren.«
    »Es tut mir leid.« Jazzy spürte Ritas Gefühle, als wären es ihre eigenen. Selbst zehn Jahre nach dem Tod ihrer Tochter litt Rita unter einem qualvollen Verlustschmerz und jetzt ergoss er sich in einem unaufhaltsamen Strom aus ihr heraus direkt in Jazzys Herz. Das war der Teil ihrer intuitiven Intelligenz, den Jazzy sich gerne erspart hätte.
    »Davis, so hieß er, ist nicht zu ihrer Beerdigung gekommen und etwa

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