Auf dem Maniototo - Roman
Wenn die beiden Männer mit ihrem Wettbewerb der Gemeinplätze beginnen, geben Zita und Doris auf und lächeln einander an, als wollten sie sagen, «Die Männer» oder «die Mannsbilder».
Jede beginnt von ihrem Mann zu erzählen, keine intimen sexuellen Details, wie Französinnen sie in Eisenbahnzügenaustauschen, und auch nicht in der Art der nüchternen Fallgeschichten, wie Neuseeländerinnen sie in Bussen und Wartesälen umreißen («Seine Gallensteine waren groß wie Felsbrocken»), aber dennoch mit einer Warteraumtendenz, zu schockieren und zu punkten, und als das Warten vorbei ist, geht Doris zu Roger und Zita zu Theo, und sie küssen sich.
«Zwei glückliche Paare», sagen sie unisono und lachen.
«Wenn ich mir vorstelle», erinnert Roger sie, «dass ich in ein paar Tagen in der Wüste bin.»
«Wir bringen dich hin», verspricht Theo, «lassen dich ein paar Stunden allein und holen dich wieder ab.»
Roger runzelt die Stirn über diese Beleidigung.
«Die Sache ist ernst. Es ist kein Picknick.»
«Natürlich nicht, aber hinterher werden wir eine Erfrischung brauchen», sagt Zita.
Doris wiederholt staunend das Wort: «Erfrischung. Seit Jahren habe ich dieses Wort nicht gehört und auch nicht verwendet. Ashburton, Ashburton, zehn Minuten für Erfrischungen. Oder waren es sieben Minuten? Und zu Mittag waren es entweder neunzehn oder dreiundzwanzig Minuten. Wozu? Erfrischungen. Das ist wie Zierstickerei, Go-Kart, Rundfunkempfänger, Lichtspieltheater. Verschwunden.»
«Ich werde etwas zu essen mitnehmen. Und eine Wasserflasche», sagt Roger zu ihnen und hört sich dabei so lächerlich an wie ein kleiner Junge, der gerade einen Film über die Wüste gesehen hat.
«Auch unsere Wüste hier muss mit Respekt behandelt werden, so wie die Berge», mahnt Theo in ernstem Ton. (Auf seiner Liste stehen auch zwei Bergrettungen.)
«Das ist mir klar.»
«Es wird 55 Grad im Schatten haben.»
«Ich weiß. Ich habe noch nie solche Temperaturen erlebt. Es wird mir helfen, mich zu akklimatisieren.»
«Aber du hast doch eine so helle Haut, du wirst dir einen schrecklichen Sonnenbrand holen!»
Roger lacht, erfreut über Zitas Besorgnis.
«Hebt euch euer Mitgefühl für die echte Reise auf. Nächstes Jahr vielleicht.»
«Aber wenn wir das tun», protestiert Doris, «wenn wir nur die echte Reise gelten lassen, was ist dann mit all den anderen Reisen und solchen Sachen, die nie Wirklichkeit werden? Verschwenden wir unsere Zeit, wenn wir ihretwegen echte Tränen vergießen?»
Theo kauft einen Fernsehapparat, sechzig Zentimeter, Farbe, den sie sich nicht leisten können, aber Zita vergisst die neue Wohnung und genießt das geteilte Gefühl der Leichtsinnigkeit.
«Wir müssen mithalten», sagt Theo – mit dem Zustand der Verstopfung und ihren Gegenmitteln; mit Deodorants, Mundwasser, Artikeln für Haustiere, Badreinigern, Meister Proper und dem Weißen Wirbelwind.
27
Sie sagten immer wieder: «Schließlich ist es nicht die Sahara. Es ist nichts dabei.» Sie blickten zum Himmel auf, als folgten sie im Geist dem Weg, den die warme Luft aus der Wüste genommen hatte. Wie schön ist es doch, wenn man Anspruch auf einen Teil der Erde erhebt und andere diesen Anspruch anerkennen!
«Die Hitze wird uns aushöhlen», sagte Theo, ganz auf die Erosionswirkung der Naturkräfte eingestellt.
«Sie wird uns die Haut verbrennen.»
Zita sprach leise. Sie war so klein, so hübsch, sie kam aus Ungarn, vertrieben auf Lebenszeit, sie hatte so viel durchgemacht und würde diese Tatsache nie unter Beweis stellen müssen.
«Wir waren Flüchtlinge …»
Und da war die gemütliche Schwarzbrotgeranie Doris, geballtes Mitgefühl, bis auf gelegentliche Anfälle häuslicher Leidenschaften, wie zum Beispiel an dem Tag, als sie darauf bestand, Parmesan für das Abendessen auftreiben zu müssen.
«Ich brauche Parmesan, ich brauche ihn unbedingt!»
Roger errötete vor Verlegenheit angesichts ihres Feuereifers, und als nicht einmal der mit Teppichboden ausgelegte Supermarkt Parmesan führte und Doris vor allen Leuten jammerte: «Es muss aber Parmesan sein!», da verfiel Roger, der vergeistigte Roger, der Wüstenträumer, in düstere Stimmung, und obwohl sie das Essen überstanden, bewirkte der fehlende Parmesan, dass der Abend einen eigenen Pilz oder Schimmelentwickelte. Sie saßen da und sahen sich den Horrorschocker im fünften Programm an.
«Perry Mason wäre besser», sagte Theo. Er habe durch seinen Körperbau etwas mit Perry Mason
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