Auf dem Maniototo - Roman

Titel: Auf dem Maniototo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck

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jemand
    anstatt des üblichen
    Was halten Sie von der politischen Lage?
    Was halten Sie von der Außenpolitik?
    Wie denken Sie über das Elend der Welt?
    (Oder: Haben Sie von C.’s Scheidung gehört?,
    Wie finden Sie K. heute Abend?):
    Wie denken Sie über die Erde?
    (Die Erde war in Mode, genau wie die Große Kalifornische Beichte.)
    Mich, Theo, beschäftigen drei Dinge:
    die Liebe zu meiner Frau, meine bisherigen Rettungsaktionen und die
    Geretteten; und die Erosion der Erdoberfläche.
    Nicht ihre Bewegung, Verschiebung, Umgestaltung, sondern ihre Geschwüre und ihre Zerstörung.
    Obwohl obenstehende Notizen vielleicht das Missfallen von Howard Conway, Peter Wallstead und anderen erregt hätten, sind sie Teil des Versuchs, die Große Kalifornische Beichte in eine Große Geformte Beichte umzuwandeln. Die Gäste hatten sich «niedergelassen». Sie okkupierten den Langen Gang. Sie befassten sich mit Haushaltsfragen – Kochen, Aufräumen, Einkaufen, Pflege der Garten- und Zimmerpflanzen (Philodendron und Keulenlilie). Und ich, abgeschieden im unteren Stockwerk, als Alice Thumb, Violet Pansy Proudlock, Ariella oder auch nur als eine gewöhnliche Witwe mit einer Einkaufstüte in jeder Hand und einem Leben (egal, wie viele Ehemänner begraben wurden), das entzweigebrochen war, fand es unmöglich, mich mit der erfundenen Familie Brunnenkresse zu befassen, solange die Realität der vier Gäste bestehen blieb.
    Ich glaube nicht, dass ich mir über die Verantwortung beim Schreiben ernsthaft Gedanken gemacht hatte. Ich hielt esfür eine Beschäftigung, bei der man tat, was man wollte, und unterwegs Wörter fallen ließ, Figuren erschuf und wieder verwarf, Ideen noch glimmend und ganze Landstriche zertrampelt, verunstaltet und kahl zurückließ, denn schließlich war es ja «nur» Fiktion, fand «nur» in der Vorstellung statt, wo die Macht keine Grenzen hat, persönlich ist, nur den angeht, der sich etwas vorstellt. Aber ich wusste auch, dass ein Schriftsteller Figuren auf eigene Gefahr heraufbeschwört und dass Ideen, die lichterloh aufflammen, alles in Sichtweite niederbrennen und an tiefe Einsichten rühren, nicht leicht ausgelöscht werden können. Ich fürchtete, ich würde dafür «bezahlen» müssen, dass ich die Familie Brunnenkresse, wenn auch nur vorübergehend, beiseiteschob, um meine Allwissenheit auf meine vier Gäste zu lenken – obwohl das Eigenartige daran war, dass diese vier Gäste nur deshalb da waren, weil ich zwei Bücher geschrieben hatte, die die Garretts gelesen und sie dazu bewogen hatten, mir ihr Haus zu vermachen; dass ich mich nur deshalb von ihnen ablenken lassen und sie, notwendigerweise und um den Preis der Selbstauslöschung (was vielleicht Tommy und sein Verhalten gegenüber dem Weißen Wirbelwind rechtfertigt), als meine Erfindung behandeln konnte.
    Den Gästen blieben nun noch ungefähr zwei Wochen im Haus der Garretts. Ich hatte sie gebeten, sich ein Andenken auszusuchen. Mehrmals rief ich Brian in Baltimore an, und da ich nur das Schnurren des Telefons hörte und niemand abhob, nahm ich an, dass er wirklich zu dieser Tagung nach Europa geflogen war. Ich war gespannt, was er von den jüngsten Ereignissen hielt – dem Erdbeben, der Erbschaft, den Gästen –, und obwohl ich mich zu entsinnen versuchte, merkte ich, dass meine Erinnerung an die letzte Woche in Baltimorevöllig verblasst war und dass ich, die ich mir einbildete, unter anderem auch Violet Pansy Proudlock, die Bauchrednerin, zu sein, selbst nur ein Sprechstock oder Puppenkopf in der Vorführung war, die von der Realität gegeben wurde.

Teil vier
    Vermeidung, an das historische
Präsens gebunden

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    Zunächst ist eine Bemerkung über das Wetter notwendig. In einem Land wie Neuseeland, das reich an Himmel ist und wo die Stimmungen des Tages jedem zugänglich sind, hat das Wetter große Bedeutung, und als aufstrebende Schriftstellerin empfinde ich stets Mitgefühl mit jenen Romanautoren, die andauernd wegen ihrer «Wetterberichte» am Beginn jedes Kapitels kritisiert werden. Ich entschuldige mich nicht dafür, dass ich über das Wetter schreibe. Jedes Land hat eine angrenzende Masse aus Meer und Festland, die es mit einwandernden Samen, Vögeln, Menschen, Viren, Lastern, Träumen und Wetterlagen ausstattet. Hier in Neuseeland kommen die atmosphärischen Geschenke, die nicht zurückgewiesen werden können, hauptsächlich aus Australien – Überbleibsel von Stürmen, schale Hitzewellen – oder aus der Antarktis – Winde und