Auf dem Schlachtfeld der Liebe
eine gefährliche Route. Am Fernandina Beach wimmelt es von Unionsschiffen, die den Blockadebrechern auflauem, und meistens meidet Jerome den direkten Kontakt mit uns. Diesmal kam er nur Ihretwegen hierher. Wann ich ihn Wiedersehen werde, weiß ich nicht.«
Die Wangen hochrot, neigte sie sich über ihre Kaffeetasse.
»Wie gut, daß er's riskiert hat!« Impulsiv stand Alaina von ihrem Klappstuhl auf, kniete zu Risas Füßen nieder und ergriff ihre Hände.
»Wenn ich dir auch dankbar bin - was hat dich veranlaßt, ausgerechnet mit dem armen Finn nach Süden zu fahren?«
»Die Angst, man könnte dich hängen«, erwiderte Risa unverblümt.
»Nun, diesem Schicksal bin ich entronnen.« Alaina erschauerte und zwang sich zu einem Lächeln.
»Was ist passiert?« Risa beobachtete, wie die McKenzies bedeutsame Blicke wechselten. Trotz allem, was sie ihnen zuliebe riskiert hatte, zögerten sie, Familiengeheimnisse mit ihr zu teilen.
»Als die Mokassinschlange an Land ging, wurde sie von Ian gefangengenommen«, erklärte Alaina.
»Und dann hat Jerome euch beide gefunden«, fügte Risa hinzu. »Soviel ich weiß, wurdest du verletzt.«
»Ich hatte einen Freund. Zumindest hielt ich ihn dafür. Im Krieg geschehen seltsame Dinge mit den Menschen. Dieser Mann hatte den Verstand verloren, und es kam zu einer Konfrontation...«
»Erzählen wir ihr doch die Wahrheit!« fiel Tia ihrer Schwägerin ungeduldig ins Wort. »Bitte, Risa, das muß unter uns bleiben. Dieser Mann, ein Offizier aus den Südstaaten, war kein Freund - er wollte Alaina für sich gewinnen und Ian umbringen, den er schon vor dem Krieg gehaßt hatte. Aber er starb während eines Zwischenfalls, in den Ian und Jerome verwickelt waren. Sicher verstehen Sie, warum wir auf Ihrer Diskretion bestehen.«
»Ja, natürlich«, stimmte Risa zu. Für Jerome war es nicht dasselbe wie für Ian, einen Südstaatenoffizier zu töten.
»O Risa, es war so wundervoll und mutig von dir, Ian freiwillig zu begleiten!« sagte Alaina tiefbewegt. »Und alles nur, um mich zu retten.«
Verwundert runzelte Risa die Stirn.
»Sie weiß zuviel«, seufzte Julian, und Alaina starrte sie an.
»Jetzt ist's vorbei«, murmelte Risa. Hastig stand sie auf, um dem prüfenden Blick ihrer Freundin auszuweichen. Als sie Julian anschaute, erwachten schmerzliche Erinnerungen. Wie ähnlich er Jerome sah ... Doch sie durfte nicht mehr an diesen Mann denken. Irgendwann würde sie ihn aus ihrem Herzen reißen, ihrem Blut...
»Doktor!« rief eine Stimme vor dem Zelt, und Tia zuckte nervös zusammen.
»Es ist an der Zeit.«
»Trotz der beklagenswerten Umstände war's mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen«, wandte sich Risa an die
beiden Geschwister. »Hoffentlich nimmt der Krieg bald ein Ende, und wir werden uns als Freunde Wiedersehen.«
»Was immer auch geschehen mag, Freunde bleiben Freunde«, beteuerte Julian und ergriff ihre Hand.
»Selbst wenn sie einander manchmal töten müssen«, flüsterte Alaina.
»Das Herz kann nicht Blau oder Grau tragen«, beteuerte Tia und nahm Risa in die Arme. »Beinahe wären Sie meine Schwägerin geworden. Nun bin ich froh, daß Sie meine Freundin sind.«
Als Risa die Umarmung erwiderte, eilte ein junger Soldat ins Zelt. »Wenn die beiden Damen mir folgen würden
- ich führe Sie zum Fluß.«
Hastig verabschiedete sich Alaina von Tia und Julian. Dann trat sie mit Risa in die Nacht hinaus.
Vor dem Zelt wartete eine Kavallerie-Eskorte, angeführt von Grant Jennar. Am Ufer angelangt, wünschte er Risa und Alaina alles Gute.
Ein Soldat kam zu Risa, eine schwarze Kapuze in der Hand. »Tut mir leid, Miss Magee, aber Sie sind eine Feindin ...«
»Das verstehe ich«, unterbrach sie ihn, setzte die Kapuze auf und ließ sich in ein kleines Boot helfen. Dort hatte Alaina bereits Platz genommen.
Zu Risas Verblüffung mußte nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Freundin eine Kapuze tragen. Andererseits
- wenn Alaina auch auf der Seite der Rebellen stand, sie war mit einem berühmten Yankee verheiratet, und in Zukunft würde sie auf feindlichem Gebiet leben.
Die Bootsfahrt schien sehr lange zu dauern. Plötzlich hörten sie einen Ruf. »Halt! Wer ist da? Antworten Sie, oder wir schießen!«
»Johnny Reb mit Ihren Frauen, Yankee!« rief der Soldat, der das Boot ruderte. Angespannt lauschte Risa und hörte Insekten zirpen, Wellen gegen den Rumpf schlagen, Männerstimmen, nah und fern.
»Mrs. McKenzie? Miss Magee?« fragte der Mann am Ufer.
»Ja. Habt ihr
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