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Auf dem spanischen Jakobsweg

Auf dem spanischen Jakobsweg

Titel: Auf dem spanischen Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Dannhäuser
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Sieg.
    Nach der
verheerenden Niederlage der Römer bei Cannä im Jahre 216 erwachte der Senat in
Rom aus seiner Lethargie. Natürlich wussten die Militärstrategen in Rom,
weshalb Hannibal Rom noch nicht direkt angriff. Auch seine Armee war dezimiert,
er brauchte Bundesgenossen in Süditalien und Nachschub aus Karthago über See.
Doch beides wollte nicht richtig in Gang kommen. So blieb nur der Nachschub an
Truppen und Material auf dem Landweg über Spanien. Die Römer wussten, dass
vielleicht dort, auf der fernen Iberischen Halbinsel, die Entscheidung fallen
könnte und nicht unbedingt vor den Toren Roms. Es mussten somit unbedingt
weitere Truppen nach Iberien geschickt werden, die zunächst schon Entsandten
konnten Hannibals Marsch über die Pyrenäen und die Alpen nicht aufhalten, ihre
Befehlshaber waren dort sogar gefallen. Schon machte sich in Iberien auch der
Zweite aus der Löwenbrut, Hasdrubal, zum Sprung über die Alpen bereit. In Rom
wurden auf dem Altar des Kriegsgottes Opfer dargebracht. Das Vaterland war in
Gefahr.
    Nun schlug
auch für Romulus und Remus die Stunde. Die beiden Brüder aus einer römischen
Patrizierfamilie, verwöhnt und übermütig, die Gedanken mehr in dem mondänen
Badeort Bajae im Golf von Neapel, wo man sich die Sommer so müßig vertreiben
kann, mussten zu den Waffen. Sie hatten übrigens schon gehört, dass Iberien ein
wildes, ein grausames Land sei und dass man dort als Soldat ständig die Ohren
steif halten müsse. Aber schon in der Schule hatten sie auch gelernt, dass es
„nicht rühmlos ist, für des Vaterlandes Errettung zu sterben.“
    Auch der
Vater hatte das ständig rezitiert und dabei die beiden Burschen sehr ernst
angesehen. Man wurde erst gar nicht gefragt, ob einem diese Sache mit Iberien
recht sei.
    Andere
wurden gefragt, wollten aber nicht so recht. Nämlich als Feldherr die Truppen
dort, im wilden, im grausamen Iberien, anführen. Unverhofft meldete sich dann
doch noch einer, einer aus der dritten Reihe. Ein schöner, junger Mann mit
langen Haaren und einer anmutigen Gestalt, ein erst 27 Jahre alter Offizier,
der im Felde allerdings schon durch einige bravouröse Kabinettstückchen
aufgefallen war: Publius Cornelius Scipio. Ein Raunen ging durch die Reihen der
römischen Senatoren. Hatte der nicht schon als ganz junger Kerl seinen
schwerverwundeten Vater tollkühn aus dem Nahkampf herausgehauen?
    Scipio ging
nach Spanien, mit Elitetruppen, aber auch mit Romulus und Remus. Unverhofft
griffen sie das karthagische Zentrum Cartagena an, noch bevor die Karthager
richtig aufgewacht waren. Über eine Million Taler lagen in der Kriegskasse!
Doch dann kamen erst die richtigen Schlachten, Siege und Niederlagen, ihr
Gegner Hasdrubal brach sogar nach Italien durch, starb dort, wie sein Vater vor
ihm, im offenen Kampf einen ehrenvollen Reitertod. Sein abgeschlagener Kopf
wurde später Hannibal, seinem Bruder, vor die Füße geworfen. Schließlich, erst
nach Jahren, kam es in Iberien zur totalen Niederlage der Karthager und sie
zogen ab. Ihre Kolonie aber wurde im Jahre 206 vor Christus römische Provinz.
Nach León, das zu unseren Füßen liegt, war es für die Römer allerdings noch ein
weiter, ein langer und steiniger Weg.
    Scipio ging
zurück nach Rom. Er, aber auch Hannibal, der ja noch immer in Italien Krieg
gegen die Römer führte, haben nie mehr iberischen Boden betreten. Begegnet sind
sich die beiden großen Männer doch noch, allerdings in Nordafrika. Dorthin
setzte Scipio, um Karthago anzugreifen, mit einer Armee über und Hannibal, sein
Stern war schon im Sinken, musste nachfolgen. Im Jahre 202 vor Christus wurden
die Karthager dann bei Zama vernichtet, ein Jahr später wurde Friede geschlossen.
Der 2. Punische Krieg war zu Ende. Die beiden Gegenspieler, Hannibal und
Scipio, dem die Römer nach Zama den Beinamen „Africanus“ gegeben haben, zwei
Männer, die immer menschliche Größe — im Sieg Maß und in der Niederlage
Gleichmut — gezeigt hatten, starben erst achtzehn Jahre später, beide im
gleichen Jahr. Der eine, ständig auf der Flucht vor den Römern, nahm Gift, als
er in Kleinasien sein Haus von Häschern umstellt sah und ihm, wie Theodor
Mommsen schreibt, keine weitere Hoffnung mehr fehlschlagen konnte. Der andere,
verbittert über die weitere politische Entwicklung in Rom, starb in der inneren
Emigration auf seinem Landgut in Kampanien. Nicht ohne vorher noch anzuordnen,
dass seine sterblichen Überreste keinesfalls in Rom beigesetzt werden dürften

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