Auf dem spanischen Jakobsweg
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obwohl dort alle seine Vorfahren lagen und diese Stadt nicht zuletzt ihm ihr
Überleben zu verdanken hatte. Sogar sein Grab trug die Inschrift: „Ingrata
patria ne ossa quidem habebis“ — undankbares Vaterland, nicht einmal meine
Gebeine sollst du beherbergen.
Romulus und
Remus aber, sie hatten die schönen Tage von Bajae schon fast vergessen, durften
trotz des Friedens mit Karthago nicht in die Heimat zurück. Denn im wilden, im
grausamen Iberien, gab es noch lange keinen Frieden. Dem Vorstoß der Römer ins
Landesinnere, wo es reiche Gold- und Silberminen gab, begegneten die
einheimischen Keltiberer mit einem für die Römer aufreibenden und
verlustreichen Guerillakrieg, dem ersten in der damals bekannten Geschichte. So
war die ständige Anwesenheit von vier Legionen erforderlich und der Dienst in
der römischen Armee westlich und nördlich von Cartagena galt den Legionären als
schwere Strafe. Bis zu 40 Grad Hitze im Sommer, Dauerregen im Winter, Schnee in
den unwegsamen Bergen, Nahrungsknappheit und häufiger Wassermangel, der
„Cierzo“, ein beinharter Nordwestwind und dazu ständige Hinterhalte,
Täuschungsmanöver und Überfälle eines meist unsichtbaren Gegners machten den
Soldaten das Leben schwer. Schließlich schon über hundert Jahre später,
schwappten sogar die innenpolitischen Wirren in Rom, denen dort schließlich die
Republik zum Opfer fiel, auf die Iberische Halbinsel über, die allerdings schon
weitgehend von Rom besetzt war. Pompeius, wahrscheinlich der Gründungspate von
Pamplona, wie wir dort schon erfahren haben, erschien in Spanien. Im Jahre 45
vor Christus, ein Jahr vor seiner Ermordung, erneut auch Cäsar, der schon
vorher in Iberien der höchste staatliche Geldeintreiber und schließlich sogar
Statthalter gewesen war. Diesmal bekämpfte er die Anhänger des schon toten
Pompeius, seines ehemaligen Verbündeten und Schwiegersohnes. Als schließlich
Octavian, der Adoptivsohn Cäsars und einer seiner Rächer, im Jahre 27 vor
Christus vom römischen Senat und dem Volk als Kaiser Augustus bestätigt wurde,
im äußersten Norden Spaniens, schon an der Atlantikküste, die Kantabrer und
Asturer besiegt wurden und das heutige Spanien in drei römische Provinzen
aufgeteilt war, trat unter dem Nachfolgekaiser Tiberius endlich auch in Spanien
eine gewisse Beruhigung ein. Natürlich nur unter den wachsamen Augen der
römischen Legionen. Diese Beruhigung der Lage in Iberien war auch gut so. Denn
die Nachfolger des Tiberius, Caligula, Claudius und Nero, hatten keine Zeit für
so entlegene Provinzen, sie widmeten ihr Augenmerk ganz anderen Dingen: Caligula,
ein Müßiggänger ohnegleichen, verprasste in kurzer Zeit den gewaltigen
Staatsschatz, präsentierte sich als „Gottkaiser“, verstand sich aber auch auf
ganz gewöhnlichen Mord, auf Raub und Erpressung, bevor er von seiner eigenen
Garde selbst erschlagen wurde. Claudius, begabt aber schwächlich, war vom
planmäßigen Kanalisieren großer Wassermassen fasziniert und ließ deshalb
Hafenanlagen, Kanäle und Wasserleitungen bauen, geriet aber selbst in den
Strudel moralisch nicht kanalisierter Ehefrauen. Seine dritte, Valeria
Messalina, wurde wegen ihrer Sittenlosigkeit sogar hingerichtet — in einer
Stadt, in der sittenloses Treiben inzwischen zum gehobenen Umgangsstil gehörte.
Die Vierte, seine Nichte Agrippina, hatte ihn, Kaiser Claudius, dann sogar
vergiften lassen. Natürlich hatte sie vorher seinen leiblichen Sohn aus der
Erbfolge verdrängt und an dessen Stelle ihren eigenen gesetzt: Claudius Drusus
Germanicus Nero. Gedankt hat der das seiner Mutter nicht, denn er vergiftete
sie schon fünf Jahre später, wie auch seinen Stiefbruder, seine Frau Octavia,
seine Erzieher Burrus und Seneca und viele andere. Wenn er einmal nicht mit
Gift hantierte, selten genug, trat der Vielbegabte im Circus Maximus, einem
seiner Lieblingsorte, als Wagenlenker auf oder ließ sich auf Theaterbühnen als
Künstler feiern. Als ihm schließlich gar nichts mehr zum Pläsier taugen wollte,
soll er Rom angezündet und große Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt
haben. Das konnte jedoch bis heute nicht belegt werden. Ganz im Gegensatz zu
der von ihm initiierten, sich an den Brand von Rom anschließenden
Christenverfolgung, für die sein krankes Hirn sich unvorstellbare Grausamkeiten
ausdachte. Für die Dinge in Iberien blieb da wirklich keine Zeit mehr übrig.
Aber 68
Jahre nach Christi Geburt, Nero war soeben geächtet worden und hatte
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