Auf dem spanischen Jakobsweg
die VII. Römische
Legion, die „Legion Gemina“.
Aber nicht
nur León, das ganze Umland hier legt noch heute Zeugnis ab aus der Zeit der
Römer, die mehr als 600 Jahre auf der Iberischen Halbinsel ihre Macht ausgeübt
und Spanien entscheidend mitgeprägt haben.
Römische
Legionäre und christliche Wanderprediger
begegnen sich in Nordspanien
Hass war es wohl
nicht, der ihn bewegte, denn im Herzen eines wirklich großen Mannes hat Hass
keinen Platz. Doch 236 Jahre vor Christi Geburt zog dieser Mann zumindest mit
Groll im Herzen an der nordafrikanischen Küste entlang westwärts bis zu den
Säulen des Herakles, setzte dort über die Meerenge und landete in Gades, dem
heutigen Cadiz in Südspanien. Neben seinem Groll hatte er auch noch die
„Löwenbrut“ dabei. So nannte er, stolz und vielleicht auch mit etwas drohendem
Unterton, seine drei Söhne. Schon einige Zeit bevor er losgezogen war, hatte er
den Ältesten, der damals gerade erst neun Jahre alt war, vor dem Altar des
höchsten Gottes seiner Heimat schwören lassen, „den Römern niemals ein Freund
zu sein.“ Er hatte aber auch noch ein paar Ideen im Kopf. Die an der spanischen
Mittelmeerküste verstreut liegenden Handelsniederlassungen seines Heimatstaates
in Nordafrika wollte er zu einer zusammenhängenden, großen Provinz ausbauen.
Noch etwas beschäftigte ihn: Er wollte das mächtige Rom in seine Schranken
verweisen — und das bedeutete damals, es zu zerstören. Das besonders Verwegene
an dieser Idee war die Vorstellung, mit einem großen Heer über die Pyrenäen und
danach sogar über die Alpen zu ziehen und dann von dort aus ins heutige Italien
einzufallen. Problemlos war schon die Sache mit einer zusammenhängenden Provinz
in Iberien nicht. Aus dem dortigen Hinterland gab es immer wieder Überfälle.
Hier saßen die Kelt-Iberer, Völker, die aus den iberischen Ureinwohnern und
später zugezogenen Kelten zusammengewachsen waren. Sie hatten von ihren
iberischen Ahnen die Härte und Ausdauer, von ihren keltischen Vorfahren die
Unruhe und Unberechenbarkeit und von beiden die Freiheitsliebe und Kampfeslust
geerbt. Dieses Erbe machte den Umgang mit ihnen so ungemütlich. Folglich musste
der Mann mit dem Groll im Herzen und den kühnen Plänen im Kopf erst einmal hier
zum Schwert greifen.
Dort, bei
Helike, dem heutigen Elche, und nicht etwa vor den Toren Roms, fand er schon im
Jahre 229 vor Christus, aufrecht kämpfend und kaum dreißig Jahre alt, den
Reitertod: Hamilkar Barkas, der karthagische Feldherr, Politiker und Vater von
Hannibal, Hasdrubal und Mago, der „Löwenbrut“, wie er seine Söhne genannt
hatte.
Sein erstes
politisches Ziel, in Spanien eine zusammenhängende karthagische Provinz zu
schaffen, verfolgte zunächst sein Schwiegersohn weiter, der, wie Hamilkars
zweiter Sohn, auch Hasdrubal hieß. So wurde Cartagena Nova zu einem bedeutenden
Handelsplatz und Waffenlager, zum Zentrum der Karthager in Iberien ausgebaut.
Die Blicke Roms richteten sich erstmals ernsthaft auf die Iberische Halbinsel
und es sind unruhige, nervöse Blicke. Aber noch war man in Rom mit den ewig
aufrührerischen Kelten in Norditalien und in Südfrankreich beschäftigt und
außerdem wollte man die natürliche Grenze Roms über den Apennin hinaus bis an
die Alpen vorschieben. So jedoch kamen sie dem alten Gegner Karthago auch
geographisch wieder näher und im Senat in Rom wurden die Gesichter immer
nachdenklicher. Doch wurde der hochbefähigte Hasdrubal, der Schwiegersohn Hamilkars,
in Spanien ermordet und von der „Löwenbrut“ wusste man in Rom noch nicht viel.
Dennoch,
schon ein Jahr später, 219 Jahre vor Christi Geburt, überfiel Hannibal, der
Älteste aus der „Löwenbrut“, die mit Rom verbündete Griechenstadt Sagunt an der
spanischen Mittelmeerküste. Ein weiteres Jahr später standen Rom und Karthago
erneut im Krieg miteinander. In einem Krieg um Sein oder Nichtsein zweier
Staaten und mit verheerenden Verwüstungen für beide, die dieser Krieg in
siebzehn Jahren anrichten würde. Aber auch mit dem Ergebnis, dass sich Rom für
die nächsten 600 Jahre in Spanien festsetzen und diesem Land für alle Zeiten
auch seinen kulturellen Stempel aufdrücken würde.
Damals aber,
also 218 Jahre vor Christus, geschah das für Rom zunächst Unfassbare: Hannibal
überschritt, ganz im Sinne seines gefallenen Vaters, trotz unsäglicher
Strapazen mit einem großen Heer, dem auch Kampfelefanten angehörten, die Alpen
und eilte in Italien von Sieg zu
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