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Auf dem spanischen Jakobsweg

Auf dem spanischen Jakobsweg

Titel: Auf dem spanischen Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Dannhäuser
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diesen Kerlen, die sich hier Sueben,
Alanen und Vandalen nannten, nicht verschont. Ohnehin hatte man schon seit
längerer Zeit auch viele dieser Männer aus dem Norden für die römische Armee
verpflichtet und manchmal stiegen sie sogar in höchste Ränge auf. Die Legionäre
aus Italien mochten diese neuen Kameraden eigentlich nicht sonderlich, die
waren ihnen zu prahlerisch und hatten keine Manieren. Aber im Kampfesgetümmel
war es doch gut, wenn man sie auf seiner Seite wusste. Die konnten unheimlich
draufhauen.
    Am 24.
August 410 eroberten die Westgoten unter ihrem König Alarich Rom, die
Heimatstadt von Romulus und Remus. Nachdem die Westgoten drei Tage lang Rom
geplündert hatten, zogen sie weiter nach Süditalien, um von dort aus nach
Nordafrika überzusetzen. Doch schon in Süditalien starb Alarich, ihr König, und
wurde von seinen Mannen im Flussbett des Busento beigesetzt. August Graf von
Platen hat hierzu die schwermütige, gefühlsbeladene Ballade „Das Grab im
Busento“ geschrieben: „Nächtlich am Busento lispeln, bei Cosenza, dumpfe
Lieder...“.
    Dieser jähe
Tod, „begraben, während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben“,
wurde zu einer Schicksalsfrage für Spanien. Denn die Goten setzten, nachdem sie
„ihres Volkes besten Toten“ beweint hatten, nicht nach Nordafrika über, sie
wurden jetzt zunächst in Südfrankreich sesshaft, wo sie das Tolosanische Reich
gründeten. Doch die Römer brauchten sie im Kampf gegen die in Iberien plündernd
umherziehenden Sueben und Vandalen. So schlossen sie mit den Westgoten im Jahre
418 ein Bündnis und holten sie ins Land, wo es dann zu grausamen Kämpfen
zwischen diesen germanischen Volksgruppen kam. Das war auch ein erster Schritt
für die Westgoten, im heutigen Spanien sesshaft zu werden und sich hier mehr
und mehr als die neuen Herren aufzuführen.
    Irgendwann
mussten dann schlimme Dinge geschehen sein. Romulus und Remus erfuhren von
ihrem Zenturio, sie könnten nach Hause gehen, nach Rom oder egal wohin, sie
würden jetzt nicht mehr gebraucht, auch könne ihnen kein Sold mehr ausgezahlt
werden, die Zeiten hätten sich geändert. Bei diesen Worten legte ihnen der
Zenturio kameradschaftlich die Hand auf die Schulter. Das hatte er noch nie
getan und da wussten sie, dass es den weströmischen Staat, ihren Staat, nicht
mehr gab.
    So zogen die
beiden Brüder, die vor über 600 Jahren als stolze Legionäre unter dem Wappen
des Adlers ihre Heimatstadt Rom verlassen hatten, um im fernen, grausamen
Iberien für ihr Vaterland zu kämpfen und notfalls auch zu sterben, wie Bettler
übers Land, bis sie nach langer Wanderung wieder in Rom, ihrer alten Heimat,
angekommen waren. Doch in der früheren Hauptstadt der Welt lebten zwischen
Ruinen und Schuttplätzen, hinter einer halbverfallenen Stadtmauer, nur noch
wenige Menschen und auf den ehemals prächtigen Paradeplätzen, die schon vom
Unkraut überwuchert waren, weideten nur noch Schafe und Ziegen.
    Schon vor
langer Zeit aber war, weit im Osten, ein Stern aufgegangen und hatte ein Licht
verbreitet, das ihrer inneren Sehnsucht Erlösung verhieß.
     
     

Die Pforten des Benediktinerinnenklosters zu León erzittern
     
    In León gibt
es während der Sommermonate eine große kommunale Herberge. In der Innenstadt, im
historischen Teil, steht ein altes Benediktinerinnenkloster, das eine im ersten
Stock gelegene Halle zur Pilgerherberge umgestaltet hat.
    Wir kommen
in den Nachmittagsstunden vor der großen Holzpforte dieses Klosters an.
Allerdings wird uns der Zutritt von zwei Frauen, die im Eingangsbereich mit
ihren Putzlappen herumfuchteln, energisch verwehrt. Nein, nicht hier sei der
Eingang für die Pilger, sondern an der nächsten Pforte des großen Gebäudes,
gleich dort oben rechts. Tatsächlich gibt es hier eine zweite Pforte. Wir gehen
in die Vorhalle und klingeln. Nach kurzer Zeit öffnet eine äußerst
liebenswürdige Nonne, erkennt sofort unser Anliegen und sagt uns, dass wir
durch die andere Pforte müssten — also die Pforte, von der wir gerade kommen.
Ich erkläre ihr diesen Umstand, aber auch, dass wir dort nicht hineingelassen
worden seien. „Nein, nein“, sagt sie, „das kann nicht sein, die Pilgerherberge
ist dort unten links, gehen sie wieder dorthin“.
    Wir
gehorchen der braven Nonne — aber zwischenzeitlich haben die beiden energischen
Putzfrauen diese Pforte von Innen verschlossen und auf unser Klopfen rührt sich
überhaupt nichts.
    Irgendwo
habe ich einmal gelesen, dass die

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