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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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ich war nicht so ganz überzeugt davon, dass er die Frage verstanden hatte. Er stellte unsere Teller auf den Tisch. Die Eier lagen auf dem Schinken, schwabbelten und wabbelten in der Sonne.
    »Das Mädchen?«, sagte Dev. »Äh … Pam- eh -la?«
    »Ah!«, sagte der Mann. »Ja! Pamela. Ja.«
    Er machte ein bärbeißiges Gesicht und stemmte die Fäuste in die Hüften, was einen neuen Tiefpunkt in der internationalen Pantomime darstellte.
    »Ist hier?«, fragte Dev und deutete auf das Café. »Ou est Pamela?«
    »Nein«, sagte der Mann. Dann rieb er seine Augen und tat so, als würde er weinen.
    Dann: »Ha, ha, ha!«
    Er wandte sich ab und ging.
    »Das war seltsam«, sagte ich.
    »Hat er gesagt, dass ich traurig bin oder sie?«, sagte Dev. »Denn wenn er gesagt hat, sie ist traurig, dann könnten die Gerüchte stimmen!«
    »Vielleicht hat er gesagt, ihr seid beide ein bisschen traurig, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.«
    Er nickte etwas ratlos.
    »Und was war das jetzt für eine Einladung?«, sagte er, denn am Morgen hatte ich gänzlich unerwartet einen Umschlag mit der Post bekommen, cremefarben, mit Prägung, auf Leinen, wie der großkotzige Cousin meiner Gasrechnung.
    »Sarahs Hochzeit«, antwortete ich und betastete meine Hosentasche, um sicherzugehen, dass sie noch da war. »Offensichtlich habe ich den Erwachsenentest bestanden. Die geben richtig Gas. Gary will verheiratet sein, bevor das Kind kommt.«
    »Doch nicht die Einladung. Die hab ich selbst gesehen. Die Einladung . Die spannende .«
    Ach, die Einladung.
    Über der E-Mail stand »Tropicana – dringend«, und schon deshalb hätte ich sie fast ignoriert (denn wie dringend kann etwas sein, das Tropicana heißt – es sei denn, es gäbe ein Tropicana-Monster), bis ich noch mal hinsah und endlich begriff, von wem sie eigentlich kam.
    »Sag, dass es ein Grand Prix oder irgend so was ist. Oder eine Premiere! Oder die Markteinführung eines neuen Wodkas. Ich wette, da laufen überall Models rum, die Wodka ausschenken, ganz in Silber. Oder die Golden Joysticks ! Bitte mach, dass es silberne Models oder die Golden Joysticks sind!«
    Dev wollte schon immer mal zu den Golden Joystick Awards. Er meint, das sei bestimmt das Größte. Ich fürchte nur, es findet im Keller eines Hilton statt.
    »Das sind die Oscars in der Welt der Computer- und Videospiele. Alle sind da. Alle großen Namen.«
    »Wer zum Beispiel?«
    »Von denen hast du bestimmt noch nie gehört. Die Sorte von großen Namen ist das nicht.«
    »Nun, es sind nicht die Golden Joysticks. Tatsächlich ist es …«, ich zeigte ihm die E-Mail und gab ein kleines Ta-dah! von mir, »… die Vorstellung der neuen Tropicana-Acai-Berry-Produktlinie!«
    Er nickte mich an, in der Hoffnung, dass die Nachricht dadurch besser würde, als sie war.
    »Tropicana«, sagte er und ließ es einwirken.
    »Offenbar enthalten Acai-Beeren neunzig Prozent mehr Antioxidantien als ursprünglich angenommen«, sagte ich.
    »Das ist vermutlich eine gute Nachricht.«
    »Der Event findet in einem Herrenhaus auf dem Land statt. Ich könnte mir vorstellen, dass es da Models in Beerenkostümen gibt.«
    Plötzlich wirkte Dev ganz interessiert.
    »Rate mal, wer bald seinen ersten großen Comedy-Wettbewerb gewinnen wird!«, sagte Clem strahlend und deutete mit beiden Daumen auf sich selbst.
    »Solltest du das etwa sein, Clem?«
    »Das bin ich allerdings, Sir! Jawohl, Sir! Nun, ich sage ›gewinnen‹. Eigentlich meine ich ›anmelden‹, aber ich habe ein seeeehr gutes Gefühl dabei.«
    Clem schien einer dieser Menschen zu sein, die die Stimmung im Raum gänzlich ausblenden konnten. Ich nicht. Ich nehme so was wahr. Passe meine Stimmung dem an, was um mich herum vorgeht. Und in diesem Moment – im Gegensatz zum dröhnenden Clem – war ich ganz still.
    Zoe war heute Morgen nicht da. Sam meinte, Zoe sei vielleicht auf einem Seminar, aber Leute, die bei London Now arbeiten, werden nicht zu Seminaren geschickt. Jemand anders meinte, sie habe ein Meeting mit Daryl Channing, dem großmäuligen Besitzer von Manchester Now, London Now und – bis zu seiner Schließung kurz vor Weihnachten – Glasgow Nights .
    Clem starrte seinen Flyer an, auf dem der Preis für »Chuckle Cabin’s Newcomer des Jahres« angekündigt wurde, und sah sich vielleicht schon eine launige Dankesrede halten, mit der lustigen Plastikbanane in der Hand, die der jeweils beste Komiker des Abends verliehen bekam.
    Ich legte die Füße hoch und blätterte in der neuesten

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