Auf den ersten Blick
wäre jetzt mal was, was du brauchen könntest!«
»Du bist auch nur einer von diesen Leuten, Jason.«
»Was für Leuten?«
»Du bist auch nur ein Gesicht in der Menge, oder?«
»Abbey, ich bin doch dein Freund, ich bin …«
Und ich hörte, wie der Hörer gegen irgendetwas klapperte – den Tisch vielleicht – und aufgehoben wurde, um dann laut auf die Ladestation geknallt zu werden.
Ich hätte mich ohrfeigen können. Natürlich war sie mir böse. Hätte sie gewollt, dass die Leute von ihren Songs wussten, hätte sie … nun … sie hätte sie gesungen. Irgendwas an diesem Abend, wie die CD aus ihrer Tasche ragte, gesehen werden wollte, gleich nachdem wir geredet hatten, übers Leben und Ziele und Träume … es hatte mir das Gefühl gegeben, ich würde das absolut Richtige tun.
Und mal ehrlich. Das war es doch wohl auch, oder? Abbeys Reaktion war genauso drüber, wie man es von Mädchen wie Abbey erwarten konnte. Ich will nicht sagen, dass sie sprunghaft oder blöd ist, denn eigentlich ist sie einer der klarsichtigsten Menschen, die ich kenne, aber sie ist ziemlich emotional, nicht? Folgt ihrem Herzen. Somit sollte sie mich eigentlich ermutigen, so was zu tun. Es war doch für sie . Alles kam von der richtigen Stelle, direkt von Herzen, und wenn sie für irgendetwas dankbar sein sollte, dann dafür, dass sie jemanden hatte, der sich so um sie kümmerte. Ich meine, ja – möglicherweise hätte ich Paul aus der Sache rauslassen sollen, das sehe ich inzwischen auch so. Natürlich hatte ich ihn nicht namentlich genannt. Ich hatte nur irgendwo in der Kritik erwähnt, dass Abbeys kluge, unbefangene Texte eine Frau zeigten, die schon etwas erlebt hatte oder in einer Beziehung steckte, die ihr vielleicht nicht so guttat. Damit hatte ich unter Umständen einiges verraten, was Paul anging.
Und auch mit der Erwähnung, der Song handele davon, dass man sich nicht zur Marionette eines anderen machen sollte.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die Kritik war erschienen. In einer Auflage von hunderttausend Exemplaren einer kostenlosen Zeitung, die in der ganzen Hauptstadt auslag, auf Bänken, in Bars und Bussen, mit fünf Sternen und einem Schwarz-Weiß-Foto, das mit einem Handy gemacht worden war.
Also verschickte ich eine SMS .
Es tut mir ehrlich leid, war alles, was ich sagen konnte.
Dann saß ich vor meinem Handy und wartete auf Antwort.
Drei Tage später. Mackenzie Hall war eine einzige Tropicana-Orgie.
Ich habe keine Ahnung, woher das Geld für solche Events kommt. Oder wie man so was plant. Meine Liste würde wohl mit Ballons anfangen und mit Kuchen enden, wie für einen Kindergeburtstag. Aber diese Leute waren Profis.
Zum einen waren da die Tropicana Girls. Ein gutes Dutzend modelnder Studentinnen in weißen Catsuits mit Capes – Capes! – hielt Tabletts mit aufgepeppten Säften bereit.
Plötzlich war Dev ein Riesenfan von Tropicana.
»Nicht so hastig«, sagte ich, als er den nächsten Alko-Smoothie von einem schwebenden Silbertablett pflückte.
»Die sind umsonst, und ich bin nervös. Hier sind überall Frauen mit Capes. Weißt du, wie ich mich dabei fühle? Als wäre ich von Superheldinnen umgeben.«
»Es sind Models, keine Cat Ladys.«
»Cat Woman . Sie heißt Cat Woman . Glaubst du, ich wäre nervös, wenn sie wie Cat Ladys aussehen würden?«
Forest Laskin hatte eine ganze Flotte von Luxuskarossen besorgt – diverse Audi R 8 mit Armaturenbrettern aus Walnussholz und schwarzen Ledersitzen – und lud uns ein, auf dem Gelände herumzufahren und uns ein Leben vorzustellen, das wir nie führen würden. Einige der wichtigeren Journalisten waren in Bath abgeholt worden, von aufgemotzten Range Rovern mit getönten Scheiben, damit sie sich mal eine Stunde lang wie echte VIP s vorkommen konnten und nicht wie Leute, die die Nährwerttabellen für Feinschmeckerhefte schrieben oder die Bildunterschriften für das Sainsbury’s -Magazin.
Einige Ankündigungen waren bereits gemacht worden, und zwar von der Frau, die für Wake Up Call über die Welt des Entertainments berichtet. Sie wissen, wen ich meine. Eben ist sie noch in Cannes, dann steht sie schon neben Gary Barlow auf einem Jetski. Wurde Dritte bei Let’s Dance , die meine ich. Außerdem war sie ein Riesenfan der neuen Tropicana-Linie, »denn Tropicana hat sechzig Jahre Erfahrung in Fruchtsäften, und so liegt es vielleicht an der Erfahrung, die in jeden einzelnen Tetrapack einfließt, dass Tropicana so gut schmeckt!« Das mochte ich an ihr.
Weitere Kostenlose Bücher