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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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bestand ich darauf, alle bei ihren Nachnamen zu nennen. Es war Rebellion durch Förmlichkeit.
    »Aber selbstverständlich war es ein Zusammenbruch«, sagte er gerade. »Er kam damit nicht klar, und ihr wisst ja, wir sind hier eine Schule mitten in einem sozialen Brennpunkt.«
    Ich fing Mrs Woollacombes Blick auf, und ihre Hand griff instinktiv zu ihrer Schmetterlingsbrosche, fuhr mit den Fingern Trost suchend über deren Flügel. Ihr Blick zuckte nervös herum, weil sie sehen wollte, wer außer ihr noch gemerkt hatte, dass ich unsicher in der Tür stand.
    »Wir denken alle, wir könnten etwas Besseres sein, aber als es dann hart auf hart kam, ist er natürlich …«
    »Jason!«, rief Miss Pitt laut und deutlich, und ich sah, dass die anderen – der Labortechniker, an dessen Namen ich mich nie erinnern konnte, und Mr Peterson, frisch von der Loughborough University und eifrig darauf bedacht, die Welt der unterfinanzierten Leibesübungen zu revolutionieren – überlegten, wie sie dieser Situation entkommen konnten.
    »Es war kein Zusammenbruch«, sagte ich so freundlich, wie ich konnte, wenn es das auch unbestreitbar gewesen war. »Es war ein echter Schock. Den ich offenbar brauchte.«
    »Jason … nein«, sagte Mr Willis nervös, mit schlechtem Gewissen. »Ich sagte nur gerade, wie schwer es sein muss …«
    »Ja, wie schwer es sein muss«, sagte Mrs Woollacombe. »Besonders wenn man etwas wollte und daran dann gescheitert ist. Ich meine, nicht gescheitert, denn Sie sind ja nicht ›gescheitert‹, aber …«
    »Es ist alles in Ordnung, Herrschaften. Alles in Ordnung.«
    Ich setzte mich auf das Sofa, das von Kaffeeringen und Sandwichflecken übersät war. Sollte die Polizei jemals eine DNA -Probe von diesem Sofa nehmen, bestünde sie zu neunzig Prozent aus Enttäuschung.
    »Und was gibt es sonst noch Neues?«, sagte ich leichthin.
    »Gary ist schon wieder krank.«
    »Mr Dodd? Haben Sie es schon bei Ladbrokes pro biert?«
    Gutmütiges Gelächter.
    Sehen Sie? Ich konnte witzig sein. Ich stand nicht kurz vor dem nächsten Zusammenbruch.
    »Nun, es bedeutet, dass wir Streichhölzer ziehen müssen«, sagte Mrs Woollacombe und rollte mit den Augen.
    »Streichhölzer wofür?«, sagte ich.
    »Freitag.«
    »Was ist denn Freitag?«
    Hier ist eine interessante Tatsache, die Sie Ihren Freunden erzählen können. Ich bin im Internet darauf gestoßen, als ich wie wild gegoogelt habe, nachdem ich vom Postman’s Park nach Hause kam.
    Shona ist die schottische Form von Joan.
    Okay, stimmt schon, nicht wirklich interessant. Aber wahr.
    Also war sie vielleicht Schottin. Vielleicht war sie auf einer schottischen Farm in Schottland aufgewachsen, mit schottischer Familie und schottischem Namen.
    Shona ist außerdem der Name eines Volkes und seiner Sprache in Simbabwe, aber es schien mir doch eher unwahrscheinlich, dass sie aus Simbabwe kam.
    Dann gibt es da noch die Insel Eilean Shona vor der schottischen Westküste, mit zwei Einwohnern, was sie ent weder zum romantischsten oder zum deprimierendsten Ort der Welt macht.
    Aber das waren letztendlich nur mögliche Gesprächsthemen, falls ich sie eines Abends rein zufällig treffen sollte. Hatte ich ja schon mal, fast jedenfalls.
    Der Facel Vega. Der Abend, an dem ich gesehen hatte, wie er aus dem Parkhaus an der Poland Street kam und wegfuhr. Wenn ich genauer hingesehen hätte, wenn ich mutiger gewesen wäre …
    Jedenfalls könnte ich »Hey, ist Shona nicht der Name eines simbabwischen Volkes und seiner Sprache?« sagen, falls ich sie treffen sollte, Tabak aus meiner Pfeife klopfend und urban und intellektuell wirkend, wenn ich neben ihr Platz nahm und ihre Tango-Dose beiseiteschob, unaufgefordert, doch deutlich willkommen.
    »Ja«, würde sie schnurren, mit ihrem weichen, schotti schen Singsang, vielleicht (fast) unmerklich erröten ob des Selbstvertrauens eines etwas älteren Mannes mit Pfeife und meinem Blick ausweichen, um nicht allzu viel zu verraten. »Tatsächlich ist es sowohl die Sprache als auch der Name des stolzen Volkes der Shona, das ich in meinem Überbrückungsjahr studiert habe und als weises, anmutiges Volk kennenlernen durfte, während wir Seite an Seite gegen westliche Bauunternehmen kämpften, die es vernichten wollten.«
    Ich würde mich unbeeindruckt geben.
    »Bedeutet es nicht auch ›süß‹ in der Sprache der Benga len?«, würde ich hinzufügen und dabei ins Leere blicken, distanziert, unerreichbar, faszinierend, und sie würde sich vorbeugen, das Kinn in die

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