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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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geben, weil die Sache für Sie noch nicht vorbei ist«, sagte er. »Sie sind nicht darüber hinweg. Noch lange nicht.«
    Ich hätte abwarten können, um zu sehen, wohin er ging, nachdem er nun sein Gewissen beruhigt hatte. Doch da war noch was – eine klitzekleine Sache, die mich störte. Und als er sich abwandte und zu Boden blickte, kam die Frage einfach so heraus.
    »Sie haben gesagt, Sie hätten keinen Führerschein«, sagte ich. »Aber auf einem der Fotos ist dieses Auto, und deshalb war ich davon ausgegangen …«
    »Facel Vega«, sagte er lächelnd. »Gehört mir nicht. Wirklich nicht. Bin sogar etwas gekränkt, dass Sie glauben, er könnte mir gehören.«
    »Das ist doch ein gutes Auto«, sagte ich, aber wie Sie wissen, beschränken sich meine Erfahrungen hauptsächlich auf einen Nissan Cherry, der an Calippopappen erstickt.
    »Nein, leider sitze ich schon eine ganze Weile nicht mehr hinterm Steuer. Ich war wohl ein wenig optimistisch, was meinen Fahrstil anging. Hab noch versucht, mildernde Umstände ins Spiel zu bringen, aber nicht mal als mehrfacher PRCA -Preisträger wollte mir das gelingen.«
    Ich tat so, als wüsste ich, was er meinte.
    »Das alte Schlachtschiff gehört ihr. Sie hat es von ihrem Vater. Konnte sich nicht davon trennen. Sie meinte, es wäre, als müsste sie sich von ihm trennen.«
    Mit diesen Worten ging Damien dann tatsächlich, wandte mir den Rücken zu, stapfte durch den Park. Beim Tor jedoch blieb er stehen und überlegte einen Moment. Ich beobachtete ihn dabei, war nicht sicher, was ich machen sollte. Da drehte er sich um und hielt die Hände trichterförmig um den Mund.
    »Jason …«, rief er. »Sie heißt Shona .«
    Und dann, mit einem Nicken, kehrte er in seine Welt zurück, und ich blieb in meiner.
    Das war das letzte Mal, dass ich Damien Anders Laskin zu sehen bekam.
    »Die Chakata-Frucht am Boden gehört allen, doch die eine am Baum ist für sie, die klettern kann.«
    Altes Sprichwort der Shona, Simbabwe
    Bei unserer letzten Begegnung hatte ich diese Idee.
    Diese eine, die mich nicht loslassen will. Ich habe Euch noch nichts davon erzählt, weil ich fürchte, dass ich bemitleidenswert und hilflos klinge. Ich habe diesen Julia-Roberts-Film gesehen, in dem sie isst, betet und liebt, und mir graut ein bisschen davor, so zu werden wie sie.
    Zuerst dachte ich, ich müsste nur den Beruf wechseln. Lehrerin werden vielleicht. Das ist ein Beruf. Mein Dad war Lehrer.
    Dann dachte ich, ich müsste vielleicht irgendwie Spuren hinterlassen und was Ungewöhnlicheres machen. Habt Ihr schon mal von Phyllis Pearsall gehört? Die war wirklich genial. In den Zwanziger- und Dreißigerjahren stand sie jeden Morgen um fünf Uhr auf und lief dreißig Kilometer durch die Straßen Londons, notierte genau, wo alles war, und verwahrte dreiundzwanzigtausend Straßennamen in einem Schuhkarton unter ihrem Bett.
    Ich bin mir darüber im Klaren, dass Ihr sie wahrscheinlich für gestört haltet.
    Aber es war das erste Londoner Straßenverzeichnis, und weil keiner, den sie darauf ansprach, es veröffentlichen wollte, lief sie mit einer Schubkarre herum und belieferte die Läden von WH Smith. Sie starb erst 1996 , nachdem sie mittlerweile Millionen Exemplare verkauft hatte und längst meine Lieblings-Londonerin war. Habt Ihr auch manchmal das Gefühl, dass Ihr nicht wirklich etwas aus Eurem Leben macht, so wie Phyllis Pearsall? Als wäre der Alltag zu alltäglich, und es wäre Zeit für etwas mehr Magie?
    Und deshalb dachte ich … ich will alles dafür tun, dass das, was fast passiert wäre, auch tatsächlich passiert.
    Diesmal für mich selbst.
    Ich will mich nicht darauf verlassen, dass jemand anders dafür sorgt, dass es passiert, denn im Grunde bin ich genau deshalb in diesen Schlamassel geraten.
    Und ich glaube ehrlich, dass es klappen könnte.
    Die ganze letzte Nacht habe ich darüber nachgedacht und bin heute Morgen gleich mit dem Gedanken aufgewacht. Den ganzen Tag musste ich daran denken, und irgendwann kommt der Moment, an dem man aufhören sollte, darüber nachzudenken, denn schließlich könnte man schon morgen von einem Bus überfahren werden. Stattdessen sollte man endlich dafür sorgen, dass es auch passiert.
    Die Entscheidung zu treffen, ist vielleicht der erste Schritt in die richtige Richtung.
    Sx

zweiundzwanzig
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    Ich marschierte ins Lehrerzimmer, und da war er, Mr Willis, und hielt Hof, mit seinem roten Lieblingsbecher in der Hand.
    Kindischerweise

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