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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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in dieses Restaurant gefolgt?«
    »Bin ich.«
    »Und finden Sie das akzeptabel?«
    Ich denke, da sah ich wohl etwas beschämt aus. Es ist kaum zu rechtfertigen, wenn man jemanden verfolgt. Wenn eine Beziehung mit einer Lüge beginnt und Vertrauen missbraucht wird.
    Wir brauchten einen Moment. Damien sammelte sich.
    »Ich besitze eine Wohnung in Bermondsey«, sagte er. »Da haben wir unser erstes gemeinsames Wochenende verbracht … in einer alten Fabrik, und …«
    Er stockte.
    »Aber das wissen Sie ja alles schon.«
    Ich lächelte verlegen.
    »Jedenfalls, wir haben über Gott und die Welt geredet. Ich war gerade beim Filmfestival in Sarajevo gewesen, und sie meinte, da wollte sie schon immer mal hin. Sie hatte nie wirklich was von der Welt gesehen. War auf einem Bauernhof aufgewachsen.«
    Ein Bauernhof!
    »Ich habe ihr von Bosnien und Kroatien erzählt, und sie meinte, das höre sich ja fantastisch an, und ich habe gesagt, eines Tages würde ich sie vielleicht mal mitnehmen. Verstehen Sie? Ich habe gesagt, ich würde ihr die Welt zeigen.«
    »Klingt … wie etwas, das man so dahinsagt«, sagte ich und schüttelte den Kopf. Das schien Damien nicht zu gefallen. Er war es nicht gewohnt, sich seine eigenen Schwächen aufzeigen zu lassen. Also sagte er eilig: »Stunde um Stunde haben wir geredet, dann haben wir uns geküsst, ich habe ihr geschrieben, wir haben uns getroffen, oft getroffen, ich habe ihr das Herz gebrochen, ich bin ein Arschloch. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    Er schlug sich mit den Händen auf die Knie und stand auf.
    »So weit also«, sagte er. »Damit ist Ihre Frage beantwortet, und Sie haben zusätzlich noch ein paar pikante Details erfahren.«
    »Es war sehr nett von Ihnen, dass Sie sich mit mir getroffen haben«, sagte ich, und er nickte, um mir zu zeigen, dass ich ihm nicht zu danken hatte.
    Als er sich seinen kaschmirverdächtigen Schal wieder um den Hals schlang, stutzte er und sah mich an.
    »Aber jetzt erzählen Sie mir mal was …«
    Blitzartig wurde mir klar, dass er deshalb hier war. Er war neugierig, genau wie ich.
    »Warum haben Sie das alles getan? Ich meine, ich dachte, Sie wären vielleicht ihr Bruder oder ein eifersüchtiger Ex oder ihr neuer Kerl, der – ich weiß nicht – vielleicht auf Rache oder Erpressung oder irgend so was aus ist.«
    »Ich bin ihr eines Abends auf der Charlotte Street begegnet«, sagte ich. »Danach habe ich ihre Kamera gefunden. Und ich möchte sie ihr zurückgeben.«
    Damien blickte zum Himmel auf und lachte.
    »Sie gefällt Ihnen einfach?«
    Wieder lachte er. Diesmal ein kälteres Lachen.
    »Es ist … es ist schwer zu erklären … es ist …«
    »Das ist ja goldig. Irgendwie traurig und – wenn ich so sagen darf – etwas jämmerlich, aber auch goldig. Wieso können Sie nicht einfach in eine Bar gehen? Oder auf eine Hochzeit? Am besten auf eine Hochzeit, zu der sie auch eingeladen ist. Auf Hochzeiten scheint sie besonders willig zu sein.«
    Das gefiel mir nicht. Er versuchte, es schlechtzumachen. Sie schlechtzumachen. Er merkte, dass ich merkte, was er tat.
    »Hören Sie, wir sind nicht im Guten auseinandergegangen. Aus naheliegenden Gründen. Und sie hat eine neue Handynummer, sonst …«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »E-Mail?«, versuchte ich.
    Er schüttelte den Kopf und holte etwas aus seiner Tasche.
    »Darf ich das behalten?«, fragte er. Es war das Foto, das er mir damals weggenommen hatte.
    Natürlich, dachte ich. Sie waren mit ihr zusammen. Und Sie haben das Foto ja selbst gemacht!
    Stattdessen sagte ich: »Es steht mir nicht wirklich zu, es Ihnen zu überlassen.«
    Damien hielt das Foto in der Hand. Er schien darüber nachzudenken, was er machen sollte, ob er es mir einfach geben oder wieder einstecken sollte.
    »Ein Pub in Finchley«, sagte er. »The Adelaide. Da haben wir es aufgenommen. Das war gewissermaßen unser Ding.«
    »Pubs?«
    Er gab es mir zurück, schluckte herunter, was er gerade sagen wollte, und sah mich verächtlich an.
    »Nein, nicht Pubs.«
    Ich zuckte mit den Schultern, begriff es nicht.
    »Sie haben etwas an sich, was das Ganze akzeptabel macht«, sagte er.
    »Ich mag Anfänge. Mich interessiert, wie etwas anfängt. Denn wenn es gut anfängt, hilft es einem durchzuhalten.«
    »Aber alles geht zu Ende«, sagte Damien.
    Dann, als er sich sammelte und zum Gehen bereit machte: »Warum darf ich das Foto nicht behalten?«
    »Ich sage doch … es steht mir nicht zu, es Ihnen zu überlassen.«
    »Sie wollen es mir nicht

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