Auf den ersten Blick
abgeworfen?«
Ihr Lächeln sank herab, wenn auch nur ganz leicht und nur eine Sekunde lang.
»Wir sind nicht mehr zusammen, Paul und ich. Wenn wir denn überhaupt jemals zusammen waren. Ich weiß nicht …«
O Gott. Das war alles meine Schuld. Diese Kritik – mein kleines Geschenk – hatte das ausgelöst. Ein Katalysator, der einen politischen Puppenspieler erzürnt hatte. Ich sollte sagen, dass es mir leidtat, dass ich eine Beziehung zerstört hatte.
Doch dann fiel mir dieser Abend im Scala ein. Die herablassenden Bemerkungen. Der Zynismus, der sich als Witz tarnte. Die Art und Weise, wie er mit ihr umging.
»Was wolltest du eigentlich von ihm, Ab?«, sagte ich wie ein enttäuschter großer Bruder.
»Keine Ahnung. Struktur? Ich weiß, er steht auf Puppen, aber er war der organisierteste Mensch, den ich kannte, Puppen hin oder her. Und ich glaube, ich dachte, na ja, man braucht Grenzen, oder? Man braucht Regeln. Ich habe das Gefühl, ich drifte die meiste Zeit durchs Leben, und da war es schön zu spüren, dass ich nicht abdrifte. Allerdings … ich glaube, ich drifte eigentlich ganz gern …«
Pause.
»Scheiß auf den politischen Puppenspieler«, sagte ich. »Scheiß auf alle politischen Puppenspieler. Mögen ihre Puppen im Zorn gegen sie aufbegehren.«
Abbey lachte.
»Scheiß auf ihn«, sagte sie.
Ich erhob mein Glas.
»Auf das Wahrmachen«, sagte ich.
»Diesen Spruch bringst du in letzter Zeit sehr oft «, lächelte sie.
Ich wurde rot. Das stimmte.
»Wie geht’s Dev?«, fragte sie freundlich.
»Hab nicht viel mit ihm zu tun gehabt«, sagte ich. »Mir scheint, ich habe mir angewöhnt, ganz allgemein nicht viel mit Leuten zu tun zu haben.«
Sie trommelte auf dem Tisch und nahm einen Schluck von ihrem Bier.
»Als wir uns kennengelernt haben«, sagte sie. »Weißt du, was ich da dachte?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich dachte: Der ist wie ich.«
»Ein kleines Mädchen, das sich mit Bands rumtreibt?«
»Nein. Ein bisschen kaputt.«
» Angeschlagen, hast du gesagt.«
»Aber vielleicht reparabel. Ich versuche, einiges zu repa rieren, und – ja – es lag an deiner Schwachsinnsidee, also sollte ich mich wohl bei dir bedanken. Und als wir dann mehr Zeit miteinander verbrachten, kam es mir so vor, als ginge es dir zunehmend genauso.«
Sie stieß mit ihrem Glas an meins.
»Hör nicht auf damit«, sagte sie.
Wir saßen einen Moment zusammen, nur zwei Freunde im Pub. Da fiel mein Blick auf ihre Gitarre.
»Hey … möglicherweise könnte ich dir einen Auftritt verschaffen. Hast du Interesse?«
Der nächste Morgen. Freitag.
Der Tag, den Mrs Woollacombe gefürchtet hatte. Der, für den Mr Willis ein kurzes Streichholz vorbereitet hatte, während er vermutlich Gary Dodd und Ladbrokes verfluchte.
Ich nahm das Dokument hervor, das ich in meinen Kartons gefunden hatte. Ich hatte es gestern Abend auf dem Heimweg im Zug gelesen, um es mir in Erinnerung zu rufen, um zu sehen, ob es immer noch genügte, hatte dann jedoch angefangen, es komplett umzuschreiben, umzuarbeiten, umzubenennen .
»Macht etwas wahr!«, stand da. »Ein Vortrag von Mr Priestley.«
Die anderen wären vor lauter Freude fast herumgehüpft, als ich gesagt hatte, ich würde liebend gern die nächste Schulversammlung übernehmen. »Um Kontakt zu den Kindern herzustellen!«, hatte ich gesagt.
Sie sahen mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle.
Es ging nicht nur darum, dass sie einer zehnminütigen Ansprache entgehen wollten. Sie hatten weder Lust auf die Vorbereitungen noch auf das Lampenfieber oder das lustlose Gefühl, das sie überkam, wenn sie merkten, dass ihre Worte auf dauerhaft desinteressierte Ohren trafen.
»Wir haben eine Prüfung im Haus«, hatte mir Mrs Woollacombe erzählt, als wir gerade zur Aula gingen. »Wir werden überprüft ! «
Sie zog ein Gesicht, als hätte sie es vielleicht früher erwähnen sollen, aber ich winkte ab. Ich hatte mich darauf gefreut, mehr oder weniger. Der Gedanke gefiel mir. Vielleicht brauche ich das, dachte ich. Um wieder auf die Beine zu kommen. Um es vernünftig zu machen. Um es richtig zu machen. Mit oder ohne Prüfer. Und alles dank Matt.
Ich saß oben auf der Bühne und blickte umher. Mrs Abercrombie, die neue Schulleiterin, schwärmte davon, wie wichtig es war, Lehrbücher in braunes Packpapier einzuschlagen, und wenn man kein braunes Papier habe, könne man auch Tapete nehmen oder Geschenkpapier, idealerweise jedoch braunes Papier oder Klebefolie aus Plastik. Die Kinder hatten
Weitere Kostenlose Bücher