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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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hätte gern den Mann kennen gelernt, der Sie vielleicht eines Tages sein werden.«
    Mit dieser wehmütigen Bemerkung verabschiedete sie sich von den drei Männern. Patrick fiel auf, dass sich die beiden riesigen Hunde ergeben von ihrem gemütlichen Plätzchen vor dem Kamin erhoben, um hinter ihr herzutrotten.
    Viel blieb Patrick von dem folgenden Gespräch nicht im Gedächtnis. Eamon und George bestritten den Großteil der Unterhaltung. Sie sprachen von Professor Clarks bevorstehendem Besuch und der Wahrscheinlichkeit, bei einer Grabung an dem merkwürdigen Hügel etwas zu finden. Patricks Gedanken dagegen kreisten nur um das schöne Wesen, das ihm soeben begegnet war.
    Wesen? War das das richtige Wort? Beschrieb man damit nicht eher eine Göttin? Dann schweiften seine Gedanken zu dem irischen Söldner, Michael O’Flynn. Seltsam, dass ihn die Leute mit seinem toten Vater in Verbindung brachten.
    Schließlich versiegte das Gespräch, und Eamon besann sich widerstrebend auf die Pflichten seines Amtes. Er musste die Beichte hören, die Kranken und Alten in ihren Hütten besuchen und die Messe lesen. Patrick dankte George Fitzgerald für seine Gastlichkeit und ging mit dem Priester.
     
    Schweigend schritten sie auf das Dorf zu. Als sie die Erhebung passierten, blickte Patrick auf, als erwartete er, Catherine dort zu sehen. Doch sie stand nicht auf dem Hügel, den die über dem kalten Atlantik untergehende Sonne in ein weiches, dunkles Licht tauchte. Die irischen Sommerabende waren lang und von Magie erfüllt, dachte Patrick. Magie lag auch in der Aura, die die schöne junge Frau umgab, der er am Nachmittag begegnet war.
    Dem scharfsinnigen Eamon O’Brien war die Intensität des Wortwechsels zwischen Patrick und Catherine nicht entgangen. Besonders eine Bemerkung der jungen Frau ließ ihn nicht los, und er betete darum, dass es sich um eine zufällige Übereinstimmung handelte. Oder hatte sie genau gewusst, was sie da sagte? »Ich werde mein rotes Kleid tragen.« Hatte nicht Morrigan bei ihrer ersten Begegnung mit Cuchulainn einen purpurroten Umhang getragen?
    Die Sommerabende waren die Zeit der Druiden, deren heidnische Praktiken tief in der Seele der mystisch veranlagten Iren verankert waren. Patrick Duffy war am Abend der Sommersonnwende ins Dorf gekommen.

5
    Jennys Gesicht war zu einer erstaunten Maske erstarrt. Es war, als hätte der Tod sie überrascht, obwohl sie wusste, dass er eines Tages kommen würde.
    In der winzigen Rindenhütte, dem Heim, auf das Jenny so stolz gewesen war, wimmerte die kleine Rebecca. Ihre Mutter war tot, aber das Kind hatte keine Ahnung, was das bedeutete.
    Bens Jungen standen hinter ihrer kleinen Schwester und unterdrückten schniefend ihre Tränen. Die kalte Hand seiner Frau haltend, kniete ihr Vater neben dem schmalen Ehebett und schluchzte lautlos vor sich hin. Die schlichte Decke, unter der Jenny lag, saugte seine Tränen auf.
    Von dem Augenblick an, als Willie auf ihn zutaumelte, hatte Ben gewusst, dass Jenny etwas Schreckliches zugestoßen war. Nur der Tod seiner Mutter konnte die abgrundtiefe Verzweiflung ausgelöst haben, die auf dem Gesicht des Jungen lag. Sie war auf qualvolle Weise dem tödlichen Biss einer Schlange zum Opfer gefallen.
    Wäre doch nur er zum Holzstapel gegangen, um die Scheite für den Ofen zu holen, klagte Willie, dann wäre sie jetzt noch am Leben. Aber er hatte sich geweigert, und so war seine Mutter verärgert selbst gegangen.
    Die riesige Taipan-Schlange hatte nur ihre Jungen schützen wollen, als sie mit atemberaubender Geschwindigkeit zustieß. Jenny, die nichts Böses ahnte, hatte keine Chance gehabt auszuweichen. Die nadelscharfen Zähne bohrten sich oberhalb des Ellbogens in ihren Arm und setzten das Gift frei, das sich sofort auf seine tödliche Reise durch ihren Körper begab.
    Willie saß in der Hütte am Tisch und reinigte seinen Revolver, als er den erstickten Schrei seiner Mutter hörte, und er packte die Waffe instinktiv. Als er aus der Hütte stürzte, dachte er zuerst an einen Angriff der Kalkadoon. Kaum war er draußen, fiel ihm ein, dass der Revolver nicht geladen war. Er zögerte. Sollte er umkehren und Munition holen oder sich besser um seine Mutter kümmern?
    Doch die Sorge um seine Mutter war stärker, und so rannte er mit der ungeladenen Waffe zum Holzstapel. Dort fand er sie. Mit aschfahlem Gesicht umklammerte sie ihren Arm und starrte ihn mit offenem Mund an. In den Tiefen des Holzstapels sah er den Schwanz der riesigen braunen

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