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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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und spektakuläre Wirkung, Mister White«, warnte Mary. »Manchmal wirken sie weniger direkt, aber ebenso gefährlich.«
    »Wenn ein Blitz in diesem Augenblick durch das Hausdach fährt und mich niederstreckt, dann will ich Ihnen glauben«, sagte er lachend.
    »Wie Sie meinen, Mister White«, gab sie unwillig zurück. Schon wollte sie das Streitgespräch unter einem anderen Gesichtspunkt fortführen, als Matilda in der Tür des Esszimmers erschien und Duncans Blick einfing. Er entschuldigte sich und erhob sich.
    »Was ist los, Mädchen?«, fragte er Matilda, die ziemlich aufgeregt wirkte.
    »Ein Mann ist an der Tür und sagt, er muss mit dem Boss sprechen.«
    »Was für ein Mann?«
    »Ein junger Mann. Er sagt, ein Inspektor James ist schwer verletzt.«
    »Ich werde mit ihm reden«, knurrte Duncan. Als er zur Tür eilte, sah er Willie Harris auf der Veranda stehen.
    »Sind Sie hier der Boss?«, fragte Willie.
    »Das bin ich.« Abschätzend blickte Duncan den Jungen an, der bis auf die Haut durchnässt war und vor Kälte zitterte. Seine Haut war bleich und aufgequollen, als hätte er zu lange im Wasser gelegen. »Mein Name ist Duncan Cameron.«
    »Oben in der großen Höhle in den Hügeln liegt ein Verwundeter – Inspektor James. Wenn Sie schnell reiten, können Sie in etwa einer Stunde dort sein. Er ist ziemlich schwer verletzt. Der Blitz hat ihm einen Fuß abgerissen, und er braucht einen Arzt.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Cameron misstrauisch. »Hast du draußen in den Hügeln kampiert?«
    Willie senkte den Blick. »Das ist jetzt nicht wichtig, Mister Cameron«, murmelte er. »Inspektor James braucht dringend Hilfe.«
    »Matilda!«, brüllte Duncan ins Haus. »Lauf zu den Quartieren der Viehhirten und sag ihnen, sie sollen einen Trupp für den Ritt in die Nerambura-Hügel zusammenstellen, und zwar sofort. Sie sollen den Einspänner nehmen. Danach besorgst du dem jungen Mann hier was zu essen und jede Menge heißen Tee.«
    Duncans eindringlicher Ruf drang auch bis zu Mary und Granville, die noch am Tisch saßen. Als er zurückkam, um sich für die Unterbrechung zu entschuldigen, erklärte Granville, er habe volles Verständnis. Das Abendessen war vergessen, als das Haus zum Leben erwachte, um die Rettungsaktion vorzubereiten. Die Viehhirten sattelten in aller Eile ihre Pferde. Der Einspänner wurde ebenfalls vorbereitet. Mittlerweile hatte der Regen bis auf vereinzelte Schauer aufgehört. Gelegentlich brachen sogar die Wolken auf, und die Sterne blitzten hervor.
    Einer der Hirten hatte gehört, dass ein Arzt die Nacht in Balaclava verbrachte. Als Duncan davon erfuhr, schickte er sofort seinen besten Reiter hinüber, um ihn zu holen.
    Matilda führte Willie in die Küche und forderte ihn auf, sich an den Tisch zu setzen. Dabei spürte sie sein Unbehagen. Er sah aus, als würde er beim geringsten Alarmzeichen aufspringen und davonrennen. Bestimmt wurde er von der Polizei gesucht.
    Sie goss ihm eine Tasse dampfenden süßen Schwarztee ein und schnitt ihm Scheiben vom Rinderbraten ab. Der Junge schlang das Fleisch hinunter und spülte mit dem Tee nach, ohne sich um die Temperatur der heißen Flüssigkeit zu scheren.
    Nachdem Duncan sich davon überzeugt hatte, dass seine Männer zum Aufbruch bereit waren, trat er in die Küche, wo sich Willie mit Brot und Bratensoße voll stopfte. »Kommst du mit?«, fragte er. Willie hörte auf zu essen und blickte zu dem vor ihm stehenden Verwalter auf.
    »Sie wissen ja, wo die Höhle ist, Mister Cameron«, erwiderte er. »Da brauchen Sie mich nicht, um Ihnen den Weg zu zeigen.«
    »Du bist Willie Harris, stimmt’s?«, stellte Duncan in aller Ruhe fest. »Ich habe gehört, dass du dich vielleicht hier draußen versteckt hältst. Einer meiner Schwarzen hat deine Spuren in der Nähe der Hügel gesehen. Deswegen weißt du auch über die Höhle Bescheid.«
    »Und wenn ich Willie Harris wäre?«, fragte der junge Mann leise. »Würden Sie mich dann den Greifern ausliefern?«
    Der Verwalter blickte den Jungen unverwandt an. »Das würde davon abhängen, ob ich dich festhalten kann«, sagte er. »Nicht wahr?« Willie verstand, was er meinte, und zog einen kleinen Revolver unter seiner Jacke hervor.
    »Tut mir Leid, dass ich Ihnen das antun muss, Mister Cameron«, sagte er, während er den mehrläufigen Derringer auf Duncan richtete. »Aber ich habe für Mister James getan, was ich konnte. Jetzt muss ich mich um mich selber kümmern.«
    »Du solltest das Fleisch mitnehmen. Und

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