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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Heimat geworden. Als sie über den Tisch den Mann ansah, der ihr Essen genoss, ohne sich um den Kummer zu scheren, den er über sie gebracht hatte, fühlte sie eine Wut in sich aufsteigen, die an nackten Hass grenzte.
    Auch Granville aß nur wenig, obwohl der Rinderbraten wirklich ausgezeichnet war. Er verschwendete keinen Gedanken daran, ob sich seine Gastgeber in seiner Gegenwart unbehaglich fühlten oder nicht. Jegliche Moral war ihm fremd.
    »Mein Kompliment zu diesem Abendessen, Missus Cameron«, meinte er, während er an dem roten Bordeaux nippte, der zum Essen serviert wurde. »Ihre Eingeborenen-Köchin macht wirklich einen hervorragenden Rinderbraten.«
    »Matilda wäre sicher sehr geschmeichelt zu hören, dass Sie ihre Küche zu schätzen wissen, Mister White«, erwiderte Mary mit einer Prise Sarkasmus. Schließlich wusste sie, dass Matilda Granville White mit einer Leidenschaft hasste, die nicht einmal sie selbst erklären konnte. Jedes Kompliment von ihm wäre reine Verschwendung gewesen. Mary hatte selbst keine Lust, zu Granville höflich zu sein. »Ich war ziemlich überrascht, dass Sie die Nerambura-Hügel tatsächlich besucht haben«, sagte sie, nachdem sie dem Wein kräftig zugesprochen hatte. Ihr Mann hatte sie noch nie so viel trinken sehen.
    »Und warum das, Missus Cameron?«, fragte Granville in mildem Tonfall.
    »Ich muss gestehen, dass ich von dem Fluch weiß, der auf Ihrer Familie liegt. Als Mister Cameron und ich nach Glen View kamen, habe ich Sir Donalds Tagebuch gefunden und gelesen. Ich wollte nicht seine privaten Gedanken ausspionieren, sondern mehr über Glen View erfahren. Ich bin überrascht, dass Sie es riskiert haben, den Zorn der Geister der Ureinwohner zu erregen, die in diesen Hügeln umgehen.«
    An ihrer streitlustigen Miene sah Granville, dass sie ihn provozieren wollte. Die Zunge einer Frau ist wirklich schärfer als ein Schwert, dachte er bei sich, während er Messer und Gabel zu beiden Seiten seines Tellers ablegte. »Ich muss Sie enttäuschen, Missus Cameron, aber Dinge wie Flüche existieren nicht. Spricht er in seinem Tagebuch tatsächlich von einem Fluch der Wilden?«
    »Nicht direkt«, gab sie widerwillig zu. »Aber irgendein Übel scheint jeden zu befallen, der mit der Familie Macintosh in Berührung kommt. Und Sie sind schließlich mit Sir Donalds Tochter verheiratet.«
    »Ich glaube, wir sollten aufhören, uns über Gespenster zu unterhalten, Mary«, mischte sich ihr Ehemann ein. »Als Tischgespräch ist das nicht geeignet.«
    »Ich finde, es ist ein ausgezeichnetes Thema für ein Tischgespräch, Duncan«, erwiderte sie entschieden. »Offenbar ist es im Augenblick in den besten Häusern Englands die letzte Mode. Spiritismus nennt man das, glaube ich.«
    »Das mag schon sein, Mary, aber ich denke kaum, das sich das auf den Aberglauben der Schwarzen bezieht«, hielt Duncan dagegen. »Ich bin überzeugt davon, dass Mister White nicht mehr von der Magie der Ureinwohner hält als ich.«
    »Die Vorstellung, dass nur Europäer an Geister glauben können, ist absurd«, schnaubte sie verächtlich, wobei sie einen kräftigen Schluck Rotwein nahm. »Die Aborigines sind diesem Land mehr verbunden, als wir jemals verstehen können.«
    Mary war eine intelligente und sehr belesene Frau. Die Spiritismuswelle, die über das viktorianische England schwappte, faszinierte sie. Sie hatte in den Zeitungen darüber gelesen, und als Keltin fühlte sie sich von dem Thema angesprochen. In ihrer schottischen Heimat glaubte man bereitwillig an eine Welt jenseits alles Irdischen.
    Granville lächelte sie herablassend an. »Ich muss zugeben, dass ich Ihre Überzeugung bis vor kurzem vielleicht noch geteilt hätte, Missus Cameron. Aber heute habe ich die Quelle meiner Ängste aufgesucht und dort nichts als einen Hügel gefunden, und zwar keinen besonders eindrucksvollen. Meine Konfrontation mit dem Unbekannten hat mir gezeigt, dass abergläubische Furcht das Produkt von Unwissenheit ist. Ich stand dort völlig schutzlos allen Dämonen preisgegeben, die sich in den Hügeln herumtreiben mögen. Kein überirdisches Wesen hat sich auf mich gestürzt, mir ist absolut nichts geschehen. Jetzt weiß ich, dass wir nur unsere Fantasie zu fürchten haben, die sich an Dingen entzündet, denen wir uns nicht stellen. Wie Sie sehen, bergen die Hügel für mich keinen Schrecken, sonst würde ich hier nicht gesund und munter diesen exzellenten Rinderbraten genießen.«
    »Nicht alle Flüche besitzen eine sofortige

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