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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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war in ihrem harten Leben eine Alltäglichkeit.
    Die Nacht senkte sich über das Lager der Expedition, zuerst als sanftes, orangerotes Licht voller Schönheit, dann als samtiger, dunkler Mantel, der mit kristallklaren Diamanten besetzt war.
     
    Trooper Peter Duffy starrte Gordon James an, der allein an einem kleinen Feuer saß und Tee aus einem Becher trank. Während der langen Wochen des ergebnislosen Patrouillierens hatte keiner der beiden versuchte, die immer breiter werdende Kluft zwischen ihnen zu überbrücken. Ihre Freundschaft lag im Sterben. Das einzige Verbindungsglied zwischen ihnen war nun Sarah – die Schwester, um deren Zukunft sich Peter als liebender Bruder sorgte, die Mischlingsfrau, die Gordon begehrte, ohne zu wissen, wie er mit seinen aufgewühlten Gefühlen umgehen sollte.
     
    Als Gordon zu den Sternen aufsah, erinnerte er sich daran, dass die Aborigines glaubten, das wären die Geister der Toten. Es waren so viele Sterne, dass dem jungen Polizeioffizier ein seltsamer Gedanke kam. Würde sich der Himmel mit weiteren Gestirnen füllen, bevor die Expedition nach Cloncurry zurückkehrte? Drei Tage zuvor waren Bumerangs und Speere mitten am Nachmittag durch den Dunst geschwirrt und auf seine Reiterkolonne herabgeregnet.
    Nach der ersten Attacke hatte Gordon seine Polizisten und Hilfstruppen gesammelt und die Verfolgung der Kalkadoon aufgenommen, die wie Schatten zwischen den spärlichen Bäumen der Ebene hin- und herflitzten. Er ging davon aus, dass der Hinterhalt spontan organisiert worden war. Daher galoppierte sein Trupp den Kriegern nach, wobei Polizisten und Grenzer wie eine angreifende Kavallerie ausschwärmten.
    Doch plötzlich stießen sie auf eine weitere Gruppe Kalkadoon, die aus dem Hinterhalt ihre ungeschützte Flanke attackierte. Diesmal fanden die Speere unter den überraschten Angreifern Ziele. Zwei Pferde gingen durchbohrt zu Boden. Die Attacke endete in einem Handgemenge. Pferde und Weiße flohen in völliger Verwirrung und Panik in alle Richtungen, was von den Kriegern mit höhnischen Geheul kommentiert wurde. Nur Gordons Führungsstärke brachte sie dazu, sich wieder zu sammeln, und verwandelte die panische Flucht in einen geordneten Rückzug.
    Während sich die zitternden Männer samt ihren schwitzenden, bebenden Pferden sammelten, grinsten sie sich verlegen an. Wie sehr sie ihre Gegner unterschätzt hatten, dachte Gordon, während er die Ebene mit den Blicken nach den Kalkadoon absuchte, die sich scheinbar in Luft aufgelöst hatten. Nie wieder würde er verächtlich auf die Taktik der zu allem entschlossenen Krieger herabsehen. Inspektor Potter war dieser Fehler unterlaufen, und er hatte dafür mit dem Leben bezahlt.
     
    Auf einer Hügelkuppe tief in den niedrigen, runden Bergen westlich des Lagers der berittenen Eingeborenenpolizei saß ein erfahrener Krieger ebenfalls allein an einem Feuer und stocherte mit einem Stock in der Glut.
    Trübsinnig beobachtete Wallarie, wie die Feuergeister im Funkenregen tanzten und zum Nachthimmel aufstiegen, wo sie nicht mehr von den funkelnden Sternen zu unterscheiden waren. Er blieb nicht lange allein. Ein breitschultriger junger Kalkadoon-Krieger gesellte sich zu ihm.
    Terituba hatte die Legenden über den Darambal-Zauberer gehört, der aus dem Süden gekommen war, um sich ihnen anzuschließen. Angeblich kannte der Darambal die Weißen gut und war einmal sogar mit einem befreundet gewesen, der ebenfalls von den weißen Stämmen und der verhassten berittenen Eingeborenenpolizei gejagt wurde. Der Darambal-Krieger hatte die Sprache der Kalkadoon rasch gelernt und wurde nun als Berater des Kriegshäuptlings akzeptiert.
    Terituba ließ sich im Schneidersitz neben Wallarie nieder und starrte in die Glut.
    »Wenn uns die Weißen folgen, werden wir sie vernichten«, prahlte er, obwohl er wusste, dass Wallarie den Kalkadoon dringend davon abgeraten hatte, sich in die Hügel zurückzuziehen. »Hier sitzen sie in der Falle, und ihre Pferde nützen ihnen an den steilen Hängen nichts.«
    Doch Wallarie schwieg und starrte nur ins Feuer, ohne sich um die Angeberei des stolzen jungen Kriegers zu kümmern. Was wussten die anderen schon von der Hartnäckigkeit der weißen Polizisten!
    »Der Fluss versorgt uns mit Wasser und Nahrung«, fuhr Terituba fort. »Hier gibt es Felsbrocken, die wir von unseren Bergen aus auf den Feind schleudern können. Einmal haben wir ja schon einen Anführer der Schwarzen Krähen getötet. Die kennen das Land nicht so gut wie

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