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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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wir.«
    Endlich brach Wallarie, der die Arroganz des Jüngeren nicht länger ertragen konnte, sein Schweigen. »Der Mann, der die Schwarzen Krähen führt, kennt das Land«, sagte er ruhig. »Das weiß ich.«
    Überrascht starrte Terituba Wallarie an. »Aber er ist nur ein Weißer. Wie könnte er das Land so gut kennen wie wir?«, meinte er verächtlich.
    »Weil er eine Zeit lang unter den Kyowarra gelebt und viele Dinge von uns gelernt hat. Sein Vater hat mein Volk ausgelöscht, bis nur noch ich übrig war. Er tötet alle Schwarzen dieses Landes. Das weiß ich, weil ich den Mann kenne, der sich Gordon James nennt, so wie ich seinen Vater vor ihm kannte.«
    Als Terituba den Worten des alten Mannes lauschte, packte ihn der eisige Schauer, der Menschen sonst bei einer göttlichen Enthüllung überfiel. Nach wenigen Augenblicken erhob er sich und ließ Wallarie an seinem Feuer allein. Der Zauberer war ein Mann, dem man aus dem Weg gehen oder den man töten musste, dachte er, während er davoneilte.
    Wieder allein, dachte Wallarie darüber nach, was es bedeutete, dass Gordon James mit seinen Pferden und Gewehren in die Hügel kam. Peter Duffy war bei ihm. Peter, der Sohn von Tom Duffy, dem großen Weißen, und von Mondo, die mit Wallarie blutsverwandt gewesen war. Peter kam, um seine Brüder zu töten, die sich gegen die verhasste Eingeborenenpolizei erhoben hatten.
    In einem Tal tief unter ihm heulte ein Dingo. Mit dunklen Augen starrte der alte Krieger in die Flammen des Feuers, die ihm ihre Geheimnisse enthüllten. Er summte die Lieder seines Volkes, Lieder, die nur noch er kannte, bis die Träume kamen. Und in diesen Träumen streckten die Geister seines Volkes die Arme nach ihm aus und sprachen über die endlosen Ebenen zu ihm, auf denen es nichts gab als Buschwerk, rote Erde und zerklüftete Hügel.
    In seinen Visionen sagte ihm der Geist der Berge, was er tun musste, um das Andenken seines Volkes zu erhalten. Wallarie versuchte zu protestieren, aber die Stimme des Geistes war stark und nahm verschiedene Gestalten an, um ihn einzuschüchtern. Schließlich ergab sich der Darambal-Krieger in die Weisheit seiner Ahnen. Er seufzte in seinem unruhigen Schlaf, während der Dingo heulend seine Artgenossen in den Godkin-Bergen rief.

19
    Michael Duffy biss die Spitze seiner Zigarre ab und spuckte das Ende ins Wasser, das sanft gegen die Felswand von Sydneys Circular Quay schlug. Passagiere von den Fähren hasteten an ihm vorüber, ohne Notiz von ihm zu nehmen. Er ließ sich Zeit damit, ein Streichholz anzuzünden, schließlich hatte er keine Eile. Er wollte das köstliche Aroma genießen, während er geduldig auf den Mann wartete, den Horace Brown in der Angelegenheit von Fellmann kontaktiert hatte.
    Zeitungsjungen boten ihre Ware an, wobei sie den Passagieren Schlagzeilen in einer Sprache entgegenschrien, die so unverständlich war wie die eines Auktionators. Pferde-Trambahnen und Droschken warteten im geschäftigen Herzen von Sydneys Tor zur Welt. Dampfschiffe lagen in den vielen kleinen Buchten der Hafenstadt vor Anker, und die leichten Segelboote der Reichen jagten über die Wellen.
    Müßig beobachtete Michael die Damen in ihren langen Kleidern mit den wenig schmeichelhaften Tournüren. Die Männer trugen Zylinder und Gehrock. Er erinnerte sich an ähnliche Szenen aus seiner Jugend, wenn er und sein Cousin Daniel die Fähre nach Manly auf der anderen Seite des prächtigen, von Bäumen gesäumten Hafens genommen hatten. Dort war er zum ersten Mal der schönen Tochter des mächtigen schottischen Siedlers Donald Macintosh begegnet. Aber Fiona Macintosh war nun Missus Fiona White und mit dem Mann verheiratet, der für die entsetzliche Wendung der Ereignisse verantwortlich war, die Michael das gewalttätige Leben eines Söldners aufgezwungen hatte.
    Trotz der allgegenwärtigen Gefahr, dass die Polizei von seiner wahren Identität erfuhr, und der vor ihm liegenden, gefährlichen Aufgabe fühlte Michael, umgeben von den vertrauten Bildern und Geräuschen der Stadt seiner Jugend, einen merkwürdigen Frieden.
    »Mister Duffy«, sagte plötzlich eine tiefe, kultivierte Stimme hinter ihm, während er über das Wasser auf die Bucht hinaussah. »Seit unserer letzten Begegnung ist einige Zeit vergangen.«
    »Major Godfrey! Wie ich sehe, geht es Ihnen gut«, entgegnete Michael überrascht, als er das Gesicht aus der Vergangenheit vor sich sah. Das letzte Mal war er dem Offizier vor zehn Jahren begegnet, als sich dieser bei einem

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